In schweizerischen Landen hörte man für gewöhnlich zwei Jahre lang nichts von der germanischen Truppe und dann stehen die Heidenstahlfabrikanten plötzlich wieder da und knallen einem mit "Gjallar" ein Bombenalbum vor den Latz. Mit ihrem deutschsprachigen Death / Black / Pagan Metal haben sie schon immer für Gesprächsstoff und einige Furore gesorgt, dabei aber auch einige offene Fragen gelassen, die unbedingt geklährt werden müssen. Legen wir also gleich los!
Eigentlich müssten die meisten euch schon kennen. Was mir bei eurer Bandbiografie aber besonders auffällt ist die Konstanz. Ihr hattet ausser dem Ausstieg eures Keyboarders vor ein paar Jahren noch nie einen Besetzungswechsel, dazu seid ihr schon seit Ewigkeiten (1998) bei CCP Records unter Vertrag und auch an eurer Musik hat sich nicht viel geändert. Des Weiteren weist eure Musik mehr Kontinuität auf, als diejenige vieler anderen Bands. Seid ihr ganz einfach nur konservativ oder was sind die Gründe, dass sich bei euch nicht viel ändert?
Peter: Wenn man auf die Diskografie unserer Band schaut, so sollte klar werden, dass jedes Album eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger und eine Überraschung für den Zuhörer war. Von Gleichförmigkeit oder Wiederholung konnte nie die Rede sein. Im Übrigen halten wir unseren Vorstellungen darüber, wie "German Heathen Metal" zu klingen hat um ordentlich zu rocken, gern die Treue. Letztlich ist die besagte Kontinuität ein gewisses Markenzeichen unserer Formation.
Oberflächliche Stimmen haben seit jeher versucht, euch in die extreme rechte Ecke zu drängen. Was hat es damit tatsächlich auf sich und richtet sich das Textliche des Stücks "Zunft der Lügner" an all diejenigen, die es immer besser wissen wollten?
Peter: Es geht insgesamt um die Lüge, um Neid und Missgunst; um diese unscheinbare und dennoch hochgradig schädliche Untugend. Es wird schlichtweg abgerechnet mit den Gemütern der "Lügenzunft"; der breiten Masse derjeniger, die sich der Unwahrheit und ihren unlauteren Vorteilen verschrieben haben.
Die Lüge ist Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Ebenen, die lyrisch und auch musikalisch in den einzelnen Titeln und Songs des aktuellen Albums aufgegriffen und verarbeitet wurden.
Gerüchte nach denen wir in eine rechte Ecke gedrängt werden sind nicht förderlich. Wir mussten und müssen weiterhin lernen damit umzugehen. Wir sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass wir durch unser musikalisches Schaffen niemals Anlass für derartige Denunziationen gegeben haben. Vielmehr sprechen wir aus, was sich für uns hinter heidnischem Denken verbirgt. Diese Gedanken schützen das Heidentum gegen Missbrauch, aber leider nicht vor Hetze.
Euch wurde schon einmal vorgeworfen, dem "Germanenwahn" verfallen zu sein. Was bedeuten euch eure germanischen Wurzeln und wie lebt ihr den Bezug zu euren Ahnen in einer modernen Welt wie dieser aus?
Peter: Unsere germanischen Vorfahren hatten, nicht zuletzt ihrem rauhen Alltag geschuldet, eine durch Brauch und Sitte erhärtete Ordnung. Ihre Ehre war ihre Freiheit, ihre Unabhängigkeit galt ihnen mehr als irdisches Gut. Umso stärker fühlten sie sich ihren Familien, Frauen und Kindern verpflichtet. Ihre moralische Stärke resultierte aus der Unanfechtbarkeit ihres privaten Daseins. (Pörtner, Bevor die Römer kamen – Städte und Stätten deutscher Urgeschichte, S. 439.)
Dieses Gefühl von Achtung soll in Erinnerung gerufen werden. Jedoch ohne gleichzeitig dem Drang einiger das Wort zu reden, die unter verordneter Einheitlichkeit Tugend erzwingen wollen. Solche Denkart schadet der eigenbestimmten Verwirklichung von Zwanglosigkeit.
Unter dieser Betrachtung erfährt das Heidentum in der heutigen Zeit eine kaum überschätzbare Wichtigkeit.
Auf eurem 2002er Album "des Blutes Stimme" waren die Kettenhemden noch im Innern des Beibüchleins abgebildet. Das neue Album zeigt die Kettenhemden auf dem schlichten Titelbild der Scheibe. Was hat es mit diesem Kettenhemd auf sich und warum habt ihr euch für ein so bescheidenes Titelbild entschieden, das zudem dem letzten sehr ähnlich sieht?
Peter: Die Ähnlichkeit ist beabsichtigt. Immerhin tritt das neue Werk die Nachfolge von "Des Blutes Stimme" an, welches seinerzeit eine gewichtige Wende im Verlauf der Bandentwicklung darstellte.
"Gjallar" wiederum dokumentiert die Eindrücke, Erkenntnisse und Erfahrungen, die in den zwei Jahren nach dem Entstehen des Vorgängeralbums gesammelt werden konnten und mussten. Die Schlichtheit soll uns darüber hinaus vor unbeabsichtigter Provokation und Missverständnissen bewahren können.
Euer thematisches Grundgerüst hat sich seit eurem letzten Album meines Erachtens etwas vom Heidnischen in Richtung Kampf gegen Lüge und falsche Propheten entwickelt. Hat dies besondere Gründe?
Peter: Riger fanden durch ihr bisheriges Schaffen zahlreiche Anhänger aber auch Widersacher. Dieses Album ist beiden gleichermassen gewidmet. Es richtet sich an die breite Masse derjeniger, die sich der Lüge und ihren unlauteren Vorteilen verschrieben haben, an die Zunft der Lügner, und macht deutlich, was wir davon halten. Auf der anderen Seite bedeutet "Gjallar" aber vor allem Metalmusik im Sinne von Riger - Eigenständigkeit und Ausdruckskraft, zorniger Gesang, donnernde Drumbreaks, Rhythmusattacken sowie einprägsame Gitarrenmelodien - German Heathen Metal also.
Wenn ich mir "Gjallar" anhöre, habe ich den Eindruck, dass ihr etwas weniger Hymnen geschrieben habt, als noch beim Vorgänger. War dies eine beabsichtigte Entwicklung, etwas weniger eingängig zu werden?
Peter: Wie schon oben erwähnt: "Gjallar" dokumentiert die Eindrücke, Erkenntnisse und Erfahrungen, die in den zwei Jahren nach dem Entstehen des Vorgängeralbums gesammelt werden konnten und mussten. Insbesondere bei Livekonzerten durften wir kompositorische Schwachstellen in einigen Songs feststellen. Unter anderem waren dies z.B. stets gleiche Tempi oder zu oft wiederholte Passagen, die eben gerade live die Spannung rauben können. Somit ist "Gjallar" über solch genannte Schwachstellen erhabener, wenngleich dabei die sog. Eingängigkeit gelitten haben könnte, was ich persönlich wiederum nicht bestätigen möchte.
Riger ist ja ein anderer Name von Heimdall, dem Wächter von Asgard. Als er sich zu den Menschen begab, nannte er sich so. Euer neustes Album ist nach seinem Schlachthorn benannt. Was fasziniert euch an Heimdall?
Peter: Heimdall ist der Götterwächter. Er ist eine Integrationsfigur, die Schnittstelle zwischen Asgard und Midgard, zwischen den Asen und Menschen. Er repräsentiert den mythologischen Bezug unseres Schaffens in Verbindung mit gegenwärtiger gedanklicher Auseinandersetzung sowie Weiterentwicklung.
Trotz zu Recht hochlobender Kritiken und mehrerer brillanter Alben in Serie, seid ihr noch nicht an der Spitze der Bekanntheit angelangt. Manche handeln euch sogar jetzt noch als "Geheimtipp". Woran liegt es, dass ihr - nicht zu letzt ausserhalb des deutschsprachigen Raumes - noch viel Bekanntheitspotential habt?
Peter: Das liegt vor allem daran, dass wir dort noch nicht live präsent waren. Darüber hinaus könnte man unsere deutschsprachigen Texte dafür verantwortlich machen, welche einen weniger grossen Adressatenkreis, als es englischsprachige Texte täten, zulassen.
Wir warten natürlich alle auf euren ersten Live-Auftritt auf schweizerischem Boden. Wann können wir damit rechnen und wo seid ihr sonst noch auf Tour?
Peter: Wir hoffen spätestens zur zweiten Hälfte des Jahres 2005 eine Tour insbesondere im süddeutschen Raum, Österreich und der Schweiz organisiert zu haben.
Wir freuen uns darauf! Abschliessende Worte?
Peter: Vielen Dank für das Interesse verbunden mit der Bitte um Nachsicht hinsichtlich der verzögerten Beantwortung.
Danke euch und kein Problem: Gut Ding will Weile haben!