Pflichtbewusst wie ich nun einmal bin, stellte ich nach Erhalt der CD "Lead Me To The Tombs" und vor deren Rezension Recherchen zu Band und Album an, um die Informationsarmut des Beiblattes auszubügeln. Im Zuge dessen fiel mir auf, dass die Scheibe von anderen Kritikern bisher durchweg der Kategorie Müll zugeordnet wurde, was ich weder verteufeln noch bestätigen möchte. Womit ich allerdings nicht konform gehe, ist die um sich greifende Meinung, eine schlecht produzierte Platte sei eine schlechte Platte. Als Paradebeispiel hierfür seien zum tausendsten Mal die Alben "A Blaze In The Northern Sky" und "Under A Funeral Moon" von Darkthrone genannt, deren dünner Sound nicht nur niemanden störte, sondern sogar einen nicht unerheblichen Kultstatus zur Folge hatte. Bei Black Candle handelt es sich zwar auch nach meinem Geschmack nicht um die leuchtendsten Sterne am schwarzmetallischen Himmel, dennoch fühle ich mich dazu genötigt, so manch vernichtendes Urteil zumindest ein bisschen gerade zu rücken.

Nachdem die beiden ersten Werke der Luxemburger, "Nightfire" und "The Faceless Angel", vollkommen an mir vorbeigegangen waren, wollte ich nun beim dritten Streich endlich ein Ohr riskieren und krallte mir "Lead Me To The Tombs" zur Rezension. Schnell stach die klanglich bescheidene Produktion in meine Gehörgänge und nach dem Genuss aller zehn Titel stand auch fest, dass hier nicht eine einzige eigene Idee sondern ausschliesslich Kopien der Tonkreationen von Fenriz, Nocturno Culto und Zephyrous zum Besten gegeben werden. Diese Abkupferei geschieht jedoch keinesfalls grottenschlecht sondern solide und patent und schiebt sich somit ins Blickfeld eines jeden Anhängers des, ob gewollt oder ungewollt, rohen und primitiven dunklen Liedgutes. So kommen die Gitarren recht unaufdringlich und auf wenige Takte beschränkt daher, ein Bass ist trotz der Existenz eines zugehörigen Bassisten nicht zu vernehmen und neben dem aktiven Schlagwerk dominiert die fiese Kreischerei von Goldkehle Simon. Zugegebenermassen lassen sich auch einige Aussetzer ausfindig machen, wie beispielsweise die mehr als nur hypnotisch wirkenden Sägegitarren bei "Into Comfortable Darkness", deren Gequietsche durch Mark und Bein dringen. Die äussere Aufmachung erinnert an Silberlinge wie "From The Pagan Vastlands" von Behemoth, verzichtet demzufolge auf eine aufwendige Gestaltung und auch gänzlich auf den Abdruck der Texte.

Black Candle reichen uns mit "Lead Me To The Tombs" eine Platte nach, die ebenso gut vor zehn bis fünfzehn Jahren hätte erscheinen können. Erträglicher Minimalismus lockt zwar auch aus mir nicht viele Punkte heraus, verhindert aber den totalen Verriss und führt zu dem Urteil, dass Liebhaber des nordischen Black Metal der frühen Neunziger, zu denen auch ich mich zähle, einen Testlauf wagen sollten. Schlecht produziert, ideenlos und dennoch ganz nett gemacht.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

9/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal