Wer kennt sie nicht, die brutalen Knüppler aus Polen? Die Band, benannt nach einem legendären Ungeheuer namens Behemoth. Nergal ist der Gründer der Band und das einzige Mitglied, das von der Anfangsbesetzung noch übrig geblieben ist. Er stand Schwermetall Red und Antwort. Gerade kürzlich erschien die neue Behemoth Scheibe "Demigod", eine gute Gelegenheit, den Meister, der mit seinem Ungetüm gerade in der Schweiz auf Tourbesuch war, etwas auszufragen, mal sehen was er meint...
Ihr seid ja jetzt in der ersten Hälfte eurer "Clash of the Demigod"-Europatour, die ihr mit Ragnarök, Krisiun und Incantation macht. Wie spielt es sich so mit diesen Bands? Und wo kamt ihr bisher am besten an?
Nergal: Es ist toll mit ihnen zusammen zu spielen, es sind ja auch geniale Bands. Weisst du, mit Incantation oder Krisiun zu spielen ist eine Ehre. Und zudem vor oder nach Krisiun zu spielen ist super. Als Menschen verstehen wir uns sehr gut, es gibt gar keine Probleme.
Du hast damals mit Behemoth als Black Metal Band angefangen, heute geht eure Musik in die Richtung Death Metal. Wollt Ihr euer Black Metal Image ablegen oder ist es bloss eure eigene Entwicklung? Wie kam es dazu?
Nergal: Mit Arbeit. Ich analysiere das Ganze nicht, ich benenne nichts. Die Leute wollen die ganze Zeit nicht begreifen, dass wir uns keiner Richtung zuordnen. Wir kümmern uns nicht um die Geschichten in Sachen Black Metal oder Death Metal. Wir wollen ganz einfach spielen und gute Musik bieten.
Das heisst Behemoth ist ganz einfach Behemoth.
Nergal: Ganz genau. Ich denke, dass immer mehr Leute unsere Platten kaufen und unsere Konzerte besuchen, weil wir die sind, die wir sind und nicht weil wir eine nur Black Metal oder eine nur Death Metal Band sind.
Hat die Stiländerung etwas mit den neuen Besetzungen zu tun?
Nergal: Sicher, weisst du, alles hat Einfluss. Alles, was mich umgibt hat Einfluss, also sicherlich ja… aber… ich weiss nicht (lacht) schwer zu sagen. Wir machen ganz einfach das, was wir machen, weil wir es am besten können.
Euer Album "Zos Kia Cultus" kann man ja als eine Art revolutionäres Album bezeichnen, da euer Stil deutlich anders ist, vor allem was die Geschwindigkeiten angeht. Auf eurem neuen Album "Demigod" geht die Entwicklung noch aggressiver in Richtung Death Metal. Seid ihr allgemein zufrieden mit dem Album? Oder würdet ihr im Nachhinein noch etwas ändern?
Nergal: Wir sind ständig am Ändern. Wir ändern ständig solange es was zu ändern gibt. "Demigod" ist eine super Platte, gute Produktion, wirklich eine gute Sache. Stell mir die gleiche Frage in einem Jahr, dann kann ich dir mehr verraten, heute bin ich noch nicht im Stande es zu sagen.
Vor nicht all zu langer Zeit kam eure DVD „Crush.Fukk.Create. Requiem for Generation Armageddon“ raus. Wie lange habt ihr an dieser DVD gearbeitet? Und was erwartet uns darauf?
Nergal: Hast du die DVD gesehen?
Nein, leider noch nicht.
Musst du dir mal reinziehen. Weisst du, das Gerede über diese DVD ist ein bisschen schräg. Es gibt viele verrückte Geschichten im Umlauf. Es ist eine super DVD mit viel Entertainment, in welcher viel abgeht. Die ganze Band ist sehr ehrlich dargestellt, sehr echt, so wie es hinter der Bühne ist, dort gibt es keine Schauspielerei, es ist sehr locker, es wird viel herumgeblödelt.
Also zeigt die DVD Behemoth wie sie wirklich sind.
Nergal: Ganz genau.
Wie sieht die Zukunft von Behemoth aus? Irgendwelche Releases in Palnung? Oder macht ihr ne Runde Pause?
Nergal: Pause machen wir keine, wir arbeiten die ganze Zeit (lacht). Wir haben gerade eine geniale Platte aufgenommen, daher wäre es eine Dummheit, wieder ein Album zu planen, da wir gerade erst "Demigod" veröffentlicht haben. Wir werden ganz einfach sehr viel live spielen. (schiebt den qualmenden Aschenbecher weit weg)
Wie ich sehe bist du Nichtraucher.
Nergal: Genau, ich mag es nicht.
Eigentlich ne gute Einstellung...
Nergal: Eine gesunde…
Zurück zum Thema: Wie ich sehe seid ihr ziemlich häufig auf Tour, habt ihr da überhaupt noch Zeit für euch selbst?
Nergal: Nein, habe ich nicht. Aber das kümmert mich nicht, die Band ist für mich das ganze Leben. Weisst du, die Band hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin... (Das Konzert von Incantation hat in diesem Moment angefangen, daher ist der Rest der Antwort komplett unverständlich...)
Vermisst du deine Heimat nicht manchmal?
Nergal: Am meisten vermisse ich mein Auto.
Welches Modell?
Nergal: Toyota.
In welchen Ländern gehst du am Liebsten auf Tour? Gibt es überhaupt grosse regionale Unterschiede bei den Metalheads?
Nergal: Nein, aber am liebsten spiele ich von Holland, Belgien aus nach unten, Frankreich, Italien oder Spanien, dort ist es super. Der Rest ist verschieden, aber dort ist es super.
Was hältst du von der Schweiz?
Nergal: Die Schweiz ist ziemlich gut. Pratteln: Ich mag diesen Ort ganz einfach, ich mag es an diesen Ort zurückzukehren, ich mag es.
Mal aus Interesse, wie sieht es so in eurem Proberaum aus? Was steht beziehungsweise hängt alles drin?
Nergal: Der Raum ist ganz rot, es hängen ein paar Plakate von Behemoth an den W änden, Instrumente, Equipment, viel leere Bierflaschen, viel Dreck und es stinkt schrecklich. (lacht)
In Polen wird die Metalszene immer grösser, vor allem im Bereich Black und Death Metal. Polen wird sogar häufig gleich nach Skandinavien genannt. Wie erklärst du dir diese Entwicklung in einem sonst so christlichen Land?
Nergal: Ich weiss nicht. Ich denke, das eine schliesst das andere nicht aus, dass wir gerade ein christliches Land sind. Bei den jungen Leuten ist ganz einfach eine grosse Lust diese Musik zu spielen. Und das ist der Katalysator des Ganzen.
Ein grosser Teil der NSBM Bands kommt ja auch aus Polen. Wie stehst du zu dieser Abspaltung des Black Metal?
Nergal: Es interessiert mich nicht, ich beschäftige mich nicht mit Politik.
Wie siehst du die heutige Black Metal Szene allgemein? Sie hat sich ja seit den 80er und 90er Jahren sehr verändert.
Nergal: Heute schreiben die Leute keine Briefe mehr, sondern E-Mails, das ist der Hauptunterschied. Aber ansonsten ist sie mehr oder weniger gleich. Es gibt viele gute Bands und viele verschissene Bands, die Proportionen sind ähnlich.
Und wie stehst du zu Nu Metal?
Nergal: Ich mag es nicht unbedingt. Ich denke, dass Nu Metal bald aufhört zu funktionieren.
Genau meine Meinung. Und jetzt eine politische Frage: Wie stehst du zur momentanen Politik auf der Welt? Beziehungsweise zu Polens Unterstützung der USA?
Nergal: Weisst du, wir haben A gesagt, also müssen wir auch B sagen. Wir können die Truppen nicht zurückziehen. Ganz einfach… Aber es interessiert mich nicht unbedingt. Der Krieg ist ein Teil und liegt in unserer Natur. Gewinnung von neuen Ländereien, Versklavung anderer Länder, das sind Fakten. Ich bin von Beruf Historiker, also habe ich viel Distanz und keine ambizionelle Beziehung dazu. Es ist einfach so und fertig.
Was hältst du von FileSharing im Internet? Also Runterladen von Software, Filmen und vor allem MP3?
Nergal: Es ist ok, aber ich halte nicht viel davon, da es überhaupt keinen Einfluss auf den Verkauf unserer Platten hat. Da die Behemoth Fans unsere CDs kaufen wegen den tollen Booklets, wegen den Texten. Du verstehst was ich meine, oder?
Ich denke schon. Welche sind so deine Lieblingsbands? Welche Scheibe hast du im Moment im CD-Player?
Nergal: Johnny Cash.
Wenn du wählen könntest; was würdest du nehmen: Die Lösung all deiner Probleme oder lebenslang Freibier?
Nergal (denkt nach): Die Lösung aller Probleme.
Was denkst du, welches Land hat das beste Bier?
Nergal: Holland (aus einem späteren Gespräch kam raus, dass Heineken gemeint war).
Was würdest du all denen Nachwuchsbands da draussen zur Inspiration sagen? Welche wichtigen Tipps kannst du ihnen geben, damit sie eines Tages auch so knüppeln wie Behemoth?
Nergal: Viel Arbeit, ein bisschen Glück, sich am Richtigen Ort befinden, die richtigen Leute kennen lernen, aber es ist sehr viel Arbeit, viel Selbstüberzeugung.
Ich sage dir jetzt einige Begriffe und du sagst mir was dir dazu Einfällt:
Alkohol – Manchmal eine lustige Sache
Internet – eine Freude und eine Erleichterung der Arbeit
Z7 – Ein Platz der Zusammenkunft für Bands
schwermetall.ch – Das nächste Portal für Heavy Metal
Kutteln – Hab ich nicht gern
Jesus – Eine Historische Gestalt
Manowar – Kings of Metal
Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Nergal: Danke für die Zeit und überhaupt die ganze Aufopferung. Ich hoffe, dass Dir das Konzert gefallen wird, ich empfehle die neue Platte, sie ist gut, und keep it metal!