Um es vorweg zu nehmen: Die Mannen haben es noch drauf. Ihre Klänge haben sich höchst nachvollziehbar verändert. Die ganz grosse Stilüberraschung bleibt aus. Weiterhin bewegt uns der Vierer mit einer Melange aus Schwarzmetall und Death Metal. Etwas verkleinert hat sich allerdings der Anteil der zweiten Stilrichtung. So sind zwar Todesgrunzen und schleppende Passagen mit melodischen Klängen im Schleier von Dissection oder Death auch Bestandteile von "Essence of Fire". Doch die Komplexität, die Durchschlagskraft und die aggressiven Black Metal Sequenzen sind leicht in den Vordergrund gerückt. Die Sequenzen, die nach dem heftigen "Hjaðningavíg" vom Vorgängeralbum klingen, haben sich gemehrt. Das schnelle "I am" aber auch die zwei Instrumentalversionen in den Bonusstücken sind der beste Ausdruck dieser dazu gewonnenen Angriffslust, die Tribes of Caïn in die nächste Liga hieft.
Dennoch ist erstaunlich, wie viele Brücken zum früheren Schaffen geschlagen werden können: Mit "Desire" erhalten wir ein klassisches Interludum wie es sie bei "Retaliation" gab. Andere Stücke hätten sogar zu noch früheren Alben dazu gepasst. Geblieben sind auch einige altnordische Textpassagen, nun aber vorgetragen vom grösseren Gesangsspektrum von Woj. Einzig die ganz wilden Gitarrensoli zu Zeiten von "Supra Absurdum" sind fast gänzlich verschwunden. Das bedeutet einerseits, das Album verlangt etwas mehr Zeit und Zuwendung. Damit ist es etwas weniger eingängig. Andererseits bleibt es dafür länger intensiv und spannend.
Tribes of Caïn sind sich trotz langer Pause und Besetzungswechseln treu geblieben, bleiben unverwechselbar und schaffen mit "Essence of Fire" ein Werk, das den Schwarzmetalljüngern nicht verborgen bleiben sollte.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Eigenproduktion |
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Veröffentlichung |
7/2018 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |