Seit ihrem fünfjährigen Bestehen gehörten Timor – auch wenn das hart klingen mag - nie zu den herausragenden schweizer Bands. Dank doch einigermassen reger Konzerttätigkeit kennen wohl die meisten eidgenössischen Metalheads zumindest ihren Bandnamen, aber der musikalische Funke schien nie wirklich über zu springen. Mit dem Erscheinen des ersten Langeisens der Ustener wird sich das aber nun wohl endlich ändern. Timor liefern ein überzeugendes Werk ab, das deutlich zeigt, dass die Band nun aus dem Schatten treten will und Vollgas gibt. Auch Live scheint "Vollgas" ihr neues Motto zu sein: Mit ihrer Spielfreude springt der Funke endlich über.
In Kürze wird euer Debüt-Album "Aeons Of Despite" erscheinen. Wie würdet ihr es jemandem beschreiben, der eure Musik nicht kennt?
Timor: Danke für das Interview und euer Interesse an unserer Band. Timor spielen modernen Death-Thrash Metal, ausgeschmückt mit Schwedentodmelodien. Sich mit anderen Künstlern zu vergleichen, fällt vermutlich jeder Band schwer, aber man könnte sagen dass wir uns irgendwo im weiten Feld zwischen Exodus, Dew-Scented und At The Gates bewegen.
Und wie ist die Entwicklung zu euren bisherigen Songs?
Timor: Einerseits haben wir uns in den vier Jahren, die seit der Veröffentlichung unserer Promo-CD vergangen sind, natürlich technisch weiterentwickelt. Andererseits geben wir uns musikalisch auch selbstbewusster und reifer als in unseren Anfangstagen. Die Songs auf "Aeons Of Despite" klingen demzufolge sicherlich ambitionierter und anspruchsvoller als unser altes Material. Wir entwickelten uns auch etwas weiter weg vom ursprünglichen "Thrashcore" hin zu brachialem und gleichzeitig melodischem Death-Thrash Metal.
Was beim Hören der neuen Lieder gleich auffällt, ist die hervorragende Produktion im Vergleich zu anderen Schweizer Bands. In welchem Studio wart ihr?
Timor: Danke für das Kompliment! Bis auf das Mastering haben wir "Aeons Of Despite" komplett in Eigenregie produziert. Das Schlagzeug haben wir in unserem eigenen Bandraum aufgenommen, während Gitarren, Bass und Gesang im Proberaum von Hybrid Effect, der Zweitband von Lukas und Simon, aufgenommen wurden. Produziert wurde das Album von unserem Drummer Dave Schlumpf. Das Mastering übernahm schliesslich Christoph Brandes von den Iguana Studios, welcher bereits Werke von Bands wie Necrophagist oder Unlight veredelt hat.
Wie zufrieden seid ihr nun selbst mit dem Endprodukt?
Timor: Die Produktion des Albums fand unter nicht ganz einfachen Bedingungen statt. Kurz vor Beginn der Aufnahmen entschlossen wir uns zu einem personellen Wechsel und die Produktion entstand unter grossem Zeitdruck. Weiter waren unsere finanziellen Mittel sehr beschränkt. Trotz diesen schwierigen Umständen haben wir unser Bestes gegeben und unsere hoch gesetzten Ziele schlussendlich erreicht. Wir sind äusserst zufrieden mit "Aeons Of Despite" und stolz auf das Ergebnis!
Timor wurde 2003 gegründet. Wieso habt ihr fünf Jahre gebraucht, um euere Debüt-CD zu veröffentlichen?
Timor: Es war uns ein zentrales Anliegen, ein Debüt-Album abzuliefern, zu dem wir voll und ganz stehen können. Fünf Jahre sind sicher eine lange Zeit, aber uns selbst unter Druck zu setzen wäre keinesfalls förderlich gewesen. Wenn wir das Album jetzt hören, sind wir froh, dass wir uns die nötige Zeit genommen haben.
Wie ist der Begriff "Äon" im Albumtitel zu verstehen, es gibt da ja verschiedene Verwendungen dafür. Warum habt ihr diesen Titel gewählt?
Timor: Der Begriff "Äon" bedeutet in diesem Fall Zeitalter oder Ewigkeit, wobei es dabei nicht um eine Unzahl von Jahren, sondern die subjektive Wahrnehmung von einzelnen Momenten geht. Der Text des namensgebenden Songs dreht sich grob gesagt darum, dass in gewissen - hier durchgehend negativen - Stimmungen einzelne Sekunden zu Jahren zu werden scheinen.
Ihr habt seit kurzem ein neues Bandlogo. Aus welchem Grund habt ihr euch dazu entschlossen? Das alte Logo war doch viel prägnanter.
Timor: Diese Meinung teilen wir nicht. Mit dem neuen Logo verbinden wir eine Art Neuanfang. Es soll zum Ausdruck bringen, dass Timor reifer und in allen Belangen anspruchsvoller geworden sind. Wie bereits erwähnt hatten wir im vergangenen Jahr zwei Besetzungswechsel, zudem hat sich unsere Musik seit den Anfangstagen stark weiterentwickelt. Das neue Logo symbolisiert also in gewisser Weise auch den Spirit dieser neuen Aera bei Timor.
Seit kurzem habt ihr einen neuen Bassisten. Wie seid ihr auf ihn getroffen und wie wird das neue Mitglied die Band ergänzen?
Timor: Lukas Studer ist seit Anfangs Oktober 2008 offizielles Mitglied von Timor. Der Kontakt kam auf persönlichem Weg zu Stande. Wir sind sicher, dass Lukas die Band sowohl musikalisch wie auch menschlich sehr gut ergänzen wird.
Was bedeutet eigentlich eurer Bandname? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas mit der Indonesischen Insel namens Timor zu tun hat...
Timor: Der Name Timor ist tatsächlich nicht auf den gleichnamigen Insel-Archipel in Südostasien zurückzuführen. Vielmehr bezieht sich unser Bandname auf das lateinische Wort für Furcht.Im Jahr 2006 konntet ihr mit Setherial auf eine kleine Tournee gehen. Wie ist es dazu gekommen? Gibt es auch neue Tour-Pläne?
Timor: Der Kontakt kam damals über unsere Booking-Agentur zu Stande. Wir wurden ziemlich unerwartet angefragt und natürlich nahmen wir die Gelegenheit wahr. Die Tour war in jeder Hinsicht eine sehr positive Erfahrung und eine grossartige Gelegenheit, erstmals auf internationalen Bühnen Erfahrungen zu sammeln. Im Moment verfolgen wir aber andere Ziele; In den nächsten Monaten möchten wir hauptsächlich Shows in der Schweiz spielen, um "Aeons Of Despite" unters Volk zu mischen. Natürlich reizt es uns trotzdem, erneut auf Tour zu gehen, und wenn sich zum richtigen Zeitpunkt eine gute Gelegenheit ergibt, sind wir diesbezüglich durchaus offen.
Bald werdet ihr die Plattentaufe von "Aeons Of Despite" feiern. Habt ihr euch etwas Spezielles dafür ausgedacht?
Timor: Was dies betrifft haben wir einige Ideen. Wir prüfen derzeit allerdings noch, wie weit sich diese umsetzen lassen. Etwas Konkretes können wir leider nicht verraten, aber die eine oder andere Überraschung werden wir sicher bereithalten.
Ihr werdet die Plattentaufe im Rahmen des Schwermetall-Jubiläums-Konzertes abhalten. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und was ist euer persönliches Verhältnis zu Schwermetall.ch?
Timor: Der Kontakt zu Schwermetall.ch kam über unsere Freunde von Tribes Of Caïn zu Stande. Wir suchten einen geeigneten Rahmen um unser Debüt-Album würdig aus der Taufe zu heben und fragten bei Tribes Of Caïn an, ob sie Lust hätten uns dabei zu unterstützen. Sie leiteten dies weiter und als Schwermetall.ch uns anbot, ihr zehnjähriges Jubiläum mit unserer Plattentaufe zu verbinden, sahen wir darin eine optimale Gelegenheit mit Leuten zusammen zu arbeiten, die vom Konzerte Organisieren mehr verstehen als wir.
Wir sind dankbar, dass die Schweizer Metal-Szene dank Schwermetall.ch eine stets kompetente und aktuelle Plattform hat und wünschen euch für die nächsten zehn Jahre weiterhin viel Erfolg. Wer weiss, vielleicht werden wir an eurem zwanzigsten Jubiläum gleichzeitig mit unserer nächsten Scheibe aufkreuzen, haha!
Das wäre ja was! Erstmals vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns schon auf den besagten Abend – es wird sicher ein denkwürdiger werden.