"Früher war alles besser." Diese - meist mit wehmütiger und gleichzeitig auch schwelgender Gefühlswelt verbundene - resignierende Feststellung haben wohl schon viele gehört. Auch in der Szene soll es so gewesen sein. Aber bitte was ist damit eigentlich gemeint? Immerhin bin ich zumindest nicht in der Dekade aufgewachsen, in der alles angefangen hat und kann mit dieser Aussage, respektive der "alten Zeit" herzlich wenig anfangen.
Ich habe mir vom "Alten Eisen" allerdings sagen lassen, dass früher der Zusammenhalt viel grösser gewesen sein soll. Das höre ich dabei aber nicht zum ersten Mal. Auch das Alter soll damals keine Rolle gespielt haben. Wer solche Art von Musik hörte, wurde vollkommen akzeptiert und nicht aufgrund seines Alters abschätzig betrachtet bzw. nicht für voll genommen. Ich habe mir dabei schon oft Gedanken darüber gemacht, was früher anders war als heute, dass man sich damals so verbunden miteinander fühlte. Ich kann allerdings nur spekulieren. Ich weiss, wie es heutzutage ist. Oft nicht sehr positiv, wie ich zugeben muss. Ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen Jung und Alt, bzw. einzelnen Subkulturen kann man nicht von der Hand weisen.
Aber um dieses "früher" einmal zeitlich einzuordnen, würde ich es auf die 80er beziehen. Damals, so weiss jedes Kind, war die Blütezeit des Trashs und solche musikalischen Extremsparten wie der Death Metal, Black Metal oder Grindcore hatten sich noch nicht entwickelt. Dies dürfte wohl auch der Hauptgrund für diese eher negative Entwicklung der Szene sein. Damals waren schliesslich nur der Trash und Heavy Metal wirklich präsent und solche Legenden wie Iron Maiden, Slayer und Metallica legten die Grundsteine für ihre späteren Karrieren und deren Status. Damit sollten dann wohl auch dieselben gemeinsamen Ideale die Essenz und Einheit in Einvernehmlichkeit mit dem Zusammenhalt dieser Szene(n) gebildet haben.
Denn mit der Zeit, eher zum Ende der 80er, Anfang der 90er hin, tauchten auch erstmals Death Metal und Black Metal Bands auf. Dadurch entwickelten sich andere Subkulturen mit eigenen - und vor allen Dingen anderen - musikalischen und zum Teil auch kleidungstechnischen Idealen. Aus diesen Subkulturen spalteten sich dann wiederum andere Subgenres ab, die sich dann ebenfalls in ihren Idealen unterscheiden konnten. Wenn dann eine Szene bestimmte Ideale hatte, die das Gegenteil zu denen eines anderen Subgenres darstellten, war wohl irgendwie vorauszusehen, dass sich zwischen diesen beiden Szenen kein Zusammenhalt formte, weil jede andere Ansichten zu denselben Dingen hatte und verschiedene Interessen vertrat und noch vertritt. Bis heute hat sich das natürlich nicht geändert, sondern nur einen grösseren Keil zwischen die einzelnen Szenen getrieben.
Das Vermischen verschiedenster Musikstile setzt sich dabei auch munter fort. Aktuelles Beispiel: Der Metalcore. Weder Metal noch Hardcore, aber trotzdem ein Hybrid aus beidem. Klar, dass sich die Anhänger weniger im Metal und Hardcore, als vielmehr aus einer eigenen Subkultur heraus bilden und finden lassen. Wiederum auch mit eigenen musikalischen und alternativen Kleidungsidealen. Da die heutige Szene durchaus von Intoleranz geprägt ist, stösst Metalcore oft auf grosse Ablehnung. Das selbe gilt auch für einige andere Genres.
Aber letztendlich bleibt das sowieso nur eine Vermutung bzw. Überlegung, die ich einfach einmal festhalten wollte. Denn ich habe mich schon oft gefragt, was wäre wenn ich die alten Zeiten hätte miterleben dürfen. Ehrlich gesagt kann ich zwar damit leben, aber wäre trotzdem nicht abgeneigt, einmal auf ein Konzert gehen zu können ohne mit abschätzigen Blicken älterer Beiwohner dieser Gigs schief von der Seite betrachtet zu werden, weil ich offensichtlich zu den jüngsten zähle. Aber nicht nur das, sondern auch die Verfeindung zwischen verschiedenen Szenen kotzt mich einfach an. Vielleicht war es mal besser, aber es wird mit Sicherheit nicht mehr so werden.