Es gibt gut auf die Umme und es gibt, wenn das Gesamtwerk auch wie gesagt recht minimalistisch gehalten ist, genau dass, was der Fan sehen will: Meshuggah in purer musikalischer Essenz.
Am 05. Februar 2010 wird die DVD "Alive" der Technical Death Legenden von Meshuggah über Nuclear Blast verfügbar sein. Schwermetall hat die Lichtscheibe exklusiv bereits vorliegen, ich hab sie mir unter den Nagel gerissen und mal reingeschaut.
Soviel sei gesagt. Es ist eine recht simpel gehaltene DVD. Keine Untertitel, kein Schörkelkram. Geboten wird eine sehr satte Ladung Musik, ziemlich bürokratisch exakte 90 Minuten. Zu sehen gibt es die Auftritte der Todesschweden aus den Jahren 2008 und 2009, aus Japan (Tokyo), Kanada (Montreal) und den USA (New York City).
Zwischen den Aufnahmen gibt es eine Menge Einblicke in das Schauspiel hinter der Bühne und im Tourbus. Gitarrist Mårten erzählt uns beispielsweise dass eine Tour gar nicht angenehm ist, wie sie von aussen eigentlich aussieht und gern als Spass glorifiziert wird, auch Drummer Tomas äussert sich diesbezüglich dass er "auch nur ein Mensch" wäre und eben nicht jeder Auftritt perfekt sein kann. In dem Sinne kriegt der Zuschauer ein paar Soundchecks zu sehen oder auch schlicht und einfach wie die fünf Schweden vor einem Auftritt rumgammeln und Zeit totschlagen. Von Party ist da eigentlich keine Spur, auch vermisse ich ein wenig die Art von Aufnahmen, die vom bandinternen Teamgefühl zeugen. Meist pickt man sich einzelne Musiker heraus und stellt ihnen ein paar Fragen. Jens und Fredrik kommen dabei übrigens kein einziges Mal vor. Das Gefühl dass es sich hier um Jungs handelt die lange gemeinsam Musik machen kommt aber leider wenig auf. Ohne Vorabinformation könnte man meinen Meshuggah bestünden aus 1-2 Mitgliedern und alle anderen wären Sessionkrieger.
"Persönlich" ist "Alive" in dem Sinne also keineswegs. Man setzt viel wert darauf, die Professionalität, die die Musiker auf der Bühne präsentieren, auch abseits vom Rampenlicht darzustellen. Hier werden keine Illusionen zerstört oder ausgebaut. Meshuggah sind Meshuggah und stellen sich auch genau so dar. Fans werden das vermutlich lieben; denn wer will auch schon beinharte Todesmetaller beim Kuchen essen sehen. Dass die spezifischen Aufnahmen zwischen den Songs ganz puristisch ohne musikalische Unterlegung gezeigt werden, stützt diesen Eindruck und verleiht der DVD eine authentische düstere Ehrlichkeit.
Sehr eindrucksvoll sind vor allem die Aufnahmen aus New York. Hier gibt es doch endlich mal optisch astreines Augenfutter aus dem Publikum und es wird ersichtlich, dass es in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten entsprechend dessen, was man sich in der Szene erzählt, wirklich um einiges grober zu geht als in den europäischen Breitengraden. Der Moshpit wird so schnell mal zu einem wirklich üblen Schlachtfeld, es wird an Shirts gezogen, Seitenhiebe verpasst und jemandem mal so richtig die Schulter in die Fresse zu wemsen ist auch nicht unüblich. Death Metal wird da wohl wortwörtlich genommen. In Montreal sieht es schon wesentlich netter aus, was da im Publikum abgeht und in Japan scheinen die Zuschauer eigentlich eher damit beschäftigt zu sein, im enormen Gedränge nach Luft zu schnappen.
Technisch stellt "Alive" ebenfalls einen netten Happen dar, wie es von Nuclear Blast auch nicht anders zu erwarten sein sollte. Die Bildqualität ist phänomenal, die Soundqualität überrascht schon fast durch kristallklaren Sound, der praktisch besser ist als von CD. So will man eine DVD haben und so bekommt man sie auch. In den richtigen Momenten bekommt man nette Aufnahmen der grade interessanten Instrumente zu sehen, des Öfteren mal das vor Konzentration und Aggression verzerrte Gesicht des Sängers Jens. Eindrucksvolle Totale und Einblick gewährende Detailaufnahmen der Saitenarbeit; die Schnitttechnik auf "Alive" gibt durchaus das Gefühl dabei gewesen zu sein. Die ordentliche technische Brutalität der schwedischen Musiker geht alles andere als Flöten und prügelt aus der Heimanlage wie sonst nichts anderes.
Das Bonusmaterial fällt spärlich aber für das Gesamtwerk optimiert aus. Dämliche Fotogalerien sieht sich sowieso keine Sau an, also gibt’s auch keine. Zu sehen bekommen wir stattdessen das Video zum Kracher "Bleed", dessen Making Of und zwei kleine Introduktionen in die Instrumente von Tomas und Micha.
Fans der Schwedentruppe werden auf diese Lichtscheibe lange gewartet haben und ich denke, sie werden nicht enttäuscht sein über das Ergebnis. Es gibt gut auf die Umme und es gibt, wenn das Gesamtwerk auch wie gesagt recht minimalistisch gehalten ist, genau dass, was der Fan sehen will: Meshuggah in purer musikalischer Essenz.
Meshuggah - Alive
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- Geschrieben von Sebi
- Kategorie: Filmkritik
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