Eine in der Szene nicht mehr ganz unbekannte Band dürfte Obscure Vortex aus Deutschland sein. Nun hat die Truppe ihr lang erwartetes Debut-Album „Was einst war...“ auf die Menschheit losgelassen. Gelegenheit also, beim kreativen Kopf des Quartetts Lars nachzufragen, was es zu berichten gibt. Und so stand der westfälische Saitenschrubber bei einem kühlen Bier Rede und Antwort.
Seit dem letzten Schwermetall-Interview sind schon zwei Jahre vergangen. Was hat sich im Lager von Obscure Vortex seitdem verändert?
Wir haben in den letzten zwei Jahren unseren Stil weiter entwickelt. Von altem, satanischem Black Metal, der stark von alten Immortal und Darkthrone geprägt war, zu Black Metal mit heidnischen Einflüssen. Die Musik ist komplexer geworden, sowohl was die instrumentelle Seite, als auch die Texte, welche persönlicher geworden sind, angeht. Dies im Gegensatz zu den alten Texten, welche von unserem alten Sänger Opheon waren, der nun einmal überzeugter Satanist war, womit der Rest der Band nie etwas zu tun hatte. Nachdem wir uns von ihm getrennt haben, konnten wir anderen unseren Gedanken freien Lauf lassen.
Besetzungstechnisch hat sich viel getan. Der bei uns vakante Posten am Bass konnte von Sebastian Braun besetzt werden, der auf dem Album im Studio bei einigen Liedern mitgewirkt hat. Bei anderen Stücken habe ich selbst Bass gespielt. Ole ist als Gitarrist dazu gestossen, mittlerweile ist er leider schon wieder raus, auf Grund familiärer Verpflichtungen, da er Vater geworden ist. Und Sebastian Braun konnte leider auch nicht in der Band bleiben. Mittlerweile spielt Loki, einer der Freunde aus Lippstadt, Bass. Er macht seine Sache sehr gut, wir haben schon ein paar Konzerte hinter uns gebracht.
Das Album ist endlich raus, nachdem es in der Vergangenheit doch einigen Ärger gegeben hat mit dem Studio und der Technik. Letztlich ist das Album über das Schweizer Undergroundlabel Black Tower raus gekommen. Bis jetzt sind die Resonanzen durchweg recht gut. Das Label spricht von guten Verkaufszahlen. Die Hälfte der Scheiben ist schon vertickt. Sie ist limitiert auf 666 Einheiten - das mag klischeehaft erscheinen - knapp 300 sind schon weggegangen. Das ist für eine Band mit unserem Status recht gut.
Jetzt wollen wir uns auf jeden Fall auf ein paar neue Konzerte konzentrieren, und dann eine kreative Pause einlegen, damit man wieder Material für ein neues Album sammeln kann.“
Du hast die Veränderung der Texte angesprochen. Du hattest persönlichere Texte erwähnt. Vielleicht kannst Du dazu und den heidnischen Elementen etwas erzählen.
Jeder von uns hat sich in letzter Zeit mehr mit dem Heidentum beschäftigt, was zwangsläufig auch in den Texten Niederschlag gefunden hat. Ausserdem waren die alten Texte durch den alten Sänger geprägt worden, womit wir im Endeffekt nichts zu tun hatten. Ich schon gar nicht. Zu der Zeit als Opheon Sänger war, war ich noch gar nicht dabei. Dann ging es um Stilfindung, um von den mittlerweile recht abgelutschten Satanstexten wegzukommen, weil wir darauf keinen Bock hatten. Ich habe auch keine Lust mich auf der Gitarre zu limitieren. (Einwurf aus dem Hintergrund durch die Freundin, dass diese Musik doch geil ist.) Natürlich ist das geil, ich höre es auch gerne. Aber es zu spielen ist eine andere Sache. Ich stehe natürlich auch auf old school Black Metal mit Satanstexten, aber das ist nicht die Musik die ich machen möchte. Ich möchte Musik machen die mich persönlich bewegt.
Apropos Musik: Was mir aufgefallen ist, ist dass ihr schon auf eurem ersten Album eine eigene Note entwickelt habt. Da liegt dann natürlich die Frage nahe, welche Bands beeinflussen euch denn als Musiker?
Generell hören wir alle erstmal hauptsächlich Metal. Ich höre zwischendurch gerne auch andere Sachen, zum Beispiel Klassik. Ich möchte aber nicht behaupten dass mich Klassik bei meinem Songwriting beeinflusst, denn wie Yngwie Malsteen bin ich dann doch nicht. Sicherlich wird man durch das, was man hört beeinflusst. Aber ich habe keine Band, die ich als Haupteinfluss benennen kann. Ich höre viel old school Black Metal und Pagan Metal, da holt man sich dann gewisse Elemente raus. Aber ich versuche halt stets niemanden zu kopieren, sondern immer meinen eigenen Senf dazuzugeben. Ich denke mittlerweile gelingt es uns ganz gut einen eigenen Stil zu spielen, im Gegensatz zum alten Material, das doch recht Immortal-beeinflusst war. Wie gesagt: wir hören alle durchweg Extrem Metal und die alten Klassiker. Aber einen spezifischen Einfluss würde ich da nicht nennen.
Du hast gerade Extrem Metal angesprochen, wie bewertest du denn den Umstand das Metal, auch Extrem Metal, immer öfter in den Medien stattfindet? Bewertet ihr als Undergroundband das eher als Chance, oder seht ihr das mit gemischten Gefühlen?
Noch nicht mal das. Ich finde es total beschissen wenn irgendwelche Balgen, die ein Amon Amarth Video auf Viva 2 sehen, plötzlich mit Amon Amarth Hemden rumlaufen. Ich finde das scheisse. Gut, ich bin jetzt auch noch nicht so alt, höre aber schon seit Jahren Metal. Wir alle sind so in die Szene reingewachsen. Die „Metaller“ von heute sind dann einfach diese Trendgänger, die dann irgendwann festgestellt haben, dass es ausser Slipknot noch was anderes gibt, und Zack kaufe ich mir bei *** (nennte eine Mailorder mit 3 Buchstaben) ein überteuertes T-Shirt und renn damit rum und bin damit supertrue. Finde ich einfach scheisse, so was. Metal ist einfach eine Art zu leben und es gehört viel mehr dazu, als einfach nur die Musik zu hören und sich bei seinem komischen Freundeskreis zu profilieren. Ein Grossteil der heutigen Szene ist ein Mist, mit dem ich nichts mehr zu tun haben möchte.
Also würdet ihr nie darauf schielen Medienpräsenz zu erlangen, beispielsweise durch einen Videoclip? Wärt ihr sogar zu Zugeständnissen in dieser Hinsicht bereit?
Zugeständnisse auf keinen Fall, wir machen immer noch das Ding, das uns gefällt. Im Endeffekt soll die Musik, die ich schreibe quasi eine Art Therapie für mich sein und meine Emotionen ausdrücken. Deshalb wäre ich zu keinen Zugeständnissen bereit. Ein Videoclip an sich wäre schon eine spassige Sache, aber das wäre wohl eher etwas für den engsten Freundeskreis oder um es mal als Bonus auf eine CD draufzupacken.
Grosse Medienpräsenz ist eine zwiespältige Sache. Einerseits ist es toll dadurch ein grosses Publikum zu erreichen. Aber letztlich stelle ich mir die Frage „will ich das überhaupt?“ Das Publikum das wir jetzt erreichen ist eine gute Menge, und viel mehr muss das auch nicht sein.
Wie waren denn die bisherigen Resonanzen auf Euer Album?
Bisher waren sie im Grossen und Ganzem positiv. Auch bei Versanden, bei denen die Fans die CD bewerten können, waren die Resonanzen positiv. Was mich jedoch sehr erheitert hat war ein Review meiner Freunde vom Metalmagazin Blooddawn. Dort wurde uns attestiert, dass wir einen Drumcomputer benutzt haben, was definitiv nicht der Fall ist.
Ich kann an dieser Stelle bestätigen, dass bei Obscure Vortex ein Mensch aus Fleisch und Blut die Felle verdrischt, womit diese Vorwürfe wohl vom Tisch sein sollten. Kommen wir mal zur Zukunft. Wie sehen Eure Pläne konkret aus, jetzt wo das Album „was einst war“ erschienen ist? Mit einem Label im Rücken dürfte da doch in einiges mehr möglich sein.
Naja, das hält sich schon in Grenzen. Man muss immer in Untergrunddimensionen denken. Wenn man, wie Immortal zum Schluss, bei Nuclear Blast unterschrieben hat, hat man natürlich andere Möglichkeiten. Bei einem derartigen Kommerzlabel werden wir wohl niemals landen, was wir auch nicht wollen. Wenn man verfolgt hat, was bei Immortal am Ende los war, um es gelinde zu sagen: es war nicht mehr das Gelbe vom Ei.
Auf jeden Fall wollen wir noch einige Konzerte spielen. Unter anderem ist ein Konzert mit Dies Ater aus Berlin geplant. Es kann auch durchaus passieren, dass wir wieder mit unseren Kameraden von Yaotzin zusammenspielen, weil es eine gute Band mit einer korrekten Einstellung ist. Generell sind wir Konzerten nicht abgeneigt. Bei Gelegenheit einfach mal bei uns melden. (
Wie steht es mit einem konstanten Line-Up?
Das ist soweit gefunden. Lediglich der Posten an der 2. Klampfe ist nicht besetzt. Damit hatten wir in der Vergangenheit auch immer wieder Probleme. Oles Weggang wegen der Familie ist sicherlich verständlich. Es wäre schon schön wieder einen 2. Klampfer zu haben. Mit Loki haben wir einen Bassisten gefunden, der treu zur Band steht und der sowohl musikalisch als auch menschlich zur Band passt. Jetzt heisst es halt, neues Material zu sammeln und irgendwann einmal in ein anderes Studio zu gehen und ein neues Album aufzunehmen.
Zum Ende des Interviews würde mich noch deine Meinung zu ein paar Bands interessieren: God Dethroned…
…Eine leider recht unterschätzte Death Metal Band. Sehr kreativer Death Metal, der mir persönlich sehr gut gefällt.
Nargaroth…
…Ich habe das zweifelhafte Vergnügen gehabt, den guten Mann, der dahinter steht, Kanwulf, selbst kennen zu lernen und ich sage mal recht diplomatisch: mehr Schein als Sein.
Graveland…
…Sehr gute Band, wo mir sowohl die Frühphase, als auch die heutigen, epischeren Werke, sehr gut gefallen. Graveland: Daumen hoch.“
Slayer…
…Da muss man nichts zu sagen: Eine Metal Legende. Ja gut, die neueren Sachen mit dem Hardcore-Einschlag und Nu Metal-Scheiss gefallen mir jetzt nicht so. Aber die ersten 5-6 Alben sind auf jeden Fall Klassiker.
Burzum…
…Nun ja, sicherlich auch eine recht zwiespältige Band, die mir aber auch recht gut gefällt. Auch die Keyboard-Alben finde ich an sich nicht schlecht, wenn es um atmosphärische Musik geht. Ansonsten recht kreativer, eigenständiger Black Metal. Im Übrigen war „hvis lyset tar oss“ eines meiner ersten Black Metal Alben, welches ich heute immer noch sehr gerne höre.“
Celtic Frost…
…Auf jeden Fall auch eine der Klassiker Bands. Geile Scheisse.
Ich danke dir dann an dieser Stelle für die ausführlichen Antworten. Die letzten Worte an unsere Schwermetall-Leser gehören Dir.
Oha, hrhr (greift zum Bier). Ich würde sagen, das ist jetzt erstmal schwierig so aus dem Stehgreif. (Zündet sich erstmal die nächste Kippe an.) Man sollte sich selbst treu bleiben und die Spreu vom Weizen trennen. Gerade in der heutigen Szene, in der vieles mehr Schein als Sein ist, ist das immer von Nöten. Stay heavy.