Die Kanadier Kataklysm gehören bei Nuclear Blast schon beinahe zum Inventar wie die Tische und Stühle in den Büros des deutschen Metalmagnaten. 1993 reichten sie ein Demo ein und bekamen auch prompt einen Plattenvertrag. Dieses Demo wurde ein Jahr später auf CD veröffentlicht ("The Mystical Gate Of Reincarnation"), doch nach zwei Alben, "Sorcery" (1995) und "Temple Of Knowledge" (1996) war 1997 erst mal fertig lustig mit Nuclear Blast. Darauf folgte ein eher experimentelles Album namens "Victims Of This Fallen World", welches 1998 für die Plattenfirma Hypnotic International eingehämmert wurde. Nach Erfüllung des dortigen Vertrages landeten die Holzfällerdeather aber wieder bei Nuclear Blast, wo sie letztes Jahr mit "The Prophecy" eine weitere Scheibe veröffentlichten, welche gleichzeitig zeigte, dass die brutalen Prügelorgien von Kataklysm zwar nicht abgeschrieben waren, jedoch in Zukunft auch eingängigeren Passagen etwas Platz lassen würden. Der Versuch war sicherlich recht gut, aber so richtig homogen wirkte die entsprechende Mischung auf "The Prophecy" noch nicht.

Mittlerweile hat ein eindeutiger Weiterentwicklungsprozess bei Kataklysm stattgefunden. Auch wenn die beiden eröffnenden Titel "Il Diavolo In Me" und "Damnation Is Here" Euch die Köpfe abreissen, finden sich schon unverkennbar melodische Gitarrenmelodien und Rhythmuswechsel in den unteren Geschwindigkeitsbereich im kanadischen Wirbelsturm. Danach wird's dann aber noch erstaunlicher. Maurizio Lacono stellt bei dem folgenden, zweiteiligen Roma-Track seine Kreischestimme vermehrt in den Vordergrund. Das Tempo wird merklich verlangsamt, und die Rhythmussektion verzichtet sogar ganz auf die Blastparts. "Era Of The Merciless" und "As The Glorious Weep" sind eigentlich astreine melodic Death Songs. Auf den folgenden Tracks darf Max Duhamel zwar wieder öfters sein Schlagzeug auf's Heftigste verhauen, aber es bleibt einem nicht verborgen, dass Kataklysm sehr stark versuchen, ihre Songs einfacher strukturiert anzusetzen und ihnen nachvollziehbare, melodische Gitarrenriffs (die übrigens ziemlich europäisch klingen) zu verpassen, um damit auch immer wieder mal in den Midtempobereich runterschalten zu können, was natürlich den Effekt hat, dass der Groove bei den Kanadiern plötzlich eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Klar, für den alteingesessenen Kataklysmer ist das natürlich ein Schock, denn je länger die Platte läuft, desto mehr wird einem bewusst, dass Kataklysm nie mehr die gleichen Prügelorgien wie früher hinlegen werden. Die Kanadier haben einen eindeutigen Kurswechsel eingeleitet, müssten mittlerweile eher als brutale Death Metal Band anstatt als Death 'n' Grind Truppe bezeichnet werden und dürften damit die Fans der ersten Tage verlieren. Wie gesagt: Das war eigentlich schon bei "The Prophecy" absehbar gewesen, nur wirkten die Songs damals bei weitem noch nicht so homogen und gut arrangiert wie sie es heute tun.

Für alle Death Metal Liebhaber, die gerne ein paar Blastattacken und aggressive Vocals bei der Band ihrer Wahl sehen respektive hören, könnten Kataklysm zu einer echten Alternative werden, denn bezüglich Intensität haben die Kanadier keinen Schritt zurück gemacht, auch wenn "Epic (The Poetry Of War)" ein bisschen melodischer und langsamer als die früheren Werke geworden ist. Hier von kommerzieller Ausrichtung zu sprechen wäre Unsinn. Selbst wenn's für Kataklysm einen Lohnerhöhung von Pappa Nulcear und Mutti Blast gäbe - an die Spitze der metallischen Verkaufscharts setzt man sich mit sowas nicht. Aber eines ist natürlich klar. Kataklysm sind nicht mehr die Kataklysm, die einst die Hallen von Nuclear Blast erschütterten. Mit der Rückkehr der Kanadier hat sich auch ihre Musik verändert.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

7/2002

Format

CD

Land

Genre

Death Metal