Durch eine Bekannte kam der Kontakt zum Illdisposed-Gitarristen zu Stande. Er entpuppte sich als sehr angenehmer Zeitgenosse und als sehr offener, völlig bodenständiger Interviewpartner. Da trotz mehrmaligem Versuch leider kein Telefoninterview möglich war, haben wir das dann per Messenger und Email erledigt. Herausgekommen ist ein sehr persönliches Interview mit interessanten Antworten.
Hallo Bat, ich mag euer letztes Album. Dieser groovige Death Metal tritt gewaltig Arsch! Wenn ich nun dieses letzte Album mit dem ersten vergleiche, hört man erstaunliche Entwicklungen. Wie siehst du eure Veränderung?
Es ist eine normale Entwicklung. Wir haben neue Wege und Inspirationen gefunden, andere als in der Vergangenheit. Das ist der Grund, warum viele Metal Bands gleich klingen. Sie sind von anderen Metal Bands inspiriert. Wenn man über den Tellerrand hinausschaut findet man das Gold und ich mag Gold…
Bat, wie stehst du zu eurem letzten Output "1-800 vindication" betreffend dem Songwriting, Feedback der Fans und nicht zu letzt deine eigene Zufriedenheit mit den Stücken und der Produktion?
Ich denke, dass es bezüglich der Kompositionen unser bestes Album ist. Wir haben sehr viel Zeit damit verbracht, die Stücke im Proberaum zu schreiben und gingen ins Studio, um noch einige Veränderungen vorzunehmen, bevor wir die endgültigen Aufnahmen der Stücke machten. Das ist der perfekte Weg, ein Album einzuspielen. Auf Grund der Rezensionen, die ich gesehen habe und wegen der Reaktionen auf unsere Auftritte, gehe ich davon aus, das die Leute unser Album ebenfalls mögen!
Erzähl mal von deiner letzten Tour.
Die Wacken Roadshow war unsere beste Tour bisher. Das Publikum war hervorragend, die Locations waren bestens und die Crew war fantastisch. Es war wohl besser, nur zu viert auf der Bühne zu stehen, als zu fünft. Ich freue mich bereits auf die nächste Tour!
Ich habe gehört, dass du einen Vollzeitjob hast. Hast du keine Probleme, deine Musikkarriere und deinen Job unter einen Hut zu bringen? Was machen die anderen Bandmitglieder um Geld zu verdienen?
Ich bin ein Workoholic und süchtig danach, zu viel Geld auszugeben. Bis jetzt hat es noch keine Probleme gegeben und mein Boss versteht und respektiert meine Situation. Aber wenn wir dann eine Welttournee machen werden, wird er wohl seine Meinung ändern, ich weiss es nicht. Die anderen haben auch hie und da Jobs. Es geht halt ums Geld. Wir haben alle Häuser, Autos und konsumieren einiges.
Wenn wir von Arbeit und Musik sprechen: hast du überhaupt Zeit für deine Freundin oder die Familie?
Nicht viel, aber es ist okay. Ich denke, dass ich mit 50 nicht mehr so beschäftigt sein werde und meine Familie respektiert das, was ich mache. Ich will meine Jugend nicht mit TV oder ähnlichem verschwenden.
Wann hast du dich für die Gitarre entschieden und was war davor?
Als ich noch kaum laufen konnte, fing ich an, Piano zu spielen, dann Schlagzeug und Bass. Eines Tages kaufte ich mir eine Gitarre, wohl aus dem Grund, dass ich damals begann Metal zu hören und das ultimative Instrument in diesem Genre ist die Gitarre. Also musste ich sie einfach spielen.
Eine sehr persönliche Frage zu deinen Gitarren: Einige Gitarristen geben ihren Gitarren Namen. Wie sieht es bei dir aus? Und welche Marke spielst du live und im Studio?
Nein, so etwas habe ich nie gemacht. Ich kenne auch niemanden, der das gemacht hat. Ich spiele zur Zeit ausschliesslich Schecter-Gitarren, live und im Studio. Es war ein Zufall, dass ich angefangen habe Schecter-Gitarren zu spielen. Ich bekam eine gute Offerte und entschied, sie einmal auszuprobieren. Und dann began ich diese Gitarren zu lieben!
Was ist dein Lieblingsamp? Wie kriegst du deinen Gitarrensound live und im Studio hin?
Im Studio ist mein Lieblingsamp ein Mesa Boogie Dual Rectifier. Live ist es ein Line6 HD-147. Der Grund, warum ich live Line6 benutze ist, dass er keine heiklen Teile hat, die auf Achse kaputt gehen können. Zudem hat es einige eingebaute Effekte, welche ich für meine Soli benutze. Er kann fast so klingen wie ein Rectifier.
Zum Produktionsprozess, eurer Alben: Wer hatte die Finger beim Produzieren im Spiel? Waren alle Mitglieder von Illdisposed dabei? Ich persönlich finde es absolut schwierig, mit einer ganzen Band im Rücken an den Reglern zu sitzen und mir anzuhören, was ihrer Ansicht nach falsch, zu leise, zu laut oder was auch immer ist…
Bo und ich sind für den ganzen Songwriting und Produktionsprozess zuständig. Jedoch bekamen wir auch sehr viele Anregungen vom Produzenten Ziggy. Der Rest der Band ist nicht anwesend, wenn wir aufnehmen und mixen. Ausser natürlich, wenn sie ihre eigenen Instrumente einspielen. Zu viele Köche verderben den Brei, weisst du!
In einem Interview mit eurem Sänger, fragte der Interviewer nach den Lyrics. Die Antwort lautete, dass sie alle von Kokain handeln. Hat die Band ein Kokainproblem?
Nicht alle Texte handeln von Kokain. Nur einige davon. Sie handeln von Dingern, die in unseren Leben passieren, also ist es offensichtlich, dass wir über Drogen schreiben mussten. Wir wollten immer Spass haben und dich selber zu vergiften ist lustig. Aber wir tun es nicht allzu oft. Wir haben keine Probleme damit.
Illdisposed ist nun bei einem grossen Label. Seid ihr glücklich dort? Wie ist die Unterstützung seitens des Managements? Die meisten Bands bei grossen Labels, die nicht in den Top 20 der Charts sind, beklagen sich über mangelnde Werbung…
Wir sind in jeder Hinsicht zufrieden mit Roadrunner. Sie unterstützen uns sehr und sie wissen natürlich, dass wir als Death Metal Band nie in den Top-Regionen der Charts mitmischen werden.
Was ist dann dein Hauptziel für 2006 in deinem Privatleben und mit der Band?
Privat: Meinen Bierbauch, den ich auf den Touren bekommen habe, abzubauen. Mit der Band: Einen neuen Bierbauch während des Tourens aufzubauen.
Welches ist dein Archetyp oder deine Lieblingsband?
Meine Lieblingsband war schon immer A-Ha aus Norwegen. Ich liebe sie, seit ich ein Kind bin.
Und welcher Musiker hat dich beeindruckt? Ich denke da an ein Interview mit Lemmy Killmister von Motörhead. Nach zehn Minuten, als ich sein Englisch endlich verstanden hatte, empfand ich ihn als sympathische Person mit einer herzlichen Rock 'n' Roll Attitüde.
Als ich ein kleines Kind war, habe ich den dänischen Volkssänger Bjorn Tidemand getroffen. Er hat mich so beeindruckt, dass ich wollte, dass mein kleiner Bruder Bjorn Tidemand heissen würde. Ich sagte es sogar dem Priester, als er getauft wurde. Natürlich verstehe ich das heute nicht mehr, weil er ein wirklich mieser Sänger ist.
Nun haben wir eine Menge über Metal gequatscht. Welche anderen Musikstile magst du? Welche Musik hörst du, wenn du Auto fährst? Bei mir ist es Monster Magnet. Dabei komme ich immer schneller von A nach B.
Ich mag die meisten Musikstile. Pop, Rock und elektronische Musik, um nur ein paar zu nennen. Aber wenn ich fahre, ziehe ich Metal vor, weil es meinen rechten Fuss schwerer macht. Aber erzähl es niemandem, denn ich habe meinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgeben müssen (…das werden wir natürlich für uns behalten. Anm. d. Red.).
Ich habe in einem Interview gelesen, dass du Dänemark hasst. Warum das?
Ich hasse Dänemark nicht. Es ist ein guter Platz zum Leben. Wenn ich gesagt habe, dass ich es hasse, muss es ein Witz gewesen sein… oder ein schlechter Tag.
Des Interviewers Lieblingsspiel: Ich starte einen Satz und du beendest ihn.
In 20 Jahren werde ich …
ein alter dreckiger Bastard sein, der jungen Mädels hinterher läuft und natürlich keinen Erfolg dabei hat.
Wenn ein Gitarrist seine Gitarre auf der Bühne verbrennt werde ich …
…auf seinen Musikstil wechseln, denn er muss definitiv mehr verdienen als ich.
Metal ist…
…gut für deine Ohren aber schlecht für deine Stirn, wenn du betrunken bist und gegen eine Strassenlampe läufst.
Wenn ich ewig leben würde (Highlander rulez!)…
…würde es mir langweilig werden und ich würde eine Lösung finden, mich selber zu richten.
Wenn ich der Führer der Welt wäre…
…würde ich sie wahrscheinlich zerstören.
Tausend Dank dir!
Kein Problem, beste Grüsse!