Wolfi und seine Kollegen von Scream Silence sind guten
Mutes, denn sie haben mittlerweile offiziell ihre Pechsträhne bezüglich
Krankheiten, Unfälle und sonstigen Unpässlichkeiten für beendet erklärt. Wurde
auch langsam Zeit, denn den deutschen Gothic Rockern ist in naher Vergangenheit
irgendwie nichts erspart geblieben. Aber rechtzeitig zur Veröffentlichung der
neuen Platte, The 2nd, sind die Berliner wieder fit, und so kann man nur hoffen,
dass sich der Optimismus von Scream Silence bezahlt macht, damit sie ihren
neusten Release auch live unters Volk bringen können, vielleicht schon bald mal
im Ausland. Lest alles über die Geheimnisse des "Berliners", die
Rennfahrerqualitäten von Drummer Wolfi und geplatzte Hinterreifen bei 130 km/h.
Kannst Du uns zuerst eine Bandbio abgeben und etwas über Scream Silence
erzählen?
Wolfi: In dieser Besetzung gibt es uns seit Anfang 1998, aber wir kennen uns
schon ziemlich lange. Jeder werkelte in irgendwelchen anderen Bands herum.
Scream Silence gab es vor Jahren schon einmal mit Jörg (guitars) und Rene
(bass), allerdings mit einem völlig anderem Musikstil. Irgendwann wuchs die
Idee, die Band in neuer Besetzung wieder aufleben zu lassen. Als wir uns dann
zusammensetzten, war die Richtung ziemlich schnell klar. Auf unser 4-Track-Demo
flatterten die ersten Angebote und somit auch der Deal mit Moonstorm Records ins
Haus. Die Aufnahmen für To Die For entstanden innerhalb des nächsten Jahres im
Tonstudio unseres Sängers. Dies hatte natürlich den Vorteil, rund um die Uhr
Zeit zu haben, um die Platte so zu produzieren, dass sie unseren Vorstellungen
entsprach. Inzwischen ist die zweite Scheibe, schlicht The 2nd, auf dem Markt.
Wir haben mehrere Touren hinter uns und noch jede Menge Spass miteinander.
Wer hat denn die Keys beim Opener Suppressed Again geschrieben? Der
einleitende Keyboardpart erinnert mich mächtig an die Titelmelodie von Outer
Limits. Kennst Du vielleicht diese amerikanische Science-Fiction/Horror
TV-Serie?
Wolfi: Die gesamten Keyboards stammen von Hardy. Outer Limits ist mir zwar ein
Begriff, mit der Titelmelodie kann ich aber nichts anfangen. Jegliche
Ähnlichkeiten sind reiner Zufall. Ich werde sie mir aber auf jeden Fall mal
besorgen. So ist das mit der Musik. Da denkt man, man hat einen tierischen "Huf"
gelandet, und dann hat jemand die Melodie schon woanders gehört.
Bei Eurem ersten Album seid Ihr sehr viel mit den Dreadful Shadows verglichen
worden, die ja auch aus Berlin stammen. Hat Euch das etwas genervt und habt Ihr
versucht, mit der neuen Platte ein wenig von diesem Vergleich wegzukommen?
Wolfi: Eine oft gestellte Frage. Genervt waren wir aber in keinem Fall,
schliesslich sind die Shadows eine anerkannte und in der Szene sehr erfolgreiche
und bekannte Band. Sozusagen haben wir diese Vergleiche als Anerkennung und
zugleich Bestätigung für eine gelungene Platte gesehen, obwohl wir unsere Musik
nie mit der Musik der Shadows verglichen haben. Ich denke; viel mehr als dass
wir aus der gleichen Stadt kommen und in etwa das gleiche Publikum ansprechen,
verbindet uns musikalisch nicht so viel. Demnach hatten wir auch nie das Gefühl,
mit der zweiten Scheibe aus dem Schatten der Shadows (nettes Wortspiel - Red.)
springen zu müssen.
Wenn ich das richtig gelesen habe, dann ist Hardy einst sogar der Tonman von
den Dreadful Shadows gewesen. Daher seid Ihr gute Freunde und habt auch schon
einige Livekonzerte zusammen gespielt. Einige nennen Euch "die Nachfolger von
den Dreadful Shadows", da sich diese ja mittlerweile aufgelöst haben. Könnt Ihr
mit diesem Titel etwas anfangen?
Wolfi: Wir sehen uns aus bereits genannten Gründen auf keinen Fall als
"Nachfolger". Dieser Titel hat, wenn er dann wirklich kursiert, einen nicht so
tollen Beigeschmack. Wir wollen uns nicht an den Erfolgen der Shadows messen.
Wir sind eine eigenständige Band. Es wäre weder für das Publikum noch für die
Bands befriedigend, eine "Kopie" zu schaffen.
Du hast Dir ja den Fuss gebrochen, und das gleich dreifach. Wie geht denn
sowas? So ein Fuss ist doch gar nicht so gross.
Wolfi: Das war wohl eine Fehlmeldung. Ich habe mir drei mal das Schienbein
gebrochen. Und da ist schon ein bisschen mehr Platz für üble Brüche. Jetzt
halten Schrauben und Nägel alles irgendwie zusammen, aber ich hoffe, es kann
bald wieder losgehen.
Ihr musstet das diesjährige Wave Gotik Treffen absagen, da alle von Euch
krank zu sein schienen. Das war sicherlich ein harter Schlag für Euch, oder?
Eine bessere Supportmöglichkeit für Eure Platte hätte es doch kaum gegeben.
Wolfi: Ja, in der Tat, wir haben uns schon sehr darauf gefreut, auf dem Wave
Gotik Treffen mit neuem Material zu erscheinen, und die Stimmung in Leipzig ist
immer super. Hinzu kommt, dass dort auch immer viele Leute aus dem Ausland
zugegen sind. Wir haben es ja leider immer noch nicht geschafft, im Ausland
aufzutreten.
Ihr seid auch letztes Jahr auf dem Wave Gotik Treffen gewesen, als das grosse
Finanzfiasko stattfand. Wie waren denn die Gefühle vor dem diesjährigen Event?
Gemischt, etwas misstrauisch vielleicht, dass dieses Jahr eventuell etwas
ähnliches passieren könnte?
Wolfi: Wir haben uns einfach nur gefreut, wieder in Leipzig auf der Bühne zu
stehen. Die Stimmung dort ist einfach unglaublich - das Fest der "schwarzen
Szene" aus aller Welt. Da denkst du nicht an irgendwelche Pannen, an Geldverlust
oder dergleichen. Du willst einfach nur dabei sein.
Am Hammer-Festival in Büren-Harth im April konntet Ihr auch nicht auftreten,
da Euer Bus auf der Reise dorthin kaputt ging. Ihr seid wohl nicht die geborenen
Glückspilze?
Wolfi: Uns sind diese Ausfälle auch schon sehr peinlich und ärgern uns tierisch.
Ich glaube, wenn unsere Konzerte nicht immer so gut besucht wären, würden uns
die Veranstalter gar nicht mehr so beachten. Auf unserer ersten Tour ist uns
einmal bei Tempo 130 der Hinterreifen weggeknallt. Wir waren auf der Autobahn
und ICH hinterm Steuer!!! Das war so ein kleiner, alter Reisebus. Ich glaube,
der hatte nicht mal Servolenkung. Jedenfalls hatten wir Glück, dass rechts und
links kein Auto war. Wir brauchten alle drei Spuren. Ich hatte Arme wie
Schwarzenegger und die Fähigkeiten eines Michael Schuhmachers, zumindest in
diesem besagten Moment, tja, und ich hab's geschafft: rechts ran, aussteigen und
wackeln...
Ich habe Euch im Review mit einer soften Gothic Rock Variante von To Die For,
der finnischen Gothic Metal Band, verglichen, da mich vor allem gewisse
Keyboardparts und Songaufbaue an diese Band erinnern. Also nicht nur deshalb,
weil Euer Debut den gleichen Namen getragen hat. Kennst Du diese Gruppe und was
meinst Du zu dieser Aussage?
Wolfi: Wenn ich mich recht entsinne, hat die Band ihr Debütalbum einen Monat
nach unserem To Die For Album auf den Markt gebracht. Somit kannten wir diese
Band bis dato überhaupt nicht. Jegliche Ähnlichkeiten sind schon wieder einmal
rein zufällig. Jedenfalls werde ich mir das nächste Album dieser Band, welches
wohl Epilogue heissen und demnächst veröffentlicht werden wird, auch wieder
kaufen. Das Debütalbum hat mir auch schon sehr gefallen. Ich würde mich freuen,
die Band einmal kennenzulernen, da wir in vielen Interviews nach ihnen befragt
wurden, aber ich befürchte, bei meinem Finnisch käme wohl kein Gespräch
zustande!
Wie kommt man denn in Stimmung für Eure Art von melancholischem Songwriting.
Sicher nicht mit Ice Tea und Sonnenhut, oder?
Wolfi: Eher nicht. Die Atmosphäre und Stimmung muss schon vorhanden sein. Das
fällt in unserem Proberaum, der im Keller liegt, ohne Tageslicht, mit Kerzen
usw., nicht allzu schwer. Von Hause aus sind wir eigentlich ziemlich positiv
veranlagt, aber die Melancholie stellt sich meistens schon bei den ersten
Klängen von alleine ein. Jeder Einzelne von uns fängt diese auf und verarbeitet
sie entsprechend auf seinem Instrument.
Wir haben ein spezielles Gebäck hier in der Schweiz. Es sieht ein bisschen
aus wie Donuts und hat eine Konfiture oder Vanillefüllung innen drin. Oben ist
Kristallzucker drauf. Jedenfalls heissen die bei uns "Berliner". Habt Ihr die
erfunden?
Wolfi: Berliner heissen in Berlin Pfannkuchen. Es gibt sie mit Erdbeer-,
Pflaumen- oder Eierlikörfüllung, mit Zucker oder Zuckerguss drauf. Ich glaube
nicht, dass sie eine Berliner Erfindung sind. Ihr solltet doch eher einen Bäcker
fragen. Ich weiss, dass sie schmecken! (eine zugegenbermassen gute Antwort auf
eine zugegebenermassen bescheuerte Frage - Red.)
Was werdet Ihr nun nach diesen diversen Unglücksfällen als nächstes tun?
Vielleicht eine Konzertannulationsversicherung abschliessen? Habt Ihr bereits
neue Pläne?
Wolfi: Die Pechsträhne gilt hiermit als offiziell beendet. Es kann ja nur noch
besser werden. Wir haben jetzt gerade unsere Tour beendet und den Record Release
hinter uns. Nun warten wir erst mal die Reaktionen ab, hoffen auf Anklang, viele
neue Fans und freuen uns auf weitere Konzerte, deren Termine zur Zeit aber noch
nicht fest stehen. Auf jeden Fall sind wir bemüht, dass es von uns noch jede
Menge zu hören gibt.
Scream Silence - rechts ran, aussteigen und wackeln...
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- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Wolfi und seine Kollegen von Scream Silence sind guten Mutes, denn sie haben mittlerweile offiziell ihre Pechsträhne bezüglich Krankheiten, Unfälle und sonstigen Unpässlichkeiten für beendet erklärt...