Lange hat es gedauert, bis auf die 2 Demos endlich ein komplettes Album folgte. Corrupted Melody aus der Slowakei haben sich ganz 10 Jahre dafür gegönnt. Immerhin besteht die Band seit 1995. Nach all den Jahren ohne materiellen Tonträger dürfte man ja erwarten dass sich auf "Inner I" ein gigantischer Batzen musikalischer Expressionen verbirgt. Das ganze soll sich mal im arg vermischten Bereich des Black, Death und Doom Metal abspielen. Ich bin gespannt. CD rein.

Der Hörer wird mit "Rebellion" begrüsst. Es braucht keine 20 Sekunden bis klar ist, dass das Genre-Prädikat "Atmospheric" hier angebracht ist. Das Keyboard leitet gemächlich ein, dann stösst die Stimme der Sängerin Miriam hinzu. Nicht übel, macht Eindruck.
Die sich langsam einpendelnden Schreddergitarren bekommen im Laufe des Liedes Unterstützung von einem leider aus der Dose stammenden Blast-Beat. Die Strukturen der Lieder auf "Inner I" sind sehr komplex und bestehen aus zahlreichen Parts, die jeweils aus recht deutlich zu unterscheidenden Spielarten des Metal bestehen. Hier mal Breaks, da mal symphonische Anleihen, gnadenloses Geprügel und wiederrum schwarzromantische Ausbrüche sehr gekonnten Gesangs. Neben Miriam steht auch noch Juraj hinterm Mikrofon, der die gegensätzlichen Stimmen liefert. Diese reichen vom sehr tiefen Growlen, welches mich (hört her, Respektbekundung!) teilweise an Frühes von Tristania Sänger Anders Høyvik erinnert, bis zu einer kreischigen Blutkehle á la Danii Filth.

Atmosphärisch bleibt es auf der vorliegenden Scheibe durchweg. Der Anfang von "Balance" klingt schon fast nach dem Soundtrack der alten DSA-Computerspiele, das künstliche Drumkit macht sich auch hier besonders bemerkbar und unentwegt klingt das Keyboard in allen Liedern mit. Wohlgemerkt dezent genug, um nicht auf die Nerven zu gehen.
10 Jahre. Corrupted Melody haben hier ganz klar sehr viele Ideen eingebaut. Wenn nicht sogar zu viele. Aus Komplexität wird so manchmal eine Art progressiver Unentschlossenheit, gezwungenes Unterbringen von Riffs und Beats. Der Scheibe fehlt der Höhepunkt, ein klar unterstrichener, identitätsgebender Klangbau. Auch hätte ich mir einen echten Schlagzeuger gewünscht.

Schön zu hören ist "Inner I" zwar, aber hängen bleibt nichts. Die absolut gekonnte Instrumentenschlachtung jedes einzelnen Musikers der Band spricht allerdings Bände. Hier ist sehr viel möglich, vor allem die Synthese aus weiblichem, operettenartigen Gesang und gutturaler Gewalt ekelt weniger fähige Bands des Gothic Metal eindeutig von der Fahrbahn. Für die internationale Hörerschaft, sowohl auch für die Band selbst gilt hier: Am Ball bleiben!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

STF Records

Veröffentlichung

7/2009

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal