Irgendwie passt der Titel des December Wolves Debut aus dem Jahre 1998 ja bestens, um die Musik dieser Bostoner zu umschreiben - Completely Dehumanized, denn mit Blasterpiece Theatre haben diese Amis tatsächlich eine "unmenschlich" wirkende Krachmaschinerie erschaffen. Die Basis ist der Black Metal, ganz klar, aber gleichzeitig hat das Quartett um Smails (vocals, samples), Brian O'Blivion (guitars, bass), T. Van Dono (guitars) und JaBa (drums) seine Musik bis zum Kragen mit Samples, Loops und sonstigem Programming vollgestopft, was einem nach dem kurzen Intro mit dem Titel Warning auch schlagartig bewusst wird.

Nach eigener Aussage sehen December Wolves die Welt als Friedhof, als einen toten Ort, den man nicht unbedingt retten müsste. Nun, mit Blasterpiece Theatre wird das auch ganz sicherlich nicht passieren, denn mit diesem Soundtrack im Hinterkopf geht jeglicher Gedanke an "Wiederaufbau" verloren. Jetzt sind December Wolves aber nicht irgendwelche blöden Lärmfritzen, denn dafür ist Blasterpiece Theatre viel zu clever gemacht. Während der ganzen Spielzeit gibt es nicht eine einzige Pause. Die einzigen Übergänge, die man ausmachen kann, sind düstere und psychotisch wirkende Samples, welchen man zudem auch immer wieder in den Songs selbst begegnet. Unnötig zu sagen, dass December Wolves keine Balladen schreiben sondern im besten Falle Midtempo mal als Verschnaufpause in eigener Sache sehen.

Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, ob Amis überhaupt in der Lage sind, Black Metal zu spielen, denn was üblicherweise aus dem dortigen Underground zu uns herüberschwappt, schleift nicht selten an der "hauptsache wir sind laut und scheisse"-Marke vorbei. Dieser Vorwurf trifft auf December Wolves allerdings nicht zu, denn die vier Bostoner versuchen gar nicht erst, bessere Skandinavier zu sein (auch wenn sie vielleicht die eine oder andere Immortal Platte zuhause stehen haben) - daher wohl auch das Prädikat "progressiv". Somit geniessen December Wolves praktisch Narrenfreiheit.

Gelegentlich, und das ist eigentlich schade, "überarbeiten" sich die Bostoner leider bisschen und vergessen dabei, griffige Songs abzuliefern. Desperately Seeking Satan, To Kill ... Again und Solid Gold Beating gehören aber nicht dazu. Diese drei Tracks gehen eben auch ins Ohr und haben einen gewissen Wiedererkennungswert, letzterer nicht zuletzt aufgrund seines hypnotisch wirkenden, sich schon fast "im Kreise drehenden" Gitarrenriffs.

Fazit: Chaotisch und abgedreht, wenn auch unterm Strich nicht über alle Zweifel erhaben. Black Metal Fans, die sich gerne wieder mal etwas abseits der 08/15 Grenze austoben möchten, dürften bei Blasterpiece Theatre allerdings ziemlich richtig liegen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Earache

Veröffentlichung

3/2002

Format

CD

Land

Genre

Black Metal