Es gilt, zumindest im Marketingbereich, allgemein nicht
als die beste Entscheidung, den Namen eines Produktes, in diesem Falle
denjenigen einer Band, zu ändern respektive zu wechseln. Die ehemaligen Arise
From Thorns, sahen sich jedoch gezwungen, dies zu tun, weil letzterer die Musik
der Amis offensichtlich nicht gut genug umschrieb. Brave lautet nun also der
Name der Formation um Frontfrau Michelle, und dass dieses Interview noch unter
der Bezeichnung Arise From Thorns erscheint, begründet sich darin, dass das
dazugehörige Album Before An Audience Of Stars noch unter dem alten Namen
veröffentlicht worden ist.
Es scheint so, als würdet Ihr immer wieder gerne Euren Bandnamen ändern. Arise
From Thorns war ein Sideproject von To Dance By Moonlight. Irgendwann habt Ihr
Euch offensichtlich dazu entschlossen, die Hauptband Arise From Thorns zu
nennen. Kürzlich habt Ihr abermals den Bandnamen gewechselt. Ihr heisst jetzt
Brave. Ehm, ... seid Ihr Euch sicher, dass dies nun der richtige Name für Euch
ist?
Michelle: Hah ... nun, das hört sich ein bisschen schnippisch an, aber
eigentlich war es ja auch nicht ganz so. Arise From Thorns und To Dance By
Moonlight waren ursprünglich und für einen kurzen Zeitraum separate Projekte.
Arise From Thorns, gegründet von Scott Loose, dem Gitarristen und Trevor Schrotz,
dem Drummer, sollte eigentlich ein Metal Projekt werden, wogegen To Dance By
Moonlight in die akustische und atmosphärische Richtung gehen sollte. Letzten
Endes haben sich die beiden Stile miteinander vereint, und zwar unter dem Namen
Arise From Thorns. Unter Arise From Thorns wurden 2 CD's veröffentlicht, das
selbstbetitelte Debut im Jahre 1997 und 1999 das nachfolgende Before An Audience
Of Stars. Im März 2000 fällten wir die schwierige Entscheidung, die Band in
Brave umzutaufen. Wir waren alle der Meinung, dass dieser Wechsel unbedingt
passieren musste. Schlussendlich haben wir fast ein Jahr bis zur offizielle
Abänderung gewartet. Obwohl wir den Namen Arise From Thorns sehr mochten, hatten
wir das Gefühl, dass dieser die Musik nicht wirklich gut beschrieb. Wir wurden
ständig als religiöse oder metallische Band eingeordnet, was beides nicht
zutrifft. Wir wollten einen einfachen und gut zu merkenden Namen. Also haben wir
Brave gewählt.
Wird sich Eure Musik ebenfalls verändern?
Michelle: Die Musik hat sich grossartig weiterentwickelt, hauptsächlich in Bezug
auf unsere musikalischen Fähigkeiten, und ich denke, dass diese Veränderung
offensichtlich sein wird. Wie dem auch sei, das alte Feeling von Arise From
Thorns ist sicherlich auch im neuen Material noch vorhanden, genau so wie die
akustische Gitarren, die grossen Gefühle und die starken Melodien. Wir haben für
das neue Material einen zusätzlichen Musiker mit elektrischer Gitarre
dazugenommen. Somit werden einige Songs ein wenig heavier klingen. Wenn wir
Songs schreiben, denken wir nicht darüber nach, wie es klingen soll. Wir
schreiben einfach über das, was wir zu diesem Zeitpunkt gerade fühlen. Ich
denke, dass jemand, der das alte Arise From Thorns Material gemocht hat, auch
die neuen Brave Songs mögen wird.
Ich habe in Eurer Biographie, die Scott geschrieben hat, folgendes gelesen.
Zu Beginn war geplant gewesen, dass Du nur einige Backing Vocals einsingst. Aber
dann wurde entschieden, dass Du alle Vocals übernehmen wirst. In der Biographie
stand: "Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Trevor und ich sie niemals singen gehört
...". Scott hat Dich niemals singen gehört? Er ist immerhin Dein Bruder, und
jeder Bruder sollte wissen, wie seine Schwester singt. Meine Schwester
beispielsweise singt schrecklich.
Michelle: Ich glaube tatsächlich nicht, dass er mich jemals singen gehört hat,
so seltsam das auch klingen mag. Ich war früher sehr scheu. Nicht in einer
Million Jahre hätte ich mir vorstellen können, vor Leuten zu singen. Als ich in
die Band gekommen bin, wollte ich mich eigentlich irgendwo in einer Ecke
verstecken, ein wenig Keyboard spielen und vielleicht noch ein paar Backing
Vocals beisteuern. Das hat sich aber im Studio nach den Aufnahmen zu The Calling
und den Backing Vocals für To Dance By Moonlight geändert. Nach den Recordings
wurden einige Re-Arrangements vorgenommen, was schlussendlich dazu führte, dass
ich zum Schluss den Hauptteil der Vocals eingesungen hatte.
Als Du zum ersten Mal aufnehmen solltest, mussten alle anderen Mitglieder der
Band den Raum verlassen, weil Du, wie Du sagtest, zu scheu warst, um vor ihnen
zu singen. Jetzt bist Du die Sängerin der Band, und da ist es normal, dass Du
bei einem Liveauftritt einen Grossteil der Aufmerksamkeit des Publikums auf Dich
ziehst. Wie gehst Du denn heute mit dieser Situation um?
Michelle: Ja, am Anfang wollte ich nicht, dass mich irgendjemand hört! Heute ist
genau das Gegenteil der Fall. Ich liebe es zu singen, auch vor Publikum. Es hat
einige Jahre gebraucht, um genügend Selbstvertrauen aufzubauen, aber jetzt
geniesse ich das Auftreten sehr. Ich glaube, dass vor allem die positiven
Reaktionen des Publikums während den Liveauftritten dazu beigetragen haben. Ich
habe keine Probleme mehr, vor anderen Leuten aufzutreten. Ich liebe es!
Du hast offensichtlich auch eine grosse Vorliebe für die harten Grooves von
Pantera. Das überrascht mich. Es ist aber ok, so lange Du nicht planst,
irgendwann wie Phil Anselmo herumzuschreien anstatt Deine wundervolle Stimme
einzusetzen. Kannst Du das versprechen?
Michelle: Nun, ich mache keine Versprechungen ... war natürlich ein Scherz. Ich
könnte nicht mal, selbst wenn ich wollte! Aber es ist wahr, ich liebe diese "heavy
grooves" tatsächlich. Bei einigen Songs wird mir fast schwindlig, weil sie so
kraftvoll sind. Ich liebe diese Art von Musik. Natürlich auch andere Stilarten.
Meine Haupteinflüsse sind Tori Amos, Dead Can Dance, Bjork, Queensryche, Fates
Warning, Sarah McLachlan, King Crimson, Depeche Mode und noch einige andere ...
Ich habe Before An Audience Of Stars als Musik für sehr kleine Clubs
beschrieben, und zwar aus dem Grund, weil Euer Sound eine sehr persönliche
Atmosphäre ausstrahlt, die einen engen Kontakt zwischen Musikern und Zuhörern
erfordert. Bist Du damit einverstanden?
Michelle: Ich bin damit einverstanden, dass unsere Musik sehr persönlich und
emotional ist, und in kleineren Lokalitäten zu spielen ist toll, weil man sich
da sehr stark dem Publikum nähern kann. Ich denke aber auch, dass unser Material
ebenso auf eine grosse Zuhörerschaft wirken kann. Unsere Musik bewegt sich in so
vielen verschiedenen Genres. Von Metal und Gothic bishin in die Grenzbereiche
von Pop und Jazz. Du kannst alle diese Sounds in unserem Set heraushören, und
deshalb denke ich, dass wir auch vor einem grossen Publikum gut ankommen würden.
Es gibt 2 Songs auf dem Album, die ein wenig verschieden zu den anderen sind,
nämlich Persia und The Red And The Black. Diese haben einen leichten östlichen
Touch. Auch ein bisschen Folk ist drin. Gehören diese beiden Titel irgendwie
zusammen und warum unterscheiden sie sich von den restlichen Songs so sehr?
Michelle: Diese Songs hätten ursprünglich nicht hintereinander auf Before An
Audience Of Stars kommen sollen, aber als wir sie im Studio aufgenommen hatten,
landeten sie zufälligerweise in dieser Reihenfolge auf dem Masterband. Jedes
Mal, wenn wir gehört haben, wie das Outro von Persia in das Intro von The Red
And The Black überleitet, hatten wir den Eindruck, dass diese beiden Titel sehr
gut zusammenpassen würden. Darum liessen wir die beiden Titel auf dem Endmix
auch zusammen. Dieses "Mittlerer Osten" Feeling war nicht beabsichtigt. Wir
schreiben, was wir fühlen, und so sind diese beiden Songs entstanden. Ich freue
mich, dass sich diese beiden Stücke von den anderen unterscheiden Ich möchte den
Leuten zeigen, dass wir eine variantenreiche Band sind, die ihre Einflüsse aus
vielen verschiedenen Genres bezieht, um unsere eigene Musik daraus zu kreieren.
Das ist ja kein Metal, was Ihr da macht, aber ich vermute mal, dass Ihr
trotzdem positive Reaktionen aus dieser Szene bekommt. Dieses Interview wird in
einem Magazin erscheinen, dass sich normalerweise mit Death, Black und Gothic
Metal beschäftigt. Ist es seltsam für Euch, zwischen all diesen "Death Metal
Monstern" und "bemalten Black Metal Verrückten" aufgeführt zu werden?
Michelle: Wir wurden schon vom ersten Tag an wohlwollend vom Metal Publikum
aufgenommen. Warum das so ist, das weiss ich nicht. Viele Leute haben uns
gesagt, dass sie unsere Musik als erfrischend empfinden und dass man in unserem
Material auch andeutungsweise einen Metal Background heraushören kann. Es ist
schon etwas komisch, wenn man mit Metal Bands auftritt. Manchmal habe ich die
Befürchtung, dass wir von der Bühne "heruntergebuuht" werden. Ich meine, was
sollen sich die Leute im ersten Moment denken, wenn sie eine Sängerin zusammen
mit einer führenden, akustischen Gitarre sehen? Glücklicherweise ist bis heute
nie etwas derartiges passiert! Also haben wir kein Problem damit, in einem
Magazin wie diesem aufzutauchen. Ich hoffe, dass sich die Leute die Zeit nehmen,
um sich mit unserer Musik zu beschäftigen und sich nicht einfach abwenden, wenn
sie herausfinden, dass wir nicht 100% Metal sind.
Der amerikanische Musikmarkt ist sehr gross. Ich kann mir vorstellen, dass es
schon schwierig genug ist, ein Auge auf die eigenen Releases und Entwicklungen
haben zu können. Hört Ihr Euch trotzdem auch Bands aus Europa an? Gibt es da ein
paar Acts, die Ihr besonders mögt?
Michelle: Ja stimmt, der amerikanische Markt ist sehr gross, aber der
europäische Markt ist ebenfalls ziemlich riesig. Ich persönlich mag Bands wie
Anathema, My Dying Bride, The Gathering und noch viele mehr. Diese sind mir
jetzt grad eingefallen. Als Band hören wir uns eigentlich sowieso alles an,
amerikanische und europäische Bands.
Wann können wir mit dem Debut von Brave rechnen?
Michelle: Wir haben eine EP mit dem Namen Waist Deep In Dark Waters aufgenommen,
welche anfangs März 2001 erhältlich sein wird. Wir schreiben gerade Songs für
die erste full length CD unter dem neuen Namen. Für mehr Infos und Updates über
die Band könnt Ihr unsere Webseite http://www.bravemusic.com/ besuchen oder eine
Email an
Arise From Thorns - vom Metalpublikum Akzeptiert
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Es gilt, zumindest im Marketingbereich, allgemein nicht als die beste Entscheidung, den Namen eines Produktes, in diesem Falle denjenigen einer Band, zu ändern respektive zu wechseln...