Als Catamenia 1998 Halls Of Frozen North herausbrachten,
war die melodic Black Metal Welle schon kräftig am überschwappen. Die Alben aus
diesem Genre überschwemmten langsam aber sicher den Markt, und so war es kein
leichtes Unterfangen, mit dieser Art von Musik überhaupt noch auf einen grünen
Zweig zu kommen. Trotzdem gelang den Finnen ein Achtungserfolg, welcher sich
wohl nicht zuletzt darauf begründete, dass Catamenia einen eigenen Sound hatten,
der zwar recht gut produziert aber nicht aufpoliert wirkte. Mit Dreams Of
Winterland wagte man sich auf verschiedene Promosampler, und siehe da, die
Finnen waren plötzlich im Gespräch. Ueber den Sound auf dem Nachfolger Morning
Crimson kann man sich streiten. Er war zweifellos gut, hatte aber in Bezug auf
die nordisch kühle Atmosphäre ziemlich abgegeben. Einigen gefiel diese
Entwicklung, anderen wiederum nicht. Mit Eternal Winter's Prophecy, der
aktuellen Platte, wollen Catamenia die Stärken von Halls Of Frozen North und
Morning Crimson miteinander verbinden, und das scheint ihnen ganz gut gelungen
zu sein. Eternal Winter's Prophecy präsentiert die Band in songwriterischer
Hochform, und der Sound der alten Tage ist auch wieder da.
Noch glücklicher darüber als wir ist die Band selbst, allen voran Riku, denn mit
dem Endprodukt von Morning Crimson war er selbst nicht ganz zufrieden gewesen.
Somit schien es nicht weiter erstaunlich, einen äusserst gut gelaunten
Gitarristen und Bandboss an der Strippe zu haben, der zurecht ein wenig Stolz
auf das ist, was er und seine Mitstreiter mit Eternal Winter's Prophecy
abgeliefert haben. Tja, und dann gibt es tatsächlich noch Leute, die sich zu
Dimmu Borgir bekennen und ihnen den Respekt aussprechen. Keine einfache Sache
heutzutage, denn damit macht man sich nicht nur Freunde. Aber mutig ist es doch,
und ehrlich dazu, denn wenn man heute die allgemeinen Stimmen zu diesem Album
hört, könnte man meinen, dass kein Mensch jemals dieses Teil gekauft hat, weil
man ja schon damals wusste, dass diese Platte eines Tages der totale Verrat am
Black Metal darstellen würde. Nur gut, dass wir Enthrone Darkness Triumphant
alle neben der Drachenblut CD von Mystic Circle versteckt haben! Damit können
sich unsere CD Regale wieder mit einer weissen Weste präsentieren. Aber nun
genug der Ironie.
Lass uns zuerst etwas über Eure Vergangenheit sprechen. Halls Of Frozen North
kam ja einige Monate nach Dimmu Borgir's Enthrone Darkness Triumphant heraus.
Damals haben Euch natürlich eine Menge Leute mit dieser Band verglichen, was
nicht ganz in Ordnung war, finde ich. Klar, Ihr macht auch melodischen Black
Metal, aber die Musik selbst hört sich doch etwas anders an. Habt Ihr damals mit
diesem Vergleich ein Problem gehabt?
Riku: Ja, das war schon ein wenig schwierig, denn wir veröffentlichten Halls Of
Frozen North, wie Du bereits gesagt hast, einige Monate nach Dimmu Borgir's
Enthrone Darkness Triumphant. Eine Menge Leute haben geglaubt, dass wir
lediglich ein Ripp-Off von Dimmu Borgir wären. Aber schlussendlich hat uns das
dann nicht mehr so gekümmert, weil wir gleichzeitig auch sehr gute Reaktionen
auf das Album bekommen haben. Es war andererseits auch irgendwie toll, dass wir
mit Dimmu Borgir verglichen worden sind, denn ich finde, dass Dimmu Borgir die
Herren des Black Metals sind, auch weil ich deren Musik liebe, schon seit
Stormblast.
Halls Of Frozen North ist definitv einer meiner Lieblingsalben, aber auf
Eurem 2. Album, Morning Crimson, hab ich etwas vermisst. Es war der typische
Catamenia Sound, diese unterkühlte, eisige Atmosphäre, eingebettet in einen
warmen Sound. Morning Crimson war dafür heavier und hatte mehr Power, aber im
Endeffekt wollte mir die Platte nicht so recht gefallen. Ihr habt für Eternal
Winter's Prophecy den Endmix Gerhard Magin von den Commusication Studio
überlassen, der schon für den Sound auf Halls Of Frozen North zuständig gewesen
ist. Wolltet Ihr ebenfalls den alten Sound zurück?
Riku: Ja, das war ein Grund dafür. Mit der Produktion von Morning Crimson sind
wir schlussendlich auch nicht sehr zufrieden gewesen. Massacre Records
entschieden damals, dass wir für die Aufnahmen nach Stockholm gehen sollten.
Zuerst waren wir ziemlich begeistert von der Idee, mit Tomas Skogsberg (Sunlight
Studios - Anm. d. Red.) zusammenzuarbeiten, aber ehrlich gesagt, hatten wir mehr
erwartet. Tomas hatte damals auch 5 Leute dabei, die ihren Kommentar zu der
Produktion abgeben konnten! Also haben wir uns entschieden, wieder ins
Commusication Studio zu gehen, um dort das Mastering und den Endmix machen zu
lassen. Gerhard Magin ist in jeder Beziehung ein absolut toller Kerl, und es ist
ein Vergnügen, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Aufgenommen habt Ihr das neue Album in den Tico Tico Studios mit Athi
Kortelainen, ein bekanntes Studio. Hattet Ihr nicht die Befürchtung, dass sich
die neue Platte etwas zu sehr nach anderen Bands anhört? Ich meine, es ist nicht
passiert, hätte aber doch passieren können. Das Studio ist ziemlich beliebt.
Riku: Nein, eigentlich nicht, denn wir wussten ja, dass wir den Endmix woanders
machen würden. Wir haben im Tico Tico lediglich den Basissound aufgenommen.
Lass uns mal etwas über Heidi Rihiinen, die Keyboarderin, sprechen. Ich
denke, sie macht ihren Job von Album zu Album besser und bringt viel zusätzliche
Attraktivität in den Catamenia Sound, da sie sich nicht nicht nur darauf
beschränkt, Atmosphäre zu erzeugen. Ist sie am Songwriting beteiligt? Wie läuft
das im allgemeinen bei Euch ab?
Riku: Also eigentlich bin ich derjenige, der die ganze Musik schreibt, und zwar
alles, von den Gitarren und den Keyboards bishin zu den Drums und die meisten
der neueren Lyrics. Aber natürlich habe ich die Band hinter mir, und dort
diskutieren wir dann alles nochmals durch. Ausserdem haben wir einen neuen
Gitarristen, Ari, mit dem ich wundervoll zusammenarbeiten kann. Ari ist zugleich
ein sehr guter Freund von mir. Auch unser Drummer ist neu. Es ist Sir Luttinen.
Sir Luttinen spielt ja in mehreren Bands gleichzeitig. Da wären
beispielsweise Impaled Nazarene, Legenda und The Black League. Manche Bands
haben Probleme damit, wenn ihre Mitglieder ständig an irgendwelchen Projekten
arbeiten. Wie ist das bei Euch?
Riku: Nein, im Moment ist das überhaupt kein Problem. Zur Zeit spielt er nur bei
The Black League und Legenda. Wir haben ihn einfach gefragt, ob er die Drumparts
einspielt, und er hat zugesagt. Er ist in vielerlei Hinsicht ein toller Drummer.
Er spielt straight forward, ist schnell und auch begabt.
Nebenbei gefragt. Kennst Du das The Black League Album und magst Du es?
Riku: Also ich mag es ... ehm ... irgendwie. Es ist für mich etwas zu Hard Rock
lastig.
Du hast gerade Ari erwähnt. Noch eine Frage zu den Gitarren. Ich denke, dass
man auch hier eine Entwicklung sieht. Die Gitarren arbeiten viel mehr als
früher. Besonders auffallend ist das Gitarrensolo bei Blackmension. Zuerst hab
ich gedacht, was zur Hölle machen die Jungs da? Dann dachte ich, ok, wenn sie
gefeuert werden, können sie wenigstens gleich bei Children Of Bodom anfangen.
Riku: Nun, das liegt sicherlich auch daran, dass Ari jetzt in der Band ist. Die
Zusammenarbeit mit ihm wirkt total entspannend. Ausserdem haben wir uns
natürlich auch weiterentwickelt, jeder von uns. In 3 Jahren passiert viel, aber
es war uns vor allem wichtig, dass wir uns langsam weiterentwickeln, also
Schritt für Schritt. Du hast Blackmension erwähnt. Ich hatte den Basissong schon
fertiggestellt, als Ari zu mir kam und sagte: "Riku, da musst Du ein Solo dazu
schreiben." Ich persönlich mag keine Gitarrensolos, auch wenn ich weiss, dass
ich sie spielen kann. Aber dieses hört sich cool an, und es passt auch.
Mein Lieblingssong von Catamenia ist immer noch Dreams Of Winterland, aber es
könnte sein, dass dieses Stück seinen Nummer 1 Platz gegen Eternal Winter's
Prophecy, dem Titeltrack des neuen Albums, verliert, denn der ist wirklich
grossartig. Er hat eine Art von Sing-along-Refrain, wenn Du verstehst, was ich
meine. Was ist denn Dein persönlicher Favorit auf dem neuen Album?
Riku: Ehrlich gesagt mag ich Eternal Winter's Prophecy auch am liebsten. In The
Void ebenfalls. Ich erinnere mich noch daran, wie ich Eternal Winter's Prophecy
komponiert habe. Ich kam gerade aus der örtlichen Bar und hörte mir die
Geräusche in der Umgebung an. Plötzlich dachte ich: "Oh Fuck, ich muss nach
Hause!" (soviel zu den komplizierten Gedankengängen eines Hauptsongwriters -
Anm. d. Red.) Ich griff mir eine Gitarre und schrieb den Song. Danach verfasste
ich die Lyrics dazu. Bei den Lyrics zu Eternal Winter's Prophecy geht es
eigentlich um die verschiedenen Betrachtungsweisen und möglichen Ansichten des
mentalen, nuklearen Winters.
Live wird Eternal Winter's Prophecy sicherlich ein Killer sein. Habt Ihr denn
schon irgendwelche Pläne?
Riku: Wir würden sehr gerne mit dem neuen Album durch Europa touren, denn das
haben wir bis jetzt noch nicht gemacht. Die Pressereaktionen bisher sind
grossartig. Jeder scheint es für ein Killeralbum zu halten.
Es ist ja nicht mehr so einfach, heutzutage noch ein gutes melodic Black
Metal Album zu machen. Es gibt schon so viele davon.
Riku: Das ist genau das, was ich meine. Ich denke, man kann dieses Album
durchaus mit Enthrone Darkness Triumphant von Dimmu Borgir vergleichen. Diese
Platte startete damals diese Entwicklung im melodic Black Metal Bereich, und ich
respektiere Dimmu Borgir dafür sehr.
Euer Plattencover ist ebenfalls vorzüglich.
Riku: Ja, es stammt vom gleichen Künstler wie Halls Of Frozen North, und es lief
auch genau gleich ab wie damals. Wir gaben ihm einfach einen Albumtitel, und
daraufhin hat er das Cover entworfen. Er schickte uns mehrere Skizzen per Email,
und wir entschieden uns dann für das aktuelle Bild. Das war bei Morning Crimson
anders. Da war auch ein anderer Künstler am Werk. Das Morning Crimson Cover war
eben einfach nur ein Cover.
Ich frage Dich jetzt nicht nach den Wölfen auf all Euren Covern, denn diese
Frage hast Du sicher schon 100 Mal beantworten müssen.
Riku: Ja, aber frag nur!
Ok, dann frag ich Dich. Was ist so speziell für Euch an der Figur des Wolfes?
Riku: Die Sache mit den Wölfen hat bei Halls Of Frozen North begonnen. Zuerst
waren da gar keine Wölfe eingeplant. Aber wir brauchten etwas, in dem wir uns
selbst wiedererkennen konnten. Die Wolfsbilder in den Covern stehen also für die
einzelnen Mitglieder von Catamenia. Es ist ein exotisches Tier, rein und
einfach.
Ihr seid ja alle von Eis, Schnee und kalten Wintertagen fasziniert. Dann muss
das momentan eine ziemlich harte Zeit sein für Euch sein. Es ist doch bestimmt
auch Sommer in Oulu.
Riku: Nein, wir haben bereits Herbst, und in ein paar Monaten gibt's schon
wieder die ersten, eisigen Winterwinde haha!
Ihr Glücklichen! Und was habt Ihr während des Sommers gemacht? Euch in Höhlen
und Kellern versteckt?
Riku: Nein, wir sind nur rumgehangen und haben entspannt. Im Sommer machen wir
keine Musik, und ich komponiere auch nicht, weil mir nichts einfällt. Erst
wenn's dunkel wird, fühle ich mich inspiriert.
Catamenia - im Sommer wird nicht gearbeitet
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Als Catamenia 1998 Halls Of Frozen North herausbrachten, war die melodic Black Metal Welle schon kräftig am überschwappen. Die Alben aus diesem Genre überschwemmten langsam aber sicher den Markt...