Endlich halte ich sie in den Händen, die erste richtige Scheibe in voller Länge von Sonic Reign. Genau vierzig Minuten schleudern die Unterfrankener den Fanatikern des modernen Schwarzmetalls ihren von Satyricons "Rebel Extravaganza" inspirierten Stahl entgegen, der furios, wild und dermassen kalt daherkommt, dass sich das norwegische Vorbild warm anziehen sollte.

Abwechslung schreibt man in Mellrichstadt gross, sehr gross. Abwechslung, Innovation, grossartige Riffs, ein intensives Songwriting und hypnotische Melodien sind dort scheinbar auch keine Fremdwörter. Bei Sonic Reign gehören diese jedenfalls zum guten Ton, auch wenn desöfteren beim grossen Bruder Satyricon abgeschrieben wird. Abschreiben und dem Ganzen eine gehörige Portion eigener Würze zu verpassen, das ist nicht nur beim Schulbankdrücken sinnvoll, sondern erweist sich auch im Metal als Garant für gute Leistungen. Technische Präzision, eine Drum-Akrobatik, die wahrlich hervorsticht und ein vom Hass zermürbter, Satyrs Glanzleistungen huldigender Gesang, der stellenweise gar den des charismatischen Norwegers übertrifft – das sind nur wenige der Punkte, die "Raw Dark Pure" auszeichnen.

Sonic Reign haben graduiert, sind in den obersten Reihen angelangt. Klang die MiniCD "The decline Portrait" teilweise ein wenig zu steril und mangelte es dem Erstwerk nach der ersten Demo-Aufnahme noch an einer angemessenen Produktion, so gibt es beim Klang keinerlei Kritikpunkte, die für schlechte Benotungen sorgen könnten. Ganz im Gegenteil sogar. "Raw Dark Pure" schreit nahezu nach dem Vergleich zum 1999 veröffentlichten Album des norwegischen Vorbildes, kann gar mit gewissen Momenten aufwarten, die den extravanten Rebellen vorübergehend in seine Schranken weisen. Die Produktion ist zudem ein herausragendes Aushängeschild für das "Sonic Room" getaufte Studio. Teilhaber ist – wie es der Zufall will - Benjamin Borucki.

"Raw Dark Pure" ist ein Album, das wild und nahezu wahnsinnig erscheint, einen einzigartig sterilen, eiskalten Charme mit sich bringt und mich bereits in den ersten Minuten gepackt hat. All jene, die sich für die neuen Satyricon-Werke interessieren, fordere ich dazu auf, diesem Album mindestens einige Rotationen zu gewähren. Hereinhören können Interessierte jedenfalls bei http://www.sonicreign.de. Sonic Reign stellen auf ihrer Seite nämlich vier Ausschnitte zur Verfügung. Seine Kraft entfaltet der rotzige Progressiv-Rundling mit Sicherheit, eine Offenheit seitens des Hörers vorausgesetzt.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Sovereignty Productions

Veröffentlichung

8/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal