Es war nie das erklärte Ziel von the renewal gewesen, nur Inties zu bringen, in welchen sich die Gesprächspartner lediglich andauernd versichern, wie lieb sie sich haben. Wenn man nun eine Band wie Aeba um ein Interview bittet, dann überlegt man sich das Es war nie das erklärte Ziel von the renewal gewesen, nur Inties zu
bringen, in welchen sich die Gesprächspartner lediglich andauernd versichern,
wie lieb sie sich haben. Wenn man nun eine Band wie Aeba um ein Interview
bittet, dann überlegt man sich das vorher gut, insbesondere dann, wenn man sich
die Freiheit nimmt, ein paar Fragen zu stellen, die sich in einem etwas
heikleren Bereich bewegen.
Entsprechend direkt und ohne Umschweife sind die Antworten dazu ausgefallen,
und das ist auch gut so, denn darin liegt ja auch der Sinn und Zweck eines
solchen Interviews. Einseitigkeit kann man den deutschen Black Metallern
jedenfalls nicht vorwerfen, denn sie gehen mit "ihrer eigenen Gilde" ebenso hart
ins Gericht wie mit dem "Rest der Welt". Doch davon könnt Ihr Euch gleich selbst
überzeugen ...
Es ist still geworden um Euch. Seit Flammenmanifest sind rund drei Jahre
vergangen. Was habt Ihr seither so getrieben?
Isegrim: Nun, nachdem wir Flammenmanifest veröffentlicht hatten, war erst einmal
ein wenig Ruhepause angesagt. Wir brauchten einfach ein wenig Zeit, um Ideen zu
sammeln und um später weiteres Material zu komponieren. Nach und nach fingen wir
auch wieder mit dem Proben an und probierten das eine oder andere aus. In dieser
Zeit nahmen wir auch ein paar Angebote für Livegigs an und spielten diese.
Natürlich kamen auch ein paar private Situationen auf uns zu, die es galt, zu
bewältigen, denn schliesslich besteht unser Leben nicht nur aus der Band. Aber
nach einiger Zeit hatten wir schon wieder eine vernünftige Anzahl neuer Songs
geschrieben. Leider kam es zu dieser Zeit auch zum Eklat mit unserem damaligen
Schlagzeuger Nidhögg. Es gab einige Streitigkeiten über Dinge wie zum Beispiel
seine Unzuverlässigkeit, seine Lustlosigkeit und seinen Unmut, sich
weiterzuentwickeln. Es gab dann noch eine Vorabprobeaufnahme zu einem unserer
neuen Songs, doch leider ging diese, auch zum grossen Teil wegen Nidhögg, den
Bach runter und wurde dadurch völlig unbrauchbar. Dies zeigte, dass Nidhögg nun
mal nicht mehr auf dem Level stand, wie es für Aeba nötig gewesen wäre. Wir
wussten, dass er für die Weiterentwicklung der Band ein Hindernis gewesen wäre,
und beschlossen, ihn zu entfernen. Dies taten wir dann auch in gegenseitigem
Einverständnis, und seit diesem Vorfall haben wir nichts mehr mit ihm zu tun.
Leider standen wir nun ohne Schlagzeuger da, machten uns aber sofort auf die
Suche nach einem neuen. Es klappte aber nun mal nicht so schnell, wie wir
gehofft hatten. Wir hatten den einen oder anderen ausprobiert, aber leider kam
dabei ausser Inkompetenz und wenig Talent nicht sehr viel bei heraus. Da wir nun
schon einige Songs parat hatten, noch weitere komponieren wollten und uns
zusätzlich die Zeit für eine neue Veröffentlichung im Nacken stand, haben wir
angefangen, mit einem Drumcomputer zu arbeiten. Wir wollten einfach weiter
proben und unsere Motivation nicht verlieren. Die Zeit verging, aber wir fanden
keinen neuen Schlagzeuger. Schliesslich nahmen wir trotz einiger Bedenken das
neue Album Rebellion-Edens Asche mit dem Drumcomputer auf und waren mit dem
Ergebnis auch sehr zufrieden.
Exul: Leider wurden die Aufnahmen erst ein halbes Jahr später gemastert, da
Episode sich finanziell nicht mit dem Studio einigen konnten. Als es endlich zum
Mastern ging, funktionierte die Technik nicht so, wie sie sollte, und wir
mussten die Aufnahmen ohne unsere Anwesenheit woanders mastern lassen. Mit dem
Ergebnis bin ich recht unzufrieden. Die Songs sind allesamt zu leise und auch
noch zerstückelt.
Isegrim: Als wir die Aufnahmen beendet und sogar einen Livegig mit dem
Drumcomputer einigermassen bewältigt hatten, hatten wir endlich das Glück, in
Infernal Desaster einen neuen Mann zu finden, welcher bei uns die Felle quälen
wollte. Er passt charakterlich wie auch spielerisch sehr gut zu Aeba. Sein
Potential und Talent sind trotz seiner verhältnismässig kurzen Zeit als
Schlagzeuger ausbaufähig und ich denke, dass er den leeren Platz bei Aeba in
Zukunft gut ausfüllen wird. Einen Auftritt mit ihm hatten wir bereits, und
dieser lief auch sehr gut.
Als Flammenmanifest herauskam, war ja die deutsche Black Metal Szene gerade
im "Entstehungsstadium" und versuchte, aus dem "skandinavischen Schatten"
herauszutreten. Wenn Ihr jetzt zurückschaut, seid Ihr dann mit der Entwicklung
der deutschen Black Metal Szene zufrieden?
Isegrim: Ich denke, dass es zur damaligen Zeit schon einige gute deutsche Bands
im Black Metal Bereich gab. Ob die deutsche Szene wirklich jemals im Schatten
der skandinavischen stand, geschweige denn sich loslösen wollte, stelle ich doch
irgendwie in Frage. Meiner Meinung nach gab es damals einfach nur verschiedene
Gruppierungen von Black Metal Bands in Deutschland. Da waren zum einen die
Einen, die ihren Lärm und ihre musikalische Unfähigkeit Black Metal nannten, da
waren die Anderen, die schon damals erkannten, dass diese Szene ein guter
Nährboden für ihre extremistischen Weltanschauungen sein könnte. Da waren
diejenigen, die einfach nur ihre norwegischen Vorbilder kopierten, von wegen
evil, true, Odin, Schnee und Blashyrkh, und da waren die ehrlichen Musiker, die
versuchten, durch ihren eigenen Stil, ihre Art, ihre Fähigkeit und ihre Vorliebe
für diese Musik zu kreieren und zu präsentieren. Wenn Du mich fragst, dann denke
ich, dass es heutzutage nicht anders ist. Ob ich mit der Entwicklung der
deutschen Black Metal Szene zufrieden bin? Keine Ahnung. Dafür kenne ich viel zu
wenig deutsche Bands und interessiere mich eigentlich auch viel zu wenig dafür.
Ich kenne hier oben im Norden Deutschlands einige Bands, und die sind zum
grössten Teil ganz in Ordnung. Wenn Du was anderes wissen willst, kann ich es
Dir nicht beantworten. Ich habe mich auch mal für die Szene interessiert, aber
diese ganzen schmierigen Plattenbosse, ihre verlogenen Firmen und ihre miese
Abzocke haben mir den Glauben an die Ehrlichkeit genommen. All diese arroganten
Schreiberlinge, die sich Rezensenten schimpfen und mit ihrer unverfälschten Art
der Komik und Intoleranz in ihren Kritiken immer wieder beweisen, dass sie
meistens keinen Funken Objektivität besitzen, haben mir die Lust genommen, deren
Schund durchzulesen. Es sind nur sehr wenige dabei, die ihr Handwerk verstehen
und fähig sind, ein Album ohne Rücksicht auf die eigene Meinung und den eigenen
Geschmack vorzustellen. All die ganzen Spinner, die mir die Backe vollabern mit
ihrem Odin & Co, ihrem Wikingergehabe oder noch besser mit ihrem Arierscheiss,
all die ganzen fiesen schwarzen Gestalten, die auf den Konzerten einen stillen
Wettbewerb veranstalten, wer wohl am bösesten guckt und die meisten Nieten,
Nägel und Patronen mit sich rumschleppt, haben mir einfach das Interesse und die
Lust an dieser Szene genommen. Wir haben nur zu sehr wenigen Leuten und Bands
Kontakt, aber diese sind ernstzunehmender als alle anderen zusammen. Wir spielen
diese Art von Musik nur noch, weil sie in uns steckt, und weil wir unseren
Gefühlen und Gedanken damit Ausdruck verleihen - nicht, um uns damit zu
profilieren. Wir und unsere Art sind so, weil sie in uns steckt, nicht, weil wir
unbedingt so sein müssen.
Eine Frage zu "Politik und Aeba", zwei Begriffe, die, wie Ihr betont, nicht
im Geringsten etwas miteinander zu tun haben. Allerdings nehme ich nicht an,
dass Ihr der Naivität verfallen seid, zu glauben, dass man als deutsche,
traditionelle Black Metal Band mit Schlagwörtern wie "Flammenmanifest"
unangegriffen an diesen wenn auch unbegründeten Vorwürfen und Unterstellungen
vorbeikommt. Wie geht Ihr mit dieser Tatsache um? Ignoriert Ihr sie einfach,
oder ist es Euch wichtig, vor den Leuten Eure Einstellung zu diesem Thema
richtig zu stellen?
Isegrim: Als wir betonten, dass Aeba und Politik weder etwas miteinander zu
schaffen noch gemeinsam hätten, bezogen wir dies lediglich auf die Musik und die
Gemeinsamkeit als Band. Natürlich hat jeder von uns im einzelnen eine politische
Meinung, aber da wir nun einmal gemeinsam ein Ziel folgen, ist für diese, bei
uns individuelle Thematik, kein Platz bei Aeba. Was unserer Meinung nach noch
viel wichtiger ist, ist, dass im Black Metal dieses Thema völlig unangebracht
und fehl am Platze ist. Black Metal deckt für uns Themen wie Okkultismus,
Satanismus, Mystizismus, Mythologie oder Ähnliches ab. Texte, die von dunklen
Geschichten, Zorn, Stolz, Hass, Schmerz und Trauer handeln, Emotionen die in der
Seele und im Geist jedes einzelnen von uns ruhen. Black Metal und die Musik, die
dahinter steckt, ist für uns ein Medium, um unsere Art darzustellen. Dies ist
aber rein auf Glaubens- und Existenzfragen bezogen. Black Metal stellt für uns
jedoch kein Diskussionsforum für politische Weltanschauungen- oder Äusserungen
dar. Es gibt genügend Nährboden und Möglichkeiten, sich politisch zu äussern. In
dieser Musik, die uns verbindet, ist einfach kein Platz dafür. Religion und
Politik wurden schon oft in vergangener Zeit miteinander verbunden und gemischt.
Daraus ergaben sich auch die meisten Probleme. Auch wenn viele eine andere
Meinung hierzu haben: Politik und Religion liegen zwar nahe beieinander, aber
für uns sind es trotzdem noch zwei verschiedene Paar Schuhe. Die textliche
Thematik des Black Metals entstammt den oben Begriffen und keinen anderen.
Deshalb ist unsere Meinung so. Natürlich sind wir nicht so naiv und wissen, dass
man uns immer wieder aufgrund verschiedener Äusserungen Vorwürfe machen wird
oder machen könnte, beziehungsweise aufgrund von Missverständnissen uns das ein
oder andere unterstellen wird. Ich möchte dazu aber etwas klarstellen: Erstens
gibt es kein Album und auch keinen Text von Aeba, welcher in irgendeiner Form
Äusserungen der Politik beinhaltet, und zweitens sind wir gerne dazu bereit,
jedes Schlagwort oder jeden Songtitel zu erklären, was wir uns dabei gedacht
haben und warum wir diesen benutzen, doch wir werden uns vor niemandem dafür
rechtfertigen. Drittens: Bevor einige meinen, die Weisheit für sich gepachtet zu
haben und in der Gegend rumbrüllen, wir wären politische Extremisten, sollten
diese uns ansprechen oder uns einfach ignorieren, denn beides würde vor einem
peinlichem Missverständnis bewahren. Und viertens bin ich es leid, immer wieder
dieselbe Scheisse zu sagen beziehungsweise zu schreiben. Manchmal denke ich, es
wäre leichter, sich als rechte oder linke Band zu outen, so oft wie man uns
schon das ein oder andere unterstellt hat. Das einzige was ich dazu nur noch
sagen kann ist: "Fuck off mit eurer ganzen Politik und eurem Getue. Wir sind
Black Metal, nicht mehr und auch nicht weniger!"
Exul: Unsere Gemeinsamkeit als Band besteht in den genannten Themen und nicht in
unserer politischen Meinung, die bei jedem von uns verschieden ist.
Was bedeutet denn für Euch persönlich, "ein Deutscher zu sein". Ist das nur
eine bedeutungslose Aussage über die Nationalität, eine Bezeichnung, die Ihr eh
nie benutzt oder seht Ihr Euch sowieso eher als europäische Multikultis?
Isegrim: Diese Frage empfinde ich als ein wenig provokant, aber ich erkenne auch
ein wenig Ironie darin. Nein, ich oder wir alle von Aeba sehen oder bezeichnen
uns nicht als europäische Multikultis. Wir sind in erster Linie Menschen, obwohl
unsere Meinung über die Menschheit auch nicht die beste ist - aber wir sind nun
mal Menschen. Ich denke, mein Geist, meine Seele, mein Charakter und auch mein
Herz sind immer das gleiche, egal welche Haut-, Haarfarbe oder Nationalität ich
hätte. Menschen, die denken, ihre Rasse wäre stärker oder intelligenter als so
manch andere Rasse, empfinde ich als amüsant. Alle Rassen haben die Jahrtausende
überlebt und sind auch in diesem Zeitalter präsent. Dazu gehört meiner Meinung
nach Intelligenz sowie auch Stärke. Was beweist das? Es gibt einfach keine
Überrasse. Das ist nur meine Meinung. Andere denken anders. Was soll's? Sollen
sich diese ruhig die Köpfe dafür einschlagen. Ist mir egal. Ich will einfach nur
meine Ruhe haben und meine Musik machen. Ich gebe zu, dass mir Nordeuropa besser
gefällt. Ich mag einfach keine Hitze, überfüllte Strände, Massenaufläufe von
Menschen und Ballermann & Co. Ich habe keine Lust, da runterzufahren und mir von
der Sonne den Arsch verbrennen zu lassen. Ich mag auch nicht die Mentalität der
Südeuropäer. Sie gehen mir mit ihrer aufbrausenden, aufdringlichen und
aggressiven Mentalität auf die Nerven. Allerdings sind die Nordeuropäer mit
ihrer Sturheit und Ignoranz manchmal auch ziemlich anstrengend. Was bedeutet
''ein Deutscher zu sein...". Ich konnte mir nicht aussuchen, welcher
Nationalität ich angehören will. Es gefällt mir hier in Deutschland, aber ich
habe noch nicht viel von der Welt gesehen. Wer sagt denn, dass es woanders nicht
noch besser und schöner ist? Letztendlich bin ich hier in Norddeutschland
geboren. Hier fühl ich mich wohl und hier will ich sterben.
Was persönlich glaubt Ihr, ist der Grund, dass innerhalb der Metalszene vor
allem der Black Metal Nährboden für rechtes Gedankengut zur Verfügung stellt?
Zufällig ist sowas ja sicher nicht.
Isegrim: Immer dort, wo extreme Werte geboren werden und existieren, wird
versucht, die Grenzen weiter zu spannen beziehungsweise diese zu überschreiten.
Der Black Metal führt ein äusserst extremes und provokantes Dasein. Manche
ignorieren die Individualität dieser Musikart. Das Extreme ist noch nicht extrem
genug und so wird nach neuen Grenzen gesucht. Ich denke, es ist auch einfach
Tatsache, dass diese norwegische Szene damals mit ihrem Nationalstolz anfing.
Sie erzählte, wie stolz sie auf ihr Land sei, mit seinen mächtigen Eisbergen,
der schönen Landschaft, der Vergangenheit und allem drum und dran. Ja sie sagten
sogar: "Wir sind Wikinger und stolz, Norweger zu sein." Das ist ja alles schön
und gut, und niemand streitet ab, dass Norwegen ein wunderbares Land ist, aber
Norwegen, seine Bewohner und auch diese ganzen gehirnunterkühlten Szeneleuchten
hatten niemals dieses Schreckgespenst des Nationalsozialismus so intensiv im
Nacken sitzen, für welches man sich immer und immer wieder rechtfertigen muss.
Es ist leicht für sie, mit diesem Nationalstolz und dessen Aussagen aufzutreten,
aber wenn ein Deutscher dies von sich behauptet, ist es so, als ob die ganze
Welt aufschreit. Nationalstolz ist schwer geworden für die Deutschen, und viele
gehen bedacht damit um. Natürlich muss sich heute dafür keiner mehr
rechtfertigen, denn das III. Reich ist nun mal Vergangenheit, und man kann
nichts daran ändern. Aber man sollte auch nicht aufgrund unüberlegter
Äusserungen und Unwissenheit alte Wunden wieder aufreissen. Leider sind Fans nun
mal leicht beeinflussbar und nehmen leicht die Art ihrer Idole an, und somit war
es nur eine Frage der Zeit, bis auch hier in Deutschland die ersten
Gruppierungen dieser Art entstanden. Vielleicht sollte diejenigen, die mit
Worten wie Rassenideolgie, Übermensch und Antisemitismus um sich werfen, einfach
mal überlegen, ob ihr hochgepriesener Führer und seine Schergen Musik wie den
Black Metal, lange Haare und Individualismus geduldet hätten, oder ob wir nicht
alle Insassen irgendeines KZ's gewesen wären. Die Norweger fingen unter anderen
an mit diesem Scheiss. Viele in Deutschland und auch anderen Ländern übernahmen
diesen Nationalstolz, verbunden mit rechtem Gedankengut. Ich würde es niemandem
übel nehmen, wenn er stolz auf sein Land ist. Allerdings sollte man dabei die
Grenzen erkennen und nicht die Vergangenheit neu aufleben lassen, denn das
geliebte Deutschland lag deswegen schon einmal vor noch gar nicht so langer Zeit
in Schutt und Asche. Vielleicht sollte man sich erst einmal richtig und intensiv
mit dem III. Reich auseinandersetzen, bevor man irgendwelche stumpfe Parolen
nachplappert. Was für mich für die rechten Tendenzen im Black Metal noch nahe
liegt ist folgendes: Der Nationalsozialismus war in Deutschland einige Zeit
durch den Sieg der anderen Nationen von der Bildfläche verschwunden, aber er
starb nie richtig aus. Dies ist kein Wunder, denn es blieben immer noch genug
mit ihrer wahnsinnigen Weltanschauung über, und wäre dies nicht der Fall, würden
irgendwann neue auftauchen. Eine erstmal erschaffene Politikform wie diese wird
sich niemals mehr aus dieser Welt verbannen lassen. Von damals bis heute
existieren diese Fanatiker und tun alles dafür, um Menschen auf ihre Seite zu
ziehen. Immer da, wo extreme Szenen existieren, versuchen diese Leute, ihren
Keim zu sähen. Die Black Metal Szene ist dafür ideal, denn hier werden immer
wieder neue Grenzen der Extremität gesucht. Es sind schon genug angesteckt
worden mit dieser Krankheit. Allerdings denke ich, dass es immer noch genügend
Individuen gibt, die wissen, dass Black Metal und Nationalsozialismus nichts
miteinander zu tun oder zu schaffen haben, und die nicht zulassen werden, dass
diese Typen und ihr Fanatismus Überhand in dieser Szene nehmen werden.
Für viele "true Black Metaller" ist traditioneller Black Metal in Kombination
mit Keyboards ein Ding der Unmöglichkeit und wird auch nicht akzeptiert. Was
sagt Ihr Leuten, die Euch mit diesem Argument kommen?
Isegrim: Wenn ich mal so zurückschaue, wie lange wir dieser Musik zugetan sind,
und wie lange wir sie spielen, denke ich mal, dass wir schon unterscheiden
können, was Black Metal ist und was nicht. Heutzutage kommt doch jeder
dahergelaufene Wicht und brüllt: "Untrue, false, trendy...". Es ist wieder ein
Beispiel dafür, dass viele nur kopieren, was damals mal so einige dieser Idole
der Black Metal Szene gesagt haben. Aber guckt Euch doch einmal an, was von
diesen grossen Idolen und Helden und ihren ach so weisen Statements
übriggeblieben ist. Fast alle haben ihre Glaubwürdigkeit von damals über den
Haufen geschmissen: Heutzutage zählen keine Sprüche der Vergangenheit mehr,
heute spielen nur noch Kohle und ''musikalische Weiterentwicklung" eine Rolle,
und wenn dies nicht klappt, dann wird die Band eben aufgelöst. Es ist nun mal
Fakt, das alles, was unter dem Begriff Black Metal zusammengefasst wird, nicht
unbedingt Black Metal im ursprünglichen Sinne darstellt. Sprüche wie Black Metal
ohne Keyboard und ohne Frauengesang sind daher bedeutungslos geworden, denn dies
ist alles schon in tausendfacher Ausführung vorhanden, und die Masse der Fans
wird dies sicherlich nicht ignorieren. Wenn eine Band eine Maultrommel
verwendet, dann ist es Pagan Black Metal, und wenn eine Band ein Keyboard oder
ein Synth verwendet, ist es untrue? Wo ist denn da die Argumentation? ...
Lächerlich!! Auch wir denken, dass es im musikalischen Bereich des Black Metals
Grenzen gibt, denn dafür haben wir uns lange genug mit dem Black Metal
auseinandergesetzt. Da aber auch für uns so manche Grenzen aufgrund der
Entwicklung des Black Metals unbedeutend geworden sind, nutzen wir diese Musik
nur noch als Darbietung und Interpretation unserer Emotionen und Gedankenwelt.
Wir spiegeln einen Teil unserer Seelen wieder, denn Black Metal ist immer noch
eine sehr extreme Art von musikalischer Kreation, die es zulässt, unsere
Vorstellungen zu verwirklichen. Musik stellt für mich einfach die
unausgesprochenen Worte der Seele dar, und das interpretiere ich so, wie meine
Vorstellungen darin liegen. Ich würde selbst eine Tuba oder eine Triangel
verwenden, wenn mir danach wäre. Wenn dann jemand zu mir kommen und sagen würde:
"Ihr seid untrue", dann würde ich antworten: "Schön für dich, akzeptiere uns so,
wie wir sind, oder lass uns in Ruhe. Wir spielen Black Metal, wir spielen Musik,
weil unsere Seele spricht, nicht weil wir ein Teil einer Szene sein wollen, die
sich selbst bekämpft und ihrer Moral und ihren Werte tausendfach widerspricht."
Ihr selbst werdet ja weitgehend von der gesamten "Black Metal-Kommune"
akzeptiert, obwohl ihr atmosphärische Keyboardklänge einsetzt. Worin
unterscheidet Ihr Euch zu den Bands, denen man das nicht "verzeiht"? Was macht
Ihr anders?
Isegrim: Ich weiss nicht genau, was wir anders als andere Bands machen. Wir
setzen das Keyboard ein, um melancholische und düstere Parts zu unterstützen
beziehungsweise diese zu erzeugen. Das Keyboard bietet sehr viele Möglichkeiten,
um es zum Song-Kreieren einzusetzen und zu nutzen. Es gibt dem Sound von Aeba
einfach die Atmosphäre, ohne die alles nur halb so gut klingen würde. Natürlich
gibt es ein Anzahl von Leuten, die uns vorwerfen, dass wir unsere Songs mit
Keyboardklängen ''zukleistern" würden, aber deren Meinung interessiert uns
einfach nicht, denn wir sind mit unserem Keyboardeinsatz zufrieden. Leider hat
uns der weibliche, keyboardspielende Part von Aeba Anfang des Jahres aus
persönlichen Gründen verlassen. Wir spielen schnellen aber auch atmosphärischen
Black Metal, und wir benutzen nun einmal das Keyboard als fünftes Instrument.
Wem das nicht passt, der soll die Finger von unserer Musik lassen.
Im Vorfeld konnte man lesen, dass Euer aktuelles Album Industrial-Experimente
beinhalten würde. Jetzt kommt es natürlich darauf an, wie man "industrial"
definiert. Mir persönlich sind eigentlich keine "richtigen" Industrialparts
aufgefallen. Habt Ihr nachträglich von dieser Variante abgesehen oder ist diese
Meldung schlicht und einfach eine "Ente"?
Isegrim: Ich habe keine Ahnung oder Vermutung, woher Du diese Information hast,
und ich weiss nicht, wer derartige Gerüchte in die Welt setzt. Ich kann Dir nur
von uns aus versichern, dass wir niemals vorhatten oder vorhaben werden,
Industrialparts oder Industrial-Experimente im Sound von Aeba zu verwenden.
Wie darf man den Titel Rebellion - Eden's Asche verstehen. Geht es dabei um
den klassischen Kampf zwischen Himmel und Hölle?
Isegrim: Einerseits stimmt Deine Vermutung, was den Kampf zwischen Himmel und
Hölle betrifft. Andererseits hat der Titel Rebellion-Edens Asche für mich
persönlich und auch für die anderen Bandmitglieder mehrere Aspekte und
Bedeutungen. Wir haben den Namen nicht unbedingt in Bezug auf die einzelnen
Songtitel gewählt. Rebellion beschreibt in etwa das, was wir und unsere Art
darstellen. Edens Asche ist die Verleugnung und die Zerstörung aller
Moralvorstellungen der Weltreligionen und deren zwanghaften, unterwürfigen
Geboten. All die jämmerlichen Schäfchen, die sich hinter ihren Göttern
verstecken und sich in ihrem Glauben einkerkern, in der Hoffnung auf ein
besseres Leben nach dem Tod, auf ein Leben im ''Paradies", werden feststellen,
dass sich nichts hinter all diesen Lügen befindet. Diejenigen, die frei denken,
Einzigartigkeit in ihren Herzen tragen und an ihre ungebunden Seelen und deren
Geist mit seiner eigenen Kraft glauben, haben Eden bereits in Schutt und Asche
gelegt ...
Was würdet Ihr sagen, hat Rebellion, was Flammenmanifest nicht hatte? Oder
anders gefragt: Was denkt Ihr, sind die neuen "Aeba-Errungenschaften", die durch
das aktuelle Album zum Tragen kommen?
Isegrim: Der Unterschied zwischen Flammenmanifest und Rebellion liegt meiner
Meinung nach in der Weiterentwicklung der Band und dem kreativen Erschaffen von
Songs sowie die Konzeption der einzelnen Alben. Wir haben seit Flammenmanifest
intensiv an neuen Stücken gearbeitet und uns dabei viel Zeit gelassen. Wir haben
ein Problemfaktor aus der Band entfernt, womit unser alter Schlagzeuger gemeint
ist. Natürlich hat dies uns im ersten Moment behindert. Allerdings förderte das
Arbeiten mit dem Drumcomputer unser gemeinsames Zusammenspiel, und wir konnten
unsere Vorstellungen, was das Drumming betrifft, exakt umsetzen, ohne an
irgendwelche Grenzen zu stossen, wozu Nidhöggs Schlagzeugspiel und Performance
nicht fähig gewesen wäre. Wir selbst spüren für uns, dass Rebellion ein weiterer
Schritt nach vorn ist. Wir selbst spüren, dass wir unser Ziel, uns musikalisch
weiterzuentwickeln, erreicht haben. Die Sicherheit, die Erfahrung und der
Zusammenhalt bei Aeba sind gestiegen. Flammenmanifest hatte noch den ein oder
anderen Fehler, den Rebellion nicht mehr hat. Natürlich hätte man auf dem neuen
Album auch einige Dinge noch anders oder besser machen können, aber hinterher
ist man immer klüger. Allein die Erkenntnis, was man beim nächsten
Studioaufenthalt oder beim Kreieren eines neuen Werkes noch alles anders machen
sollte, könnte oder muss, ist schon wieder ein Fortschritt. Viele Dinge gefallen
mir auf dem neuen Album besser, zum Beispiel das Cover-Bootleg, die Solos der
Lead-Gitarre, der Gesang und noch einiges mehr. Natürlich gab es auch schon
negative Meinungen, was Rebellion betrifft. Allerdings haben wir nie behauptet,
eine neue Definierung des Black Metals oder einen extravaganten Stil zu
kreieren. Wir haben auch nicht behauptet, dass wir musikalische Virtuosen wären.
Wir spielen seit Demozeiten unsere Art von Black Metal, welche unserer
Definition und unserem Geschmack entspricht. Aber derjenige, der zwischen den
einzelnen Veröffentlichungen keine Steigerung erkennt, sollte vielleicht selbst
mal versuchen, eine Band zu gründen beziehungsweise zu leiten oder ein
Instrument zu spielen. Wer dazu nicht in der Lage ist, sollte sein sogenanntes
Fachwissen und seine Kommentare einfach mal etwas genauer überdenken. Musik ist
Geschmacksache. Allerdings kann man auch die Akzeptanz zu den einzelnen Bands
und Musikern bewahren, indem man Kritiken objektiv verfasst und nicht
Möchtegernkomisches und völlig Unzutreffendes dazu schreibt. Leider ist es so,
dass den Plattenkritiken in den etwas renommierteren Zeitschriften durch
finanzielle Unterstützung mancher Labels etwas nachgeholfen wird, so dass ein
Grossteil der Rezensionen völlig unglaubwürdig klingen. Uns persönlich ist die
Meinung einzelner Leute oder Fans wesentlich mehr wert als irgendeine Rezension
der einzelnen Mags. Wir haben bisher eine Menge positiver Resonanzen zu
Rebellion erhalten, und es genügt uns, zu wissen, dass Rebellion ein Fortschritt
zu unseren bisherigen Werken darstellt und dass es ein gutes Black Metal Album
ist.
So. Und jetzt zum "Personality-Check". Was an Dir ist überhaupt nicht Black
Metal? Hast Du beispielsweise einen Schrebergarten oder schaust mit Vorliebe
Krankenhausserien? Oder ist die Frage gar zu doof, um sie zu beantworten?
Isegrim: Nein, die Frage ist mir nicht zu doof. Ich habe auch keine Geheimnisse
zu verbergen. Ich verrate Dir sogar, dass ich mir leidenschaftlich gerne den
Tigerentenclub im Fernsehen anschaue und dass ich unter zwanghaften
Shoopingtouren leide ... Nein mal im Ernst. Was an mir überhaupt nicht Black
Metal ist? Nun, ich habe zwei Katzen, die ich über alles liebe. Sie nehmen mir
zwar regelmässig die Wohnung auseinander, aber damit kann ich leben. Ich
interessiere mich sehr für die U-Boots- beziehungsweise die Seekriegsgeschichte
im ersten und im zweiten Weltkrieg. Ich bin ein sehr sensibler Mensch, neige
aber manchmal auch zu cholerischen Wutausbrüchen. Aber was soll's, keiner ist
perfekt. Aber wer will das auch sein ?!?
Aeba - Black Metal, nicht mehr, aber auch nicht weniger
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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