Donnerstagabend, die Frisur sitzt, das Bier ist kühl und wohlschmeckend, das 11. Party San Open Air kann beginnen...

Donnerstag 11.08.2005

Donnerstagabend, die Frisur sitzt, das Bier ist kühl und wohlschmeckend, das 11. Party San Open Air kann beginnen. Die Rolle des Openers übernahmen Recapture. Abgesehen von dem Umstand, dass eine Sängerin den Death Metal der Band gesanglich veredelte, fällt mir nichts grossartig zu Recapture ein. Standard-Todesblei, aber dem Publikum im gut gefüllten Zelt gefiel es.

Als Black Metaller kam man bei den folgenden Secrets Of The Moon auf seine Kosten. Aus mir unerklärlichen Gründen reagierte das Volk vor der Bühne jedoch etwas zurückhaltend.

Von einigen Nutzern unseres Forums in den Himmel gelobt, war ich auf Darkened Nocturn Slaughtercult sehr gespannt. Jedoch konnten sie meine (hohen) Erwartungen nicht erfüllen. So boten sie zwar überdurchschnittlichen, aber keineswegs überragenden Black Metal.

Doch technisch waren all die vorangegangenen Bands nur das Aufwärmprogramm für Obscenity. Das Quintett aus Deutschland bot brutalen Death Metal präzise auf die 12 geprügelt, der den Zuhörern gefiel und einige Leute geradezu ausrasten liess.

Letztlich waren noch nicht die grossen Highlights dabei, aber es war ja auch erst der erste Abend, und irgendetwas musste ja noch die nächsten zwei Tage geboten werden.

Freitag 12.08.2005

Ein neuer Tag brach an im Metall-Mekka für die Fans extremer Klänge. Den Freitag eröffneten die Holländer von Cirith Gorgor mit ihrem derben Black Metal im Stile alter Marduk. Man merkt der Band ihre Routine an, hier liess man nichts anbrennen sondern bolzte sich souverän durch sein Programm. Der neuvorgestellte Song „total annihalition“ machte neugierig auf kommende Schandtaten. (Alexander)

Soul Demise überzeugten mit ihrer munteren und agilen Art, wie sie sich schon über Jahre auf den Bühnen präsentieren. Roman hat sich zum grandiosen Shouter für Soul Demise entwickelt und dass der lebhafte Kerl mit dem Vitamalz-Shirt für Stimmung sorgen kann, konnten die Massen auf dem diesjährigen Party San auch endlich mal erleben. (Timo)

Die Karlsruher um Necrophagist kannte ich noch aus verrauchten Demozeiten. Mittlerweile sind diese eifrigen Typen auf Relapse Records montiert und frickeln sich wegweisend durch den Death Metal Tempel der Szene! Da ich immer noch am Zelt montieren war, stiess ich erst wieder zu den darauffolgenden Occult, direkt in den Moshpit. Dort war jedenfalls Headbangerstoff und eine gelungene Party vorprogrammiert. (Timo)

Die fleissigen Antjes von Occult hatte ich schon länger nicht mehr gesehen und ohne die goldige Rachel, die ich bei Sinister total fehlplatziert finde, schon gar nicht. Der rohe und präzise Death Thrash Metal der Holländer, war mächtig - keine Frage. Auf jeden Fall eine gute Einstimmung auf die melodischeren Death Thrasher von Impious. (Timo)

Impious, die mittlerweile auch einige Zeit bei Metal Blade angelegt haben, waren den meisten sichtlich geläufiger. Der Impious Frontbär Martin Akkeson, kam mir aufgrund des Stirnbandes eher wie der Shouter von Konkhra vor. Aber das hat ja nix zu sagen. Der wilde Kerl wusste anständig die Massen anzukurbeln und machte Impious zu einer wilden Horde Skandinavier. Die sichtlich nicht fehl platziert waren in Bad Berka. (Timo)

Sear Bliss waren dann, zumindest was die Instrumentierung betrifft, die Überraschung des Festivals. Die Trompete verlieh den Kompositionen der Ungarn zusätzlichen Charme und hat sie für mich zu einer positiven Überraschung des Party Sans werden lassen. In diesem Sinne, bang that Trompete that does not bang. Ganz klar Daumen hoch. (Alexander)

Die folgenden Lord Belial konnte leider keiner der anwesenden Schwermetall-Schreiber livehaftig bestaunen. Gesellschaftliche Verpflichtungen hielten beide Berichterstatter anderweitig auf. Sorry, aber wir waren ja nicht zum Vergnügen da.

Den nachfolgenden Krisiun-Auftritt hat man dann in demütigem Staunen verbracht. Bei den gefahrenen Prügelattacken der Kolesne-Brüder und des Herrn Camargo kommt man kaum zum Ausrasten weil man einfach nur damit beschäftigt ist, jedem der Ausnahmemusiker bei der Arbeit zuzusehen. Definitiv eine der Topbands dieses Jahr in Bad Berka. (Alexander)

Gegen 22.00 ritten dann die Vorzeige Black Deather von Necrophobic ein, auch wenn man mit Songs vom ersten Album “Nocturnal Silence” immer noch Berge versetzt, war das neue Material, das man vorstellte nicht ganz mein Geschmack! Aber immerhin gefiel es den Anwesenden - ich hingegen hätte mir für einen Festivalgig viel mehr Klassiker gewünscht. So fand ich die Jungs etwas langatmig. (Timo)

Suffocation bringen noch immer das beste aus dem US Death Metal herbei. Ein wahres Gewitter tönte auf uns hernieder und bot die Klasse, die man von den New Yorkern zu erwarten pflegte. Eine überzeugende Leistung wurde geboten, wie auch schon im letzten Jahr auf der Europatour mit Insision. Keine Frage, die wohl intensivste und beste amerikanische Death Metal Band, neben Monstrosity. Wahre Grössen sind halt doch unsterblich! (Timo)

Mit Amon Amarth gab es das übliche Festivalprogramm, auch wenn den vorderen Reihen mit Feuerwerkskörpern anständig eingeheizt wurde. Der Abend wurde aber mit Suffocation schon stark ausgereizt und ausgebrannt, aber einen anständigen Auftritt legten die Schweden auf jeden Fall noch hin. Besonders, wenn es in frühe Amon Amarth Tage zurück ging. Manche Bands touren halt zu oft und wirken dadurch leicht langweilig, für mich gehören die Schweden definitiv dazu. (Timo)

Samstag 13.08.2005

War das Wetter dem Party San am Freitag durchaus freundlich gestellt, begann es heute schon in den Mittagsstunden zu regnen. War aber auch nicht so schlimm. Aufgrund des Alkoholkonsums, hat man da auch nicht viel mitbekommen. Zumindest amüsierte man sich eher darüber, wie verpeilt man war und wie unsere Zeltnachbarn noch nicht mal Zeit fanden zur Toilette zu gehen: Nebenan ging die Tür vom Wohnmobil auf, der Kollege holte seine Gurke aus der Hose und strullerte munter drauf los. Abschütteln und die Tür ging wieder zu. Ja, man muss sich die Zeit auf dem Party San auch gut einteilen. Irgendwann beschlossen wir dann wieder zur Bühne zu kriechen und wollten auch endlich mal Final Breath sehen. (Timo)

Die Würzburger Thrasher Final Breath, die mittlerweile ganz angenehm nach vorn preschen, boten sehr druckvollen Thrash Metal. Final Breath sind ohne Frage geil, ein willkommener Auftakt für den Samstag. Ich musste zwischendurch einen Donnerbalken aufsuchen. Zum Glück haben die Party San Dixies diese pikanten Guckschlitze, wo man auch auf dem Topf sitzend noch jede Bühnenpräsenz haargenau bestaunen kann. Ich find das prächtig. Bitte im nächsten Jahr die selben Dixies ordern, das wär so genial. (Timo)

Darauf folgten die Deather von Disparaged, welche ich schon von der Tour mit Grave gut in Erinnerung hatte. Eine Riffwand folgte mit Blasts unterlegt nach und nach. Die professionelle Show war ein sehr gelungener Steinschlag, der dem grossartigen Death Metal von amerkanischen Bands wie Immolation nicht unähnlich schien. Ich würde die Schweizer als Geheimtipp titulieren, denn wer so druckvoll alles abmäht, sollte auf jeden Fall positiv erwähnt werden. (Timo)

Wer hat eigentlich Omnium Gatherum gesehen? Ich kenne die tasmanische Band ja, aber das waren wohl Skandinavier hier. Mehr weiss ich auch nicht. Wahrscheinlich war ich wieder an der Tränke. (Timo)

Ich war auf dem Zeltplatz, Biere testen und grosse Reden schwingen. (Alexander)

Dead, ja die verschollenen old school Death Metal Grinder, waren aus dem finsteren Nürnberg wieder aufgetaucht. Die GG Allin Liebhaber, setzten eine old school Abrissbirne in bester Pungent Stench- und Carcass-Manier den Deathbangers vor den Kessel. Mit Songs wie “You´ll never know pleasure” konnte man das alte gute Material auch noch mal schön präsentieren. Dead kamen auch mit einem super rohen, fetten und räudigen Basssound an, der schön oldschool losmalträtierte. Sehr gelungene Rückkehr der sexgeilen Chaoten. Dead “The Shameless Brothers”. (Timo)

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr während Festivals ist es, sich irgendwo bei Freunden oder neu kennengelernten Leuten festzuquatschen. Sofern man auch noch ständig mit neuem Bier versorgt wird, kann das ein echtes Problem werden. Letztlich habe ich es doch noch geschafft, mich aus dem Campingstuhl zu erheben und das letzte Bier im Gehen zu vertilgen, um mir das Gastspiel von Enthroned anzusehen. Die Band um Frontmann Lord Sabathan war genau das Richtige zu diesem Zeitpunkt. Old school Black Metal bis zum Abwinken. Leider wurden die Belgier von einem vergleichsweise geringeren Publikumsaufkommen bejubelt, sie hätten mehr verdient. (Alexander)

Was die Massen wiederum an Graveworm finden bleibt mir ein Rätsel. Sicherlich verfügt die Band über eine gewisse Klasse, aber wirklich mitreissend kam ihre melodische Black Metal Variante - zumindest für mich - nicht rüber.(Alexander)

Die darauffolgenden Moonsorrow haben auch nicht wirklich vom Hocker gehauen. Somit zog es mich dann doch zum Köstritzer-Bierstand. Im Gegensatz zu mir verleiteten die markanten Melodien der Finnen andere Festivalgäste jedoch zum ausrasten und ekstatischen Tänzen, wem´s gefällt... (Alexander)

1349 waren schon eher mein Fall. Auf Dauer wurde es zwar etwas eintönig, nichtsdestotrotz spielten die Mannen einen gefälligen Auftritt, der wie im Flug vorüber ging. (Alexander)

Es schlug 22.00 Uhr und auch der „Birminghammer“ schlug wieder kraftvoll zu. Was die alten Herren von Napalm Death wieder vom Stapel brachen, war im Gegensatz, zu dem, was so mancher Poser heutzutage zelebriert, einfach ein gnadenloser Tritt. Das „Code is red...“ Album wurde hin und wieder angestimmt, auch wie auf der Tour artete der Gig in einem beispiellosen Grind Inferno aus. Kult Klassiker wie „Kill“ oder „Scum“ wurden gleich im old school Paket runtergerotzt. Und das abschliessende und gemeinsame „Nazi Punks Fuck Off“ drückte sich quer über die Massen, so dass ein kräftiges „Fuck Off“ heraushallte. Eine mächtige Antwort, gegen dies ganze Brut von möchtegern Metalfreaks, die mit faschistoidem Durchfall die wirklichen Maniacs belausen. Schnell, schneller am schnellsten: ja das waren Napalm Death. Barney tickte wie eh und je immer grandios aus und brachte den ND-Qualitätsbonus wieder an die richtige Stelle. So ist die Welt in Ordnung. Denn bis in die hintersten Reihen waren die Vibrationen zu spüren. Napalm Death Forever!!! (Timo)

Auch Entombed zockten sich munter durch das Programm, nachdem infernalisch eine Feuerwand das schwedische Mutterschiff einläutete. Die rotzig, bratzigen und massiven Riffwände waren ein willkommener Gast in Bad Berka. Das sind Entombed. Auch wenn die Show supergeil war, haben Entombed viel zu kurz gespielt! Aber wenn man dann die alten Nihilist-Klassiker präsentiert bekommt, haben die Schweden einfach immer gewonnen und so war es auch diesmal. Da rastet sogar der älteste Banger völlig aus und die Krücken fliegen dir um die Ohren. Die absolute Abrissbirne aus Stockholm und definitiv der Headliner des Abends. (Timo)

Den Abschluss bildeten die Meister des Kannibalen-Metals, die allseits beliebten Cannibal Corpse. Dass die Mannen um den grosszügigen Corpsegrinder Fischer* wissen, wie man amtliche Death Metal-Granaten in die Massen feuert wurde einmal mehr deutlich. Auch wenn der Herr Kollege es etwas anders sah: Cannibal Corpse kann man nicht oft genug live sehen. Mit oder ohne ganz alte Songs, die Amis lohnen sich immer wieder, auch wenn bei Entombed mehr los war. Da ist wohl einigen Leuten schon die Puste ausgegangen. Ein wohlig todesmetallischer Abschluss eines gelungenen Festivals. (Alexander)

Die Excrementory Grindfuckers konnte sich dann keiner von uns mehr ansehen. Ihr wisst schon: gesellschaftliche Verpflichtungen. Prost und bis nächstes Jahr in Bad Berka. (Alexander)

Das Fazit:

Das Bad Berkaer Party San Open Air 2005 hat sich zu einem grandiosen Extrem Metal Festival gemausert. Die guten Besucherzahlen sprachen für sich, denn 6000 kaputte Metal-Verottete bevölkerten in diesem Jahr die dortigen Wiesen und Strohfelder. Ich kann viel Gutes loswerden, denn faire Preise in jeder Hinsicht und die saucoole Security, die immer zu Witzen aufgelegt war, beeindruckten mich schon sehr. Auch nicht zu vergessen: die prächtigen Dixie Toiletten mit den Guckschlitzen, die waren einfach unübertroffen. Wenn man dann mal von ein paar Dumpfbacken absieht, die immer auf Festivals anzutreffen sind, war es eine sehr korrekte Party. Es gibt definitiv keinen Grund im nächsten Jahr einen Bogen um Bad Berka zu machen. Die Tore seien weit geöffnet und willkommen sei die Schar der feuchtfröhlichen Metaller. Ihr seid die Besten, weiter so!

 

* Eine kleine Anekdote zu ihm. Nennen wir sie „Sombrero zu verschenken, oder: Corpsegrinders grosszügige Art“: In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es irgendwo auf dem Zeltplatz zu einer Hutübergabe der betrunkenen Art. Auf der Suche nach seinem Zelt war der angeschlagene Bassist von Obscure Vortex auf eine Gruppe anderer alkoholisierter Gestalten getroffen. Im Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass eine der herumstehenden Personen der nicht mehr ganz fitte Corpsegrinder war. Besagter Frontmann fiel dem irritierten Bassisten um den Hals, reichte ihm mehrfach die Hand, drückte ihm seinen geschmackvollen Sombrero in die Hand und entschwand bierseelig in die Nacht. Auch eine Art an Kopfbedeckungen zu kommen. (Alexander)

 

Bilder von Maxs und Genia