Oftmals kommt eine gute Nachricht gemeinsam mit einer Schlechten. So geschehen auch kürzlich im Falle der Nordlichter von Kerbenok. Bei beiden Nachrichten handelt es sich um Dinge, die es lohnen, gründlicher durchleuchtet zu werden. Deshalb war es im Herbst dringend an der Zeit, einmal mit Stefan und Christopher von Kerbenok zu plaudern. die beiden haben denn auch sehr ausführlich auf meine Fragen geantwortet.
Wenden wir uns also erstmal der schlechten Nachricht zu: Eure geplante Tour im Herbst musstet ihr absagen. Warum?
Die Tour ist leider aufgrund mangelnder Daten bzw. interessierter Veranstalter abgesagt worden. Da wir nicht mehr genügend Konzerte zusammen bekamen, um einen relativ logischen Tourablauf zu erstellen (Fahrtwege, Kosten etc.), hatten wir das dann irgendwann aufgegeben und die schon feststehenden Konzerte so stehen gelassen. Ich bin in der Hinsicht jedoch nicht wirklich verärgert, vielleicht ergeben sich in näherer Zukunft ja mehr Möglichkeiten.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich so etwas ohne einen Veranstalter im Rücken irgendwie lohnen kann. Welche Erwartungen hattet ihr denn an eine solche selbst organisierte Tour?
Vor allen Dingen, dass es Clubs/Veranstaltungsorte gibt, die Interesse an einer solchen Tour haben, gerade was die Umstände wie Kosten oder Unterbringungsmöglichkeiten angeht. Da insbesondere die Black Metal Szene ja recht solide ist, hätten wir mehr Resonanz erwartet. Jetzt sind wir um eine Erfahrung reicher! Ansonsten muss man in jedem Fall mit allen teilnehmenden Bands so stark wie möglich zusammenarbeiten, da vieles nur im Kollektiv beschlossen werden kann und muss. Gerade in so einer Gemeinschaft ist man auf eben gemeinsame Kontakte angewiesen. Logistisch gesehen kann so eine Tour sich ziemlich aufwändig gestalten. In diesem Sinne hat man natürlich schon die Erwartung über die Fixkosten hinaus zu kommen. An dieser Stelle muss ich gerade an eine Tourstory von Unleashed denken, die über mehrere Monate in der kalten Jahreszeit mit einem alten VW Bus getourt sind, bei dem zusätzlich die Tür nicht richtig zu ging! Die Jungs ham sich einmal in zwei Wochen duschen können usw. Das ist natürlich eine kultige, aber auch reichlich perverse Art eine Tour durch zu ziehen.
Als Veranstalter des "Av is og Ild" Festivals konntet ihr bereits einige Erfahrungen im Organisations-Bereich machen. Hilft euch das beim Organisieren einer Tour?
In jedem Fall. Da wir z. B. durch die Werbung für das Festival ja schon einige Menschen von Magazinen und Labels kannten, hatten wir es nicht mehr wirklich schwer, ein paar Werbepartner zu finden. Insbesondere auch der Überblick über die Kosten ist uns in dem Fall erheblich einfacher gefallen, denke ich.
Damit wären wir bei einem wichtigen Ereignis bei euch in Bad Segeberg. Wie geht es eurem Festival? Wann findet die nächste Ausgabe statt und gibt es bereits bestätigte Bands?
Bisher noch nicht, da wir gerade erst wieder angefangen haben, uns mit der engeren Planung auseinander zu setzen. Einige Bands sind natürlich schon vorgeschlagen worden bzw. im Gespräch, jedoch steht noch nichts fest. Ich denke, so gegen Dezember könnte ich da spätestens mehr zu sagen. Auf jeden Fall werden wir weiter den Pfad gehen, den wir mit den letzten Festivals bisher beschritten haben. Eventuell werden wir einige Bands einladen, die nun nicht dem Cliché des Pagan/Black Metal entsprechen, aber warum auch nicht? Engstirnigkeit ist ja nicht unbedingt unser Métier.
Jedes Jahr sieht man also hunderttausende Metalfans zu den grossen Festivals in der ganzen Republik pilgern. Man stellt sich vor, dass so ein Markt doch irgendwann gesättigt sein müsste. Gibt es noch eine Nische für Kleinfestivals jenseits der grossen Mainstream-Mega Festivals?
Ich denke schon, da diese ja vorweg durch Qualität begeistern müssen, nicht durch Quantität. Und wenn genügend Ideen und Wille dahinter steckt bzw. auch Innovation, dann wird sich ein kleines Festival ohne Probleme durchsetzen können. Ein Hauptproblem ist jedoch immer dasselbe: Das Geld. Wenn man nur begrenzte Mittel zur Verfügung hat, dann sind einem halt sehr viel mehr die Hände gebunden, als manch` anderen. Aber die Not macht ja bekanntlich erfinderisch, daher mach ich mir in der Hinsicht eher keine Sorgen...
Wenn schon das Problemthema Geld angesprochen wird, können wir da noch etwas genauer nachfragen: Wie finanziert sich ein Festival wie das "Av is og Ild"? Und mit welchen (behördlichen oder sonstigen) Widerständen hat man zu rechnen, wenn man ein Extrem Metal Festival auf die Beine stellen will?
Das Festival haben wir zusammen mit dem HaK (Veranstaltungsort) auf die Beine gestellt und hatten daher etwas Budget zur Verfügung. Allein durch die Band wäre dies nie möglich gewesen. Da das HaK uns durch die schon vorhandenen Möglichkeiten wie Veranstaltungsort, PA, Personal etc. einiges an Kosten erleichterte, konnten wir uns auf die wirklich hohen Kosten konzentrieren, die bei den Gagen der Bands liegen. Die Finanzierung der Werbung wurde durch Werbepartner komplett selbst übernommen.
Wirklich Widerstand hatten wir von Seiten der Behörden, Anwohner und Stadt überhaupt nicht. Da das HaK ja von der Stadt subventioniert wird und wir im Vorfeld das Festival durch die örtliche Regionalzeitung und Flyer für die Anwohner ankündigten, lief in der Hinsicht alles glatt. Man sollte jedoch noch schreiben, dass Segeberg ein recht friedliches Städtchen ist und nicht mit Grossmetropolen wie Hamburg oder München verglichen werden kann.
Die wichtigste Basis für ein solches Festival abseits der Organisatoren und für euch als relativ "kleine Band" ist eine solide Fangemeinde. Was bedeutet für euch der Begriff "Underground" im Zusammenhang mit euren Live-Aktivitäten sowohl in Hinblick auf das Festival als auch auf die verschobene Tour?
Underground beschreibt ja lediglich einen mehr oder minder (gewollt) kurzfristigen Bekanntheitsgrad. Wenn etwas gut ist dann spricht es sich rum, wenn etwas gut ist aber zu speziell, braucht es um so länger um einen möglichen Interessentenkreis zu erreichen und zu mobilisieren, der dann auch noch regional aktiv ist. Mittlerweile präsentiert sich der Underground in virtueller Realität, Seite an Seite zum Mainstream. Wir haben uns nicht vorgenommen im Dunkel des Undergrounds zu fristen - nicht aufgrund von Geld oder Prestige, sondern weil wir etwas zu sagen haben, etwas das gerne so viele Menschen wie möglich erreicht. Zudem wollen wir ja auch nicht auf Black Metal hängen bleiben und unser musikalisches Spektrum erweitern. In Zukunft wird sich denke ich noch ein ums andere Mal die Höhrerschaft verlagern.
Jetzt sind wir eigentlich schon mitten im Interview, und haben, obwohl eure Band Kerbenok für manchen Leser noch gar kein Begriff ist, noch kein Wort über eure Historie verloren. Daher präsentieren wir an dieser Stelle erstmal ein paar Fakten: Die Band entstand im Herbst/Winter 2000 mit den 2 bis heute den Kern der Band präsentierenden Mitgliedern Christopher (Schlagzeug, klarer Gesang) und Stefan (Gitarren, Bass, Gesang, klarer Gesang). Nach der Veröffentlichung eines Demos im Sommer 2003 trat Marc als fester Bassist bei und es wurde im Herbst 2005 die DoppelCD "Auf wilden Pfaden / Im Einklang der Gewalten" veröffentlicht. Da Stefan aber ab Herbst 2005 ein Jahr in Norwegen seinen Zuvieldienst leistete und Christopher bis Dezember 2006 auf Sylt ebenfalls seine Kriegsdienstalternative in Form von Wattwanderführungen tat, lag die Band vorerst 1 1/2 Jahre auf Eis. Seit ca. Januar 2007 sind die zwei Jungs nun jedoch wieder zusammen im Proberaum und komponieren. Marc hat die Band jedoch noch im Sommer verlassen. So besteht die Band momentan also wieder nur aus zwei Streitern. Nach diesen Rohfakten gehen wir noch etwas in die Tiefe:
Was sind eure Einflüsse, sowohl musikalisch als auch textlich und gesamtheitlich?
Wir höhren privat wirklich jede Art von Musik, speziell gibt es da keinen Einfluss. Natürlich haben es uns Pagan- und Black Metal besonders angetan, diese Raserei ist ein tief verwurzelter Teil von uns und Ausdruck einer Mentalität. Wir haben aber immer bei vielen Bands das Positive vermisst, positive Aggression ist kein Wiederspruch für uns. Gewalt im Sinne von Kraft muss nicht zerstörerisch sein sondern kann auch schöpferisch genutzt werden. Ohne wirklichen Hintergrund ist das Wirken nichtig, statt eine Fassade auf zu bauen wollten wir uns lieber dem hüllenlosen Kern der Existenz widmen. Dadurch lernen wir immer mehr über uns selbst und das Leben, was gibt es sinnvolleres?
Uns haben oft Dinge interessiert die irgendwie eigen sind. Ich kann bei vielen Riffs, nachdem ich sie komponiert habe, in keinster Weise mehr erklären, wie diese entstanden sind. Nur der zeitliche Raum ist noch vorhanden/beschreibbar, mehr nicht. Das ist meistens ein recht chaotischer Prozess. Alles mögliche spielt beim Komponieren eine Rolle. Interessant ist vielleicht auch noch, dass wir Lieder nicht auf einen Text hin schreiben sondern bisher eigentlich immer die Texte als letztes entstanden sind und dem Lied seinen endgültigen Charakter gegeben haben.
Christopher, der alle unsere Texte schreibt, verfasst sie irgendwo, irgendwann in irgendeiner Umgebung. Je nachdem, was ihn gerade antreibt. Dinge die uns täglich begegnen, die Gesellschaft, der nicht mehr klar erkennbare Bezug zwischen Mensch und Natur, Spiritualität, schlicht und einfach Wahrnehmung an sich spielt eine Rolle. Wichtig ist, dass wir erkennen dass wir alle Kultur schaffen, indem wir Strukturen und Verhaltensmuster an den Tag legen die uns erfüllen, als Individuum weiter bringen und den Zusammenhalt fördern. Das können Veranstaltungen, Filme, Bücher, Musik oder irgend etwas anderes sein, dass Menschen in etwas einbindet und fordert.
Im Gesamten sind unsere Einflüsse schnell anhand unserer Umwelt, unserer Gefühle und unserem stetigen Willen, etwas eigenes zu erschaffen recht schnell erklärt.
Warum habt ihr "Auf wilden Pfaden / Im Einklang der Gewalten" gleich als Doppel-CD heraus gebracht? Hätte man nicht aus Kostengründen einige Stücke weglassen können und nur die Essenz des Albums auf eine CD bringen können?
Wir wollten von vornherein die aufgenommenden Stücke als Doppel-CD herausbringen, da diese in sehr engem zeitlichem und personellem Rahmen entstanden und daher sich für uns als ein Zusammenhängendes präsentieren. Für uns ist die Essenz des Albums genauso bei einem Song wie "Warwards" oder "Plague" zu erkennen, wie bei dem Titelstück. Es war vielleicht die Vielfalt, die uns auch im Nachhinein begeisterte.
Warum sind eure Eigenproduktionen so streng Limitiert? Ist es nicht eher so, dass sich die VÖ einer CD erst lohnt, wenn man eine gewisse Stückzahl machen lässt?
Man muss dazu sagen das wir bis 2005 noch definitiv nicht voll in die Szene einsteigen wollten. Die erste Produktion fand nur für uns selbst statt und sollte nicht im grossen Rahmen an die Öffentlichkeit gelangen. Auf wilden Pfaden und Im Einklang der Gewalten war so gesehen ein absolutes Experiment für uns, eine Art Selbstreflektion. Sind wir das was wir dort sagen und spielen, haben wir das geschafft was wir wollten. Die ersten fünfzig Exemplare der Auf wilden Pfaden waren ein zaghafter Versuch das Terrain abzutasten auf dem wir uns zukünftig bewegen wollten.
Ausserdem sind uns bei der Realisierung der Aufnahmen leider immer recht wenig finanzielle Mittel verfügbar gewesen. Man darf nicht vergessen, das wir eigentlich nur 2 wirkliche Mitglieder bei Kerbenok sind, ergo die Kosten auf eben nur uns beide zurückfallen. Und eine grössere Stückzahl ist, gerade bei der 1. Auflage der MiniCD einfach nicht mehr möglich gewesen.
Die Limitierung ging auch aus dem Gedanken heraus, dass wir mit den CD`s einen eigenen besonderen Charakter schaffen wollten – jedes Exemplar durchläuft unsere Hände. Christopher bringt Stunden mit der aufwändigen Anfertigung zu. Das ist der Dank an jeden an uns Interessierten, ganz persönlich. Leider ist es so Aufwändig diese CD`s zu produzieren, dass wir nur noch bis zur 150sten CD diese Anfertigung machen können. Gerade wenn die Nachfrage zu gross wird schaffen wir das einfach nicht mehr – wir hoffen, dass "Auf wilden Pfaden" bzw. "Im Einklang der Gewalten" irgendwann noch einmal aufgelegt wird und dann für mehr Leute zugänglich ist.
Lassen wir damit die Vergangenheit von Kerbenok hinter uns und durchleuchten einmal die Gegenwart und die nähere Zukunft der Band. Mit euer Mini-CD "Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)" ist es euch nun endlich gelungen einen Partner in Form eines Labels zu finden. Erzähl doch ein bisschen über euer Label und wie es dazu kam.
Wir standen mit Thorsten von Northern Silence schon seit einer Weile in Kontakt, da dieser uns bei der Webung für das Festival schon half. Als wir ihm nach einer Weile eine Promo der Mini zu sandten, war er sofort interessiert und machte uns das Angebot, diese wieder zu veröffentlichen. Northern Silence Productions sind ja schon seit einigen Jahren in der Szene unterwegs und hatten in der Vergangenheit schon einige Perlen ausgegraben. Wir waren daher hocherfreut, als Thorsten Interesse bekundete.
Ehrlich gesagt hatten wir absolut keine Lust mehr, die Aufnahmen selber raus zu bringen. Da gerade die Studio- und Herstellungskosten jedes Mal recht hoch sind, ist man es irgendwann einfach leid, immer `draufzahlen zu müssen. Ich denke, ich spreche da vielen Musikern aus der Seele, nicht?
Was sind die nächsten Pläne mit eurem Label?
Wir werden nun vorweg ein Shirt drucken lassen, welches wir bei den kommenden Konzerten und über die Internet-Shops verkaufen. Dann wird im Januar bzw. Februar 2008 die Mini wieder veröffentlicht, die diesmal nicht limitiert ist. Im Frühjahr werden wir nach genügend Zeit im Proberaum wieder in unser hauseigenes Tonstudio (www.cmp-ltd.de) gehen, um die nächste volle CD aufzunehmen. Diese wird dann wohl kommenden Sommer ebenfalls über Northern Silence Productions veröffentlicht werden, wenn alles gut läuft.
Eure Veröffentlichungen zeichnen sich immer durch sehr stilvolles Artwork aus. Wer ist für das grafische Konzept verantwortlich?
Dafür ist Christopher verantwortlich. Er übernimmt neben Schlagzeug, den klaren Gesängen (grösstenteils) und den Texten auch die graphische Umsetzung von uns. Da er als Kommunikations - Designer das Gestalten von Webseiten und Printmedien gelernt hat, ist er bei allen unseren graphischen Angelegenheiten (auch dem Festival) voll und ganz dafür verantwortlich, glücklicherweise. Er hat eine sehr schöne und eigene Art Natur in Szene zu setzen. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit seiner Arbeit in der Band.
Falls eine Band oder Person Interesse an seiner Arbeit hat, so kontaktiert ihn einfach unter
Nach der visuellen Komponente stellt sich noch die Frage nach dem textlichen Konzept. Kannst du dieses kurz beschreiben?
Bei uns dreht sich alles um Leben und die unbeschreibliche Schönheit der Natur. Wir alle machen unsere Erfahrungen, jeden Augenblick. Zwischen all den unzähligen Zielen die man sich in seinem Leben stecken kann gibt es eines das wir alle gemein haben – glücklich werden. Das Leben besteht nur allzu oft aus tragischen Szenerien und Leid jedweder Form. Hass, Angst, Krankheit und Gewallt sind Dornen an denen wir uns die Glieder auf dem Weg durch das undefinierbare Dickicht der Vielfalt zerreissen.
Wir sind das was wir sehen, hören, denken, fühlen und schmecken – das passiert alles in uns. All das was das Leben wertvoll macht haben wir in der Hand, ist uns als Geschenk in die Wiege gelegt. Ohne Anfang und ohne Ende gibt es nur das Unendliche und stetige Werden im Jetzt. Alles was wir uns vorstellen können ist schon oder wird noch passieren, in der Unendlichkeit liegen alle Möglichkeiten und wir sind ein Teil ihrer Schmiede. Über grausame Dinge sollte man daher nicht zulange nachdenken, weil sie an Gestalt gewinnen. Wir möchten nicht, dass Grausames an Gestalt gewinnt, denn weder wir noch irgend ein anderer Mensch möchte ohne Grund gefoltert, gehasst, getötet oder krank werden – niemand! Alle Übel sind Resultate eines extremen Ungleichgewichtes, dieses Ungleichgewicht kann man durch Ruhe und Besonnenheit klären und welcher Ort wäre wohl besser dafür geschaffen als ein Platz in der Natur.
Inmitten des kosmischen Prinzips von Werden und Vergehen.
Es gibt keinen besseren Lehrer des Lebens als Geduld und Wachsamkeit. Alles im Wald oder anderswo in der Natur ist ursprünglich und selbstdefiniert gewachsen, ein Abbild des Kosmos in all seinen Strukturen und Prinzipien.Insgesamt ist beiden Veröffentlichungen gemein, dass Musik, Gestaltung und Texte eine Einheit bilden. Was jedoch bildet den Kern von Kerbenok?
Schlicht und einfach Selbstdefiniertheit. Das Erkennen, Wahrnehmen, Verifizieren und Zelebrieren des eigenen Schaffens. Alles was wir wollen, ist unsere persönliche Perspektive vom Ganzen darzustellen.
Kerbenok besteht momentan nur aus zwei Mitgliedern. Wie sieht der Proberaumalltag aus? Wie arbeitet ihr an neuen Stücken?
Da wir zusammen angefangen haben Musik zu machen sind wir natürlich ein eingespieltes Team. Meistens läuft das so, dass Stefan Riff-Ideen mitbringt und wir sie dann zusammen verändern, so entsteht dann nach zum Teil endloser Hin- und Herschieberei ein Liedgut. Wir haben zudem ein sehr ähnliches Musikempfinden und müssen oft nicht lange über etwas reden. Teilweise proben wir bis zu vier mal in der Woche, was uns zu dem Punkt bringt das man sich auch gerne mal auf die Nerven geht. Eigendlich sind wir wie ein altes Ehepaar – regelmässig am Zoffen aber raufen sich immer wieder zusammen. Das Interessante ist, dass wir in gewisser Hinsicht so ähnlich wie verschieden sind. Das macht das ganze so spannend und bringt immer Neues hervor.
Und im Studio? Wie arbeitet ihr Live?
Im Studio spielen wir zu zweit das Grundgerüst ein und alles weitere kommt dann nach und nach von uns ebenfalls eingespielt darüber. Live haben wir einen Session Basser, auf die zweite Gitarre müssen wir da leider noch verzichten.
Momentan sind wir an dem Punkt angelangt, dass einzelne Live-Gigs sehr anstrengend für uns sind. Wir werden uns nach den anstehenden Konzerten in Oldenburg, Lübeck und Bremen erst einmal wieder auf die nächste Studio Produktion konzentrieren. Live Präsenz werden wir im kommenden Jahr erst wieder ins Auge fassen und ehrlich gesagt auch eigentlich nur wenn wir genug Bandmitglieder haben. Das ganze hin und her um Session Musiker ein zu arbeiten ist sehr anstrengend und klaut uns enorm viel Zeit, Zeit die wir für neue Songs dringend brauchen. Es ist auch eigenartig live mit einer Band aufzutreten die eigentlich in dieser Form keine ist...
Damit erübrigt sich eigentlich die Frage, ob sich die Anzahl der Mitglieder ändern oder ob ihr als Duo weiter machen wollt.
Wir suchen auf jeden Fall noch einen festen zweiten Gitarristen. Wenn dann möchten wir unsere Lieder live gerne nah am Tonträger präsentieren. Momentan sind die Lieder live wesentlich roher als auf CD da immer mindestens eine zweite Gitarre fehlt. Das ist manchmal schon ziemlich frustrierend. Wir lassen uns da aber nicht stressen. Entweder es ergibt sich etwas oder nicht, ansonsten werden Live Auftritte in Zukunft sehr rar und wir arbeiten grösstenteils im Proberaum und im Studio.
Wie seht ihr die Stellung von Kerbenok in der extremen Metalszene?
Wir sind ja bei weitem noch nicht so bekannt als das man schon von einer Stellung reden könnte. Möglich ist alles, aber wir wollen da nix an die Wand malen. Wenn wir in Zukunft immer noch ansprechende Musik produzieren, wird der Name für den einen oder anderen sicher ein Begriff sein. Qualität macht sich bemerkbar und nichts anderes sollte Erfolg rechtfertigen. Ich bin aber fast sicher das unsere nächste Veröffentlichung definitiv einigen Leuten nicht passen wird, sowohl musikalisch als auch gestalterisch.
Was sind längerfristig eure weiteren Pläne für die Zukunft?
Das neue Album fertig stellen! Wir arbeiten schon an neuem Liedgut und sind richtig heiss auf die anstehende Aufnahme. Das wird für uns wohl auch die teuerste und aufwendigste Aufnahme bis Dato werden. Ansonsten üben, üben und besser werden. Wir sind ja nun mal so etwas wie Laien an unseren Instrumenten und stehen am Anfang unserer Spielfertigkeit. Da ist noch viel mehr drin und die nächste Produktion wird definitiv progressiver.
Noch etwas, das dir am Herzen liegt?
Die Metal Szene ist so stark und vielfältig, es wäre unglaublich wenn es möglich wäre Umweltinteressen und soziale Projekte noch mehr in die Veranstaltungs-Aktivitäten einzubinden und die Metal Szene in gewissen Fragen zu mobilisieren. Metal ist ein staatenübergreifendes Netzwerk. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, Konzerte mit wohltätigen Zwecken zu verbinden – sich gegenseitig zu unterstützen ist keine Schande und kein Hippietum. Wir sollten uns über einweg Klischees erheben und Taten sprechen lassen. Was kann denn schöner sein als für einen guten Zweck Musik zu hören und zu saufen?
Ansonsten herzlichen Dank für das Interesse und euch allet guude!
Stefan/Christopher