Bei Kaiserwetter lud das 2. Ultima Ratio Festival in die Kulturfabrik Krefeld. Und das Volk, das nach Pagan/Viking Metalklängen dürstete, kam in Scharen. Mit ca. 1600 Besuchern war das Festival topbesucht. Dem Andrang vor dem Einlass und einer entsprechend langen Schlange ist es auch geschuldet, dass ich die beiden ersten Bands Steelpreacher und Minjar verpasst habe.
So war Varg die erste Band, die der Schwermetallschreiber zu Gesicht bekam. Man merkte der Band die Spielfreude an, doch war ihr gebotener Viking Metal nicht unbedingt zwingend. Sie konnten die Stimmung in der schon gut gefüllten Halle jedoch mit einem Saufspiel heben.
Ein anderes Kaliber waren da schon die folgenden Thrudvangar. Die Truppe wirkte deutlich routinierter und begeisterte Publikumsreaktionen bei Stücken wie dem ruhigen „Einherjer“ oder „Rotte aus Nord“ zeigten, dass man schon auf eine Fanbasis bauen kann. Dementsprechend hoch war die Stimmung in den vorderen Reihen.
Da Ordrenir noch irgendwo im Stau steckten, mussten Aaskereia ihren Auftritt vorziehen. Mit ihrem an Burzum erinnernden, und mit Akkustgitarreneinlagen angereichertem Black Metal sorgte man für angenehme Abwechslung im Billing. Besonderes Lob verdient der Sänger, der mit seinem Organ die ganze Bandbreite schwarzmetallischer Sangeskunst abdeckte. Vom Krächzen in bester Vikerness-Manier bis zu feierlichem Klargesang war alles dabei. Das sah man im Publikum ähnlich, die Dame und die Mannen wurden frenetisch gefeiert, auch in den hinteren Reihen war man hochzufrieden.
Die staugeschädigten Ordrenir hatten es danach schwer, das Level zu halten. Mich persönlich konnte der Pagan Metal des Quintetts mit männlich-weiblichen Wechselgesang nicht begeistern. Zwar lag die instrumentale Darbietung über dem Durchschnitt, doch wollten die Songs nicht so recht zünden, so dass der Hunger siegte und mich zum Imbisstand trieb.
Black Messiah hatten zwar einen drumlastigen Sound, konnten das Publikum aber trotzdem bei Laune halten. Dabei bediente man sich eines Soundgemischs das mal schwer nach traditionellem (Power) Metal klang, im nächsten Moment jedoch wieder mit Blast durchsetzt war. Mit fortlaufender Zeit nutzte sich das jedoch leider ab. Den Metallerhorden im Saal schien es trotzdem zu gefallen, was durch dichtes Gedränge unterstrichen wurde.
Im folgenden Verlauf des Festivals geriet die angekündigte Running Order etwas durcheinander. So enterten statt Equilibrium die Hamburger Stormwarrior die Bretter, um ab kurz vor 19 Uhr dem Mob astreinen Heavy Metal zu liefern. So engagiert und überzeugend wie sich die Band präsentierte liessen begeisterte Resonanzen im Publikum nicht lange auf sich warten. Absolut gelungener Auftritt, top. Nebenbei durfte ich noch den Klassenerhalt von Eintracht Frankfurt begiessen. Nie mehr 2. Liga!
Nun aber wieder zurück zum Geschehen auf der Bühne. Dort sorgte eine Ansage kurzzeitig für Unmut, dass es ein Problem gäbe. Jedoch handelte es sich nur darum, den nächsten Auftritt einer Band zugunsten der mit Spannung erwarteten Wikingerstripperin aufzuschieben. Nach einem sehenswerten Auftritt einer gutgebauten Dame in nettem Kostüm, dessen sie sich gekonnt entledigte, legten Equilibrium los wie die Feuerwehr. Die junge Band räumte restlos ab. Bis in die letzten Reihen wurden Fäuste gereckt und Schädel geschüttelt. Die Musiker liessen sich von den überwältigenden Reaktionen anspornen und legten den bis dato besten Auftritt des Tages hin. Bei Songs wie „unter der Eiche“ wurden die Bayern vom Publikum gesanglich respektabel unterstütz. In dieser Form gehört diese Gruppe zu den Genregrössen.
Bei XIV Dark Centuries schien sich das starke Übergewicht der Pagan/Viking Metal Bands zu rächen. Wären die kostümierten Heiden zu einem früheren Zeitpunkt aufgetreten, hätten sie ihren ansprechenden Pagan Metal besser zur Geltung bringen können. So aber war es nur ein solider, aber nicht mitreissender Auftritt. Schade eigentlich, auf Platte weiss die Band durchaus zu begeistern.
Bei Menhir war im Anschluss alles einen Tacken epischer und passte einfach besser. Für mich war dies einer der Höhepunkte des Festivals. Der immer noch gutgefüllte Saal sprach Bände. Allerdings wirkte das Publikum mittlerweile doch ausgepowert. So sah man zwar überall glückliche, aber auch recht erschöpfte Gesichter. Auch blieben die frenetischen Reaktionen aus, vielmehr herrschte eine erhabene Stimmung auf und vor der Bühne. Leider musste die Band zeitplanbedingt recht früh wieder das Feld räumen. Somit bildete das „Hildebrandslied“ den krönenden Abschluss der Show. Gänsehautatmosphäre!
Gegen halb zwölf war es dann endlich soweit: Riger stürmten das Schlachtfeld, kamen, sahen und siegten. Die Ostdeutschen boten ihren Heathen Metal, der sich angenehm von allem Vorigen unterschied, weil er rifflastiger und damit packender, metallischer war. Allerspätestens bei „auf die Ahnen“ tobte der Mob wieder und gab alles.
So nach und nach setzte sich die Müdigkeit dann doch durch. Beim Auftritt von Ensiferum zeigte sich dies zu Beginn. Trotz bemühter Band und starken Kompositionen wirkten die Fans geschafft und mitgenommen. Kein Wunder, wurde ihnen doch mit dem Ultima Ratio Festival ein amtliches Paket heidnischer Metalklänge geboten.
Aus Mangel an alternativen Rückreisemöglichkeiten musste der Verfasser des Berichts die Kulturfabrik leider schon vor Ancient Rites verlassen. Ein Fazit kann dennoch gezogen werden: Starke Auftritte von Aaskereia, Stormwarrior, Equilibrium, Menhir und Riger vor einem begeisterungsfähigen Publikum, welches die Bands nach Leibeskräften unterstützte. Angesichts der musikalischen Hochkaräter konnte der Massenandrang nicht verwundern: Das Ultima Ratio scheint zu einer festen Grösse geworden zu sein. Bei dem Erfolg ist ein Umzug auf ein grösseres Gelände wohl nur reine Formsache. Warten wir gespannt auf das nächste Ultima Ratio im nächsten Jahr.