Vor wenigen Monaten erhob sich das totgeglaubte und so berühmt wie berüchtigte Black-Metal-Monstrum Necromass aus einem zwölfjährigen Tiefschlaf... Vor wenigen Monaten erhob sich das totgeglaubte und so berühmt wie berüchtigte Black Metal-Monstrum Necromass aus einem zwölfjährigen Tiefschlaf, um ein zweites Mal seine Klauen auszustrecken nach den Seelen der gierigen Hörerschaft.
"Mysteria Mystica Zothyriana", das legendäre Debut-Album der Italiener, erreichte das Tageslicht im LP-Format und zahllose Schwarzmetall-Fetischisten, deren Vorliebe dem schwarzen Gold anhängig ist, gaben sich dem Auftakt dessen hin, was dem noch folgen soll...
Frontmann J.C. Kerioth öffnete sich meinen Fragen und gab auch ohne Interview-Routine zwischen Tür und Angel einige Informationen preis.
(1)
J.C., vielen Dank, dass Du Dir für eine kurze Unterredung Zeit genommen hast.
Meine erste Frage zielt erwartungsgemäss auf die Anfangstage von Necromass: Wie, wann und weshalb wurde die Band gegründet?
Necromass wurde 1992 von Carlo Bellotti (Gesang und Bass) und Marco Mazzoni (Gitarre) gegründet.
Sie hatten seinerzeit bereits in einigen kleineren Death-Black-Metal-Bands gespielt und nahmen schliesslich das erste Demo "Connected Body Pentagram" mit Massimiliano Pistolesi am Schlagzeug und Marco Torri an der zweiten Gitarre auf.
Im Frühjahr 1993 wurden Torri und Pistolesi dann von Emiliano Nannei (Gitarre) und Lorenzo Ciardulli (Schlagzeug) abgelöst und der Einstieg von Bassist Ain Soph Aour (Bellotti übernahm fortan nur noch den Gesang) vervollständigte die Band zum Quintett.
Mit diesem Line-Up realisierte man 1993 die erste 7"-EP "His Eyes".
Im Anschluss an diese Aufnahmen wurde Ciardulli an den Drums durch Black Wizard ersetzt und die zweite 7"-EP "Bhoma" eingespielt (Marco Mazzoni übernahm sämtliche Gitarrenparts).
Hiernach stiess mit Nachzehrer Mara ein weiterer Gitarrist zur Truppe, die in jener Aufstellung im Sommer 1994 den Erstling "Mysteria Mystica Zothyriana" aufnahm.
Während der abschliessenden Studio-Arbeiten entschied sich Marco Mazzoni, der Band den Rücken zu kehren – ein Ersatzmann fand sich kurzzeitig in Luciano Zella, ehe ich selbst im Oktober 1994 kurz vor der Veröffentlichung des Albums dann meinen Einstand geben durfte.
Unser Zweitling "Abyss Calls Life" wurde in derselben Besetzung eingespielt.
Der folgende Ausstieg von Carlo Bellotti zwang Ain Soph Aour dazu, neben dem Bass auch das Mikrofon zu übernehmen und Necromass schrumpfte zu einem Quartett zusammen, letztlich bestehend aus mir, Ain Soph Aour, Nachzehrer Mara und Black Wizard.
Wir unternahmen 1996 zusammen mit Dark Funeral und 1997 zusammen mit Sadist noch zwei ausgedehnte Tourneen, ehe wir uns 1998 mit der stilistischen Wende zur MCD "Chrysalis Gold" dann von der Bildfläche verabschiedeten.
(2)
Was verbindet Necromass mit Satanismus und Okkultismus und wäre Eure Musik ohne diese Einflüsse überhaupt zustande gekommen?
Sowohl die Texte wie auch die Musik selbst sind stark am Okkultismus und auch am Satanismus ausgerichtet.
Ich persönlich war zu keinem Zeitpunkt Anhänger irgendeines Kultes, da sich meine Vorlieben im Wesentlichen auf das Studieren alter Schriften und – ganz profan – das Musizieren beschränken, ohne hintergründige Ziele damit zu verfolgen.
Unsere Musik hat sich durch eine gewisse Vermengung unserer persönlichen akustischen Präferenzen entwickelt und ermöglicht es uns, Aggressionen und Hass mittels der Instrumente zu kanalisieren und zum Ausbruch zu bringen.
(3)
Du sprichst die Vermengung diverser Präferenzen an, die sich auf Euren Tonträgern niedergeschlagen hat.
Kannst Du einen weiteren Einblick geben in den Inhalt Eurer Machwerke?
Die erste EP "His Eyes" mit "Sodomatic Orgy Of Hate" auf der B-Seite stellt extrem rohen und ursprünglichen Black Metal dar; die Stücke sind schnell zu Klassikern geworden, da wir sie damals auch in jede Live-Show eingebunden haben.
"Bhoma" läutete die Wandlung zum typischen Necromass-Sound ein, nämlich True Evil Black Metal, extrem dynamisch, ein extrem massiver Sound geprägt von einer unglaublich packenden Atmosphäre, die auch das Debut-Album "Mysteria Mystica Zothyriana" charakterisiert.
Sämtliche Texte wurden damals von den Schriften Aleister Crowley’s beeinflusst.
"Abyss Calls Life" hingegen birgt in lyrischer Hinsicht viele Annäherungen an Philosophien, die weiterhin esoterisch aber wesentlich visionärer sind, das Songwriting wird komplexer, die Arrangements ebenfalls und wir nutzten erstmals die Tontechnik, um die Musik klanglich anzureichern.
"Chrysalis Gold" repräsentiert eine weitere Evolutionsstufe; wir brachten unsere Gothic-Allüren zu Platte, was viele unserer Fans vor den Kopf gestossen haben dürfte und im Nachhinein wohl ein Fehler gewesen ist.
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Die neunziger Jahre sind heute der Inbegriff einer aufsteigenden Black-Metal-Szene rund um die Welt und vorrangig natürlich in Europa.
Necromass waren Teil dieses Aufstiegs und zählt zu jenen Bands, deren CDs und EPs heutzutage sehr gesucht sind und nicht nur auf einschlägigen Internet-Plattformen Höchstpreise erzielen.
Kannst Du Euren damaligen Erfolg messen?
Ihr hattet ja diverse Probleme mit Eurem Label Unisound.
Ausser "Chrysalis Gold", wovon ich noch immer einige Kopien besitze, verkauften sich alle Auflagen unserer Tonträger restlos aus, weswegen ich denke, dass wir schon sehr erfolgreich waren.
Wieviel tausend Platten wir insgesamt verkauft haben kann ich nur schätzen, da wir mit Unisound, wie Du sagst, ‚Probleme’ hatten und sie neben ihrem durchaus patenten Vertrieb ausschliesslich minderwertige bis schlechte Arbeit machten.
(5)
Völlig überraschend erreichte mich vor einigen Monaten die Nachricht, dass "Mysteria Mystica Zothyriana" (Vinyl-Version) und wohl auch weitere Veröffentlichungen in Zusammenarbeit mit der deutschen Plattenschmiede Funeral Industries realisiert werden.
Wie kam es zum Entschluss, nochmals an den Plattenmarkt zu gehen und kannst Du uns weitere Infos zu den anstehenden Releases geben?
Nun, es war einfach so, dass wir über die vielen Jahre der Abstinenz eine riesige Vielzahl von Anfragen nach unserem längst ausverkauften Material erhielten, die wir naturgemäss nicht positiv beantworten konnten.
Ebenfalls erhielten wir unzählige Angebote von den verschiedensten Plattenlabels, die daran interessiert waren, unsere Musik neu aufzulegen.
Da wir jedoch weder Motivation noch Zeit hatten, uns mit semi-professionellen Labels herumzuschlagen, gingen wir keine diesbezügliche Kooperation ein, bis wir Christian von Funeral Industries kennenlernten, dessen Arbeit wir schon im Vorfeld sehr schätzten und dessen Offerte für eine Zusammenarbeit wir dankend annahmen.
"Mysteria Mystica Zothyriana" ist nun bereits via Funeral Industries auf Vinyl erschienen, folgen wird die Vinyl-Version von "Abyss Calls Life" sowie die CD-Re-Releases beider Alben kombiniert mit sämtlichem Demo-Material, den beiden EPs sowie diversen Live-Mitschnitten.
Weitere Infos kann ich Dir zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nicht geben, aber ich denke, der Anfang ist gemacht!
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Was hat es eigentlich mit dem bizarr anmutenden Cover-Artwork von "Mysteria Mystica Zothyriana" auf sich und ist die Schreibweise "Zofiriana" auf der Original-CD ein Fehler?
Das Artwork stammt von einer Crowley-Thoth-Tarotkarte: "Der Teufel".
Und der Schreibfehler ist einer von vielen Fehlern, die Unisound gemacht haben... wirklich miese Arbeit.
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Wie kam es letztlich zur Auflösung von Necromass?
In kurzen Worten:
Die persönlichen Probleme häuften sich, ausserdem die musikalischen Differenzen.
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Und wie ist es um die Zukunftspläne von Necromass bestellt?
Wie gesagt, zunächst stehen die Wiederveröffentlichungen unserer Klassiker an, darüber hinaus wollen wir die Zusammenarbeit mit Funeral Industries fortsetzen.
Nähere Infos zu gegebener Zeit!
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In Ordnung – besten Dank für die Antworten auf meine Fragen; gerne auf ein neues und umfassenderes Interview!
Alle Interessierten sollten sich auf der MySpace-Seite von Necromass umsehen und Augen und Ohren offen halten, denn glaubt man den Andeutungen von J.C., dann steht uns noch einiges bevor...
www.myspace.com/necromass
Necromass - Die Legende lebt?
- Details
- Geschrieben von ichagx03
- Kategorie: Interview
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