"Spirit of Sorrow" ist eine wahre Zerreisprobe. Während das Tempo und die Handlungsvielfalt einen zum Tiefschlaf zwingen, lassen die krächzenden, flachbrüstigen Instrumente und die papierdünnen Songstrukturen die pure Wut und Gefühle der Machtlosigkeit in einem hochsteigen. Noch nicht lange ist es her, da hat mich "Towards the Castle", das Vorgängeralbum, auf eine Gratwanderung zwischen Abscheu und Verwunderung gezwungen und mich deshalb mit einem Auge verächtlich, mit dem anderen wohlwollend blicken lassen. Dieses Mal gibt es kompromisslosen Klartext.

Hätte Andrea Tilenni, der eine Kopf hinter "Fear of Eternity", ganz auf Schlagzeug und Gitarre verzichtet, anstatt dieses Kindergetrommel und die vor Altersschwäche kläglich vor sich hin sägende Gitarre zu präsentieren, und hätte er uns auch seine schon seit jeher unheilvoll und schwachatmig krächzende Stimme erspart, müsste man diese mehrstimmige Keyboardorgie nicht mehr als postmodernen Black Metal verkaufen. Dann wäre "Spirit of Sorrow" der ideale Meditationsbegleiter für depressive Tao-Anhänger. Vor lauter düster-mystischen, atmosphärischen Melodien versinken die Stücke in der Belanglosigkeit. Vielleicht liegen bei dieser Auslegung des Black Metal, der ganz ohne Blastbeat oder aufschäumende Tempovariation auskommt, und der von billig anmutenden, jeglicher Authentizität entbehrenden Klängen beherrscht wird, Wahrheit und Verrat dicht beieinander. Für mich jedenfalls ist dieses Werk eine trügerische Bereicherung unseres Metiers.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Moribund Records

Veröffentlichung

4/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal