Seit "Hünengrab im Herbst" von Nagelfar hat mich kein deutsches Debüt mehr derart aus den Socken gehauen wie Kermania’s "Ahnenwerk". Die vier überlangen Kompositionen sind von Beginn weg allesamt packend und erzeugen eine durchdringende Düsteridylle, die ihresgleichen beinahe vergeblich sucht. Stilistisch bewegt sich Kermania nicht sehr weit von ebengenannten Übervätern deutschen Extremstahls weg, von Meilenwald dürfte seine Finger sogar an den Fellen gehabt haben. Man möchte das Werk dem lupenreinen Schwarzstahl unterordnen, würde dann jedoch einige deutlich paganoide Einstreuungen wie beispielsweise die Rhythmik des Titelsongs und in den Texten vernachlässigen. Zwischen fiesem Gebolze und beklemmender Atmosphäre jagt eine dezente Melodielinie die andere. Hysterische Gesangseinlagen wechseln mit gezielt eingesetzten Sauberpassagen und Kreischgesang. Über weite Strecken dominieren die Riffhagel ohne gesangliche Begleitung das Geschehen. Man horcht den hallenden Klängen, bis man ganzkörperlich in ihnen entschwindet und eins mit den epischen Kompositionen wird. Demnach liefert Kermania ein zwar kampfbetontes aber nicht Knüppelorgien-überschwängertes Album, das mit nur drei Unterbrüchen sämtliche Register zieht, um den Hörer zu fesseln.
Die Produktion wirkt weder künstlich aufpoliert, noch unrein. Sie liefert dennoch genau, was bei einem Wunderwerk erwartet wird: Kälte und dezent melancholische Klangatmosphäre mit angemessenen Streuklängen. Charakteristisch ist der stellenweise dumpf klopfende Trommelklang, welcher die faszinierend kalte Atmosphäre unterstreicht. Wenn die Bässe wuchten müssen, dann donnert es standesgemäss. Wenn die Stimmung ruhig und erhaben wirken soll, hält sich Donar zurück.
"Ahnenwerk" ist ab sofort ein grosser Stein im deutschen Schwarzstahlgebäude und Kermania ziert wohl schon bald die Turmspitze desselben.
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
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Label |
VÁN gbr |
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Veröffentlichung |
5/2006 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |