Wenn man dreiunddreissig Minuten mit nur einem Lied überbrücken möchte, so muss man gleich in mehrere Trickkisten greifen, um eben dieses eine Lied nicht in die nervtötende und langatmige Ecke abrutschen zu lassen - und genau das tun Darkestrah mit Inbrunst. Zunächst eröffnet man mit dem beruhigenden Klang von an der Küste brechenden Meereswellen ehe man über sanfte Auftaktinstrumentierung zum eigentlichen Geschehen überleitet. Das Tempo wird angezogen und die Rabenstimme aus der Versenkung geholt. Zwischendurch schaltet sich ein traurig vor sich hin spielendes Cello ein, stets begleitet von trabenden Trommeln. Die E-Gitarren sägen in den geschwinden Phasen und verstummen zugunsten der Akustiksaiten sobald Ruhe einkehrt. Regen fällt, ein Gewitter zieht auf, eine Maultrommel erklingt - es blitzt, donnert und schon wieder schlägt die Stimmung um - aus Ruhe wird wieder Aggression, aus Sanftmut wird Rohheit. Auf diese Weise bestreiten Darkestrah das Experiment der Überlänge gekonnt und verhalten sich wie das alltägliche, mitteleuropäische Wetter - unberechenbar und wechselhaft, mild und stürmisch, heiter und wolkig.
Im Prinzip gibt es an "Epos" nichts auszusetzen - die Frage ist nur, ob jedem Pagan Black Metal-Anhänger eine solch komplexe Komposition gefällt. Sie eignet sich nämlich nicht unbedingt für den spontanen Konsum, sondern will aufmerksam und mit gespitzten Ohren wahrgenommen und durchschaut werden. Jeder der Zeit hat, sich mit einem solchen Werk auseinanderzusetzen, der sollte das auch tun, alle anderen bringt der Besitz dieser Platte nicht weiter. Ein gefundenes Fressen für Rezensenten und ein wackeres Stück Metall, an dem sich sicher so manche Geister scheiden werden.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
No Colours Records |
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Veröffentlichung |
5/2007 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |