Das Spring Metal Festival war, wie auch schon die vier Jahre zuvor, ein spitzenmässiger Auftakt zum Festival Sommer. Alles was gefehlt hat, waren lediglich die hohen Temperaturen und ein Zeltplatz... Das Spring Metal Festival war, wie auch schon die vier Jahre zuvor, ein spitzenmässiger Auftakt zum Festival Sommer. Alles was gefehlt hat, waren lediglich die hohen Temperaturen und ein Zeltplatz. Ok, das Feeling ist bei einem Open Air auch ein anderes, dafür kamen aber Black Metal Kapellen wie Dark Fortress und Endstille besser wie unter sonnenbeschienen Nachmittagshimmel. Leider nahmen von Anfang an ein paar negative Ereignisse ihren Lauf. Als erstes kam ich zu Hause schon ziemlich spät weg und der Verkehr tat sein Übriges daran, mich ja nicht rechtzeitig zu Ultrawurscht erscheinen zu lassen. Denn, was die Excrementory Grindfuckers für Deutschland, sind Ultrawurscht für Österreich. Eine Band, die mit vielen genialen Einfällen ihre Shows zu einem Erlebnis machen. Vor allem hätte ich ihre neue Wurstkanone schon ganz gerne gesehen. Als nächstes gab meine Kamera den Geist auf, was natürlich ganz toll ist, ein Bericht ohne Fotos. Aber zum Glück waren auch noch Schreiberlingskollegen anwesend. Vielen Dank an dieser Stelle an den Chrisgrun von www.jodoschka.com, von dem ich mir die Fotos entwenden durfte. Ohne wäre meine Live-Kritik nur halb so schön. Ich kam dann erst während des Auftrittes von den Engländern Burning Skies, die ja gerade mit War from a harlots mouth auf Tour sind, auf das Gelände. Darum liess ich den Essensstand, welcher mit Abwechslungsreicher Kost vom Salatteller und Folienkartoffel bis zum Leberkässemmerl und Fleischteller mit was weiss ich was allen drauf, die Umgebungsluft mit verführerischen Düften füllte, ausser acht, schaute kurz beim Stand vom Heavy Rotation Rene vorbei und begab mich nach der kurzen Einlass-Zeremonie gleich in die Halle.
Die war für diese Uhrzeit schon sehr voll. Kein Wunder, Burning Skies gaben ja auch ordentlich Stoff. Ihre Grindcore / Death Metal Mischung kam zwar sicher nicht bei allen gut an, aber der Moshpit war extrem gut gefüllt und die sichtlich stark alkoholisierten, jüngeren Besucher schubsten sich gegenseitig dermassen durch die Gegend, dass es mehr wie eine Massenschlägerei aussah und die Menge unweigerlich zurückgedrängt wurde. Dadurch wirkte die Halle sicher auch voller als sie es wirklich war. Aber was soll’s, in deren alter haben wir genau so Gas gegeben und alle anderen für langweilige und spiessige Rumsteher gehalten. Die Jungs spielten ihr Set eigentlich recht ordentlich runter und man kann ihnen wohl kaum etwas Schlechtes nachsagen. An Professionalität fehlt es ihnen natürlich noch etwas, aber der Sänger kreischte und growlte sich ordentlich einen runter. Nur die Instrumente verloren sich oft etwas im Chaos.
Auf den Helheim Auftritt war ich schon sehr gespannt. Ihr letztes Album, "The Journies and Experiences of Death", ist ja zweigeteilt. Zum einen gibt es da die brutaleren, schnelleren Songs in der ersten Hälfte, zum anderen die atmosphärischen Pagan Metal Stücke, welche einem schon mal eine Gänsehaut verschaffen können. Nach dem im April der Nachfolger "Kaoskult" erscheinen soll, konnte man nur mutmassen, in welche Richtung dieses geht. Anhand der Kettenhemden, welche die Musiker an hatten, konnte man sich aber schon denken, dass es wohl eher die Pagan Richtung ist. So war auch nur wenig brachiales und schnelles zu hören. Obwohl mir der Track "Northern Forces", welcher auf der Bandpage zum Probehören bereit steht, sogar ziemlich heftig vorkommt im Gegensatz zu dem, am Konzert dargebotenen Musikgut. Eins ist aber sicher, die Mannen haben eine ordentliche Stimmung verbreitet und diese wurde vom Publikum dankend angenommen. Da passte von der spielerischen Leistung bis zur Präsentation einfach alles zusammen. Eine Weile machte sich allerdings ein grauenhaftes brummen aus einem der linken, oberen Lautsprecher breit. Das bekam die Crew zum Glück aber gleich wieder in den Griff. Witzig war, wie wie viele Trinkhörner man plötzlich gen Hallendecke ragen sah. Da standen stark betrunkene Jugendliche, gekleidet in Trainingsjacke, und reckten das Trinkhorn in alle Richtungen. Einer davon viel sehr negativ auf. Immer wieder viel er auf seine Stehnachbarn, was diese doch ziemlich verärgert hatte. Aber sein Durchhaltevermögen war echt bemerkenswert. Er "stand" den ganzen Auftritt lang ohne hin zu fallen. In der darauf folgenden Pause hat er allerdings den Fehler gemacht, sich hin zu setzten. Zumindest dürften einige Leute schon eine Weile zugesehen haben wie er versuchte aufzustehen. Denn als er es geschafft hatte, haben sie ihm applaudiert. Zumindest war er mehrere Minuten mit etwas anderem beschäftigt als Trinken und war dann vielleicht wieder einen Tick nüchterner. Bis das Intro von den Excrementory Grindfuckers begann, hab ich mir die Zeit am Heavy Rotation- und Triton Style Stand vertrieben. Triton Style ist ein relativ neuer Individual Clothing Shop aus Ranshofen, der einiges an Bandshirt zu sehr angenehmen Preisen zu bieten hat. Leider hatte ich nicht unbedingt viel Geld in der Tasche, aber am Summer-Nights wird er eh auch wieder zugegen sein.
Die Grindficker eröffneten ihre Darbietung mit einer kurzen Rede und der Frage ob denn schon jemand scheissen war am Festival. Ich denke, sie haben nicht damit gerechnet, dass sich so viel melden würden, denn zum ersten Song, "Heimscheisser", passte die Antwort natürlich wenig. Trotzdem gab die Kapelle ordentlich Gas und hatte das Publikum vom Anfang an in der Hand. Leider kam aber beim ersten Song auch gleich wieder das Furzen aus dem linken Lautsprecher und man meinte scheinbar, dass das an den Mikros lag. Die waren beim ersten Stück dann sehr leise gedreht, was auch Rob, einen der Sänger, sichtlich verwirrte. Die Crew hatte aber auch da das Problem schnell im Griff und die Räumlichkeit war von der ersten bis zur letzten Minute so voll wie an dem ganzen restlichen Abend nicht mehr. Bei der deutschen Band besiegt einfach die Neugierde den Drang, ein Bier holen zu gehen oder sich seinen menschlichen Bedürfnissen hin zu geben. Sogar "Halb & Halb" haben sie richtig anständig präsentiert. Aber bei ihren Lieder ist es allgemein schwer sie gesanglich sowie auch spielerisch an den Mann zu bringen. Ich verstehe nicht, warum manche in ihren Berichten immer noch schreiben, dass es sich bei den Fuckers nur um eine Spassband handelt, die nur wie blöde reinklöppelt, aber technisch nichts können. Wer sich die Lieder mal ein klein wenig genauer anhört wird sehr schnell merken, dass man die Instrumente wirklich beherrschen muss, um das zu bringen. Ok, die Flöte ging zwar noch voll in Ordnung, aber bei der Zugabe "The Final Countdown" merkte man halt doch, dass HIM kein Trompetenprofi ist. Aber das erwartet ja auch keiner. Ihre "Standard-Instrumente" haben sie auf jeden Fall voll im Griff, da kann kommen wer will. Einer der Höhepunkte war natürlich – und ich denke nicht, dass das nur in Österreich so ist - "Vater Morgana". Da wurde nicht irgend etwas oder jemand verarscht, wie es bei den meisten anderen Coverversionen der Fall ist, sondern wirklich gehuldigt. Und es hörte sich auch der hohe Singsang am Anfang nicht so schlimm an wie es bei der Live Version auf der Guts, Gore & Grind der Fall ist. Wie laut die Zuschauer mitgesungen haben war aber einfach nur noch geil. Da bebte der Saal. Die grösste Integration des Mobs gab es aber bei "Staatsgrind Nr. 1". Man liess hundert mal die eine Hälfte "Staatsgrind" und die andere "Nr. 1" schreien und die Leute machten bis zum bitteren Ende mit. Einige Zuschauer dürften die Kapelle übrigens noch nicht gekannt haben. Die zwei vor mir sahen sich ständig gegenseitig grinsend an und schüttelten den Kopf. Ihnen hat es aber sichtlich sehr gut gefallen. An der Bar hörte ich noch zwei Typen quatschen von wegen, sie hätten mit allem gerechnet, aber nicht mit dem und sie brauchen unbedingt alle Alben der Excrementorys. Leider leider spielten sie "Hose hoch" nicht. Das Stück ist trotz des lustigen Textes derart melancholisch, dass es einem kalt den Rücken runter läuft.
Diese kalten Schauer bekam man dafür bei Dark Fortress schon beim Intro und die hielt während den Liedern immer wieder Einzug. Morean mag zwar keine so feste und aggressive Kreischstimme haben, aber das knurren von ihm passt zu den Mid-Tempo Krachern, die überwiegend gespielt wurden, einfach viel besser. Sein Gesang wirkt live direkt beschwörend, was die Lieder gleich noch intensiver und beängstigender erscheinen lässt, als sie eh schon sind. Die Gitarrenriffs der Bayern kamen dann auch noch so fett rüber, dass die Musik den Raum richtig auszufüllen schien. Das kam nicht nur aus den Lautsprechern, sondern war einfach da. Und wer die neue Scheibe, "Eidolon", kennt, der weiss auch, dass Nackenschmerzen nach dem Auftritt unausweichlich sind. Ich kann ja nicht mal jetzt still sitzen, wo der, meiner Meinung nach, stärkste Song der neuen CD, "Baphomet", mich beim Schreiben inspirieren soll. Beim Konzert hat mir allerdings "CataWomb" von der Séance am besten gefallen. Der Song ist ein gutes Beispiel dafür, dass der neue Sänger sogar manch alte Lieder besser rüber bringt. Auch hier waren verdammt viele Leute vor der Bühne und feierten die Band so gut es nur ging. Aber wen wundert es, die Performance war auch 1A und ich freue mich, sie auf dem Summer-Nights Open Air wieder zu sehen. Ich hoffen nur, dass sie nicht am hellichten Nachmittag spielen müssen. Das könnte die Atmosphäre etwas leiden lassen und Corpsepaint kommt im Sonnenschein auch nicht besonders gut an.
Nach der kurzen Umbaupause, die gerade mal zum Pissen und Getränke kaufen reichte – was aber auch an der riesigen Anzahl an Besuchern lag, die ein schnelles vorankommen unmöglich machten (ein Begräbnis wirkt dagegen wie ein 100 Meter Sprint) – gesellten sich schon wieder sehr viele Leute vor die Bühne. Ich kannte war from a harlots mouth vorher noch nicht so richtig. Die paar Lieder, die ich gehört habe waren mir einfach zu vertrackt, sperrig und krank und ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass die Jungspunde auf der Bühne das auch nur annähernd live präsentieren können. Aber die Jungs belehrten mich eines Besseren. Heilige Scheisse, das war das heftigste, was ich bis dato gesehen habe. Der Gitarrist, der mich mit seinem Auftreten stark an Jack Black erinnerte, bangte derart schnell, dass sein Gesicht nur noch ein verschwommener Kreis war, der Bassist machte sowieso Leibesübungen für Extremisten und riss sich auch mal den Bass schwungvoll herunter – was allerdings zwei Anläufe brauchte – um ein Basssolo zu spielen. Der Sänger schrie, kreischte und keiffte alles in Grund und Boden. So ein hohes Potential an Aggression habe ich auf keiner Bühne gesehen. Alle anderen, die an dem Abend am Mikro standen, waren dagegen der reinste Kirchenchor. Und dabei ist die Musik nicht unbedingt leicht zu spielen. Teilweise gehen die Einlagen direkt in Richtung Jazz, (Gibt es einen Musikstil der sich Death Hardcore stress Jazz nennt? Das würde das Ganze ungefähr beschreiben.) was die Berliner fast schon fehlerfrei aus den Fingern zauberten. Ein anderer trifft bei dem Rumgehüpfe nicht mal die Saiten und bricht nach zehn Minuten erschöpft zusammen. Trotz alledem kann ich mich mit den Stücken aus der Konserve noch nicht so recht anfreunden. Vielleicht muss man sich einfach mal etwas mehr rein hören. Während dessen nahm das Schicksal dann endgültig seinen Lauf. Ich wollte eigentlich nur die geflieste Pinkelstätte aufsuchen, weil das viele Mineralwasser, welches ich als armer Autofahrer immer dahin nuckelte, seinen Tribut zollte, da hörte ich von jemanden, dass unser Gitarrist vor der Location am Boden liegen soll. Nachdem das nicht das erste Festival wäre, auf dem er sich zwischendurch mal seinem Rausch aus schläft, um dann wieder fit für den Headliner zu sein, wollte ich zuerst den Druck auf der Blase los werden. Bis ich wieder oben war, hatten ihn aber die Rettungskräfte schon weg. Vielen Dank auf jeden Fall an denjenigen, der den Notruf wählte. Viel zu oft hat man solche Betrunkene schon liegen lassen, welche dann erfroren oder an Erbrochenem erstickt sind. Vielen Dank auch an denjenigen, der ihm aus seinem Trinkhorn mehrmals Met in den leeren Bierbecher füllte, er hat ihm sehr geschmeckt. Nur war es sein erster Met und er wusste nicht, dass man von dem Getränk nicht unbedingt drei Becher kippen sollte, wenn man nur Bier gewohnt ist. Nach einem kurzen Telefonat mit unserem Gitarristen – ja, er konnte wirklich schon wieder sprechen, nur kann er sich heute nicht mehr daran erinnern – beschloss ich mir Endstille noch anzusehen und dann im Krankenhaus vorbei zu schauen.
Die Kieler wurden vom Publikum auch schon sehnsüchtig erwartet und die Halle war anfangs wieder sehr gut gefüllt. Das Phänomen bei solchen Truppen ist, sie machen zwar genau das was man von ihnen erwartet, also rasenden Black Metal in Perfektion zu spielen, aber scheinbar haben immer einige etwas anderes erwartet und es scheint als wäre ihnen das Treiben auf der Bühne zu extrem. Bei anderen Bands hat das oft schon dazu geführt, dass die Hälfte der Zuschauer den Saal verliess, hier war das aber zum Glück nicht so extrem. Die Halle war trotzdem noch sehr gut gefüllt. Für mich war es das dritte Mal, dass ich Endstille sah und es war auf jeden Fall ihr bester Auftritt bis jetzt. Vielleicht lag es auch am extrem guten Sound. Bei den anderen Gigs konnte man oft nicht wirklich hören, was an den Saiteninstrumenten gespielt wurde, es klang einfach nach Rasenmäher, druckvoll aber eintönig. Beim Spring Metal allerdings hörte man alles richtig schön raus und der Gesang kam sogar besser als auf der neuen CD "Endstilles Reich". Wenn wir schon dabei sind, der Titeltrack der Scheibe war einer der genialsten die, zumindest vor der Zugabe, zum Besten gegeben wurden. Bei Burning Skies dachte ich noch, dass die ganzen Jugendlichen wohl bald ausfallen würden, so wie die soffen und moshten, aber sie bewiesen nicht nur Standfestigkeit, sondern auch, dass sie zum Black Metal so bangen können wie es sich gehört. Oder wurden die gegen andere ausgetauscht? Gab es in der Arge Kultur vielleicht irgendwo ein Nest davon, bei dem man sich ein paar neue holte, wenn zehn umkippten? Auf jeden Fall schienen die nicht genug zu bekommen von Endstille und auch die restlichen Besucher liessen Lautstark hören, dass sie schon noch ganz gerne das ein oder andere Stück gehört hätten. Eine logische Schlussfolgerung war ihre Rückkehr auf die Bühne im Übrigen auch, denn sie hatten "Navigator" noch nicht gespielt. Davor liessen sie aber noch den "Bastard" auf die Meute los. Zwei grandiose Nackenbrecher am Schluss des Sets, was will man mehr?
Für mich war, wie gesagt, nach Endstille das Ende des Festivals gekommen. Born from Pain kenne ich zwar eh nicht wirklich, Aborted hätte ich irgendwie schon ganz gerne noch gesehen. Zuerst wollte ich aber mal sehen ob ich unseren Gitarristen nicht noch aus dem Krankenhaus raus bekomme, was bei seinen 2,8 Promille aber nicht der Fall war. Vor der Location tummelten sich übrigens immer noch zahlreiche Anhänger der extremen Tonkunst, die Temperaturen waren nur einen kleinen Tick zu niedrig, der Alkohol floss immer noch in rauen Mengen und am Griller bruzelte immer noch das Fleisch. Wie gesagt, ein spitzenmässiger Auftakt zum Festival Sommer. Ich hab ich jetzt Blut geleckt und werde mich erst mal mit kleinen Konzerten über Wasser halten, bis das Northern Lights, das Summer-Nigths Festival und das Kaltenbach Open Air meinen Hunger richtig stillen. Ich finde es genial, was alleine in Österreich heuer schon auf die Beine gestellt wird. Auf jedem Festival sind mehrere Bands dabei, die man (ich) einfach sehen muss.
Spring Metal Festival - ...lasset die Spiele beginnen
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