Defeated Sanity und Cerebric Turmoil! Zweimal Brutal Death Metal aus der deutschen Hauptstadt! Ein Bassist und trotzdem irgendwie zwei verschiedene Welten! Jacob Schmidt stand uns Rede und Antwort...
Jacob, du bist sowohl bei den Brutalodeathern Defeated Sanity als auch bei den deutschen Frickelkünstlern Cerebric Turmoil am Bass aktiv. Zumindest bei Defeated Sanity bist du ja nicht von Anfang an dabei. Erzähl doch bitte zum Einstieg etwas über deinen bisherigen musikalischen Werdegang.
Jacob: Mit Cerebric Turmoil haben wir 2004 unter dem Namen Chaosphere angefangen. Die Musik war zu der Zeit mit dem heutigen Sound nicht vergleichbar. Davor hatte ich nur kleinere Bands, an die sich hoffentlich niemand mehr erinnert. Chaosphere waren die erste mit denen ich ernsthafte Konzerte gespielt habe und die Sachen umsetzen konnte, die ich sonst nur für mich geübt habe. 2003 habe ich zum ersten Mal Defeated Sanity mit der alten Besetzung live gesehen. Als ich Lille später durch die einschlägige Berliner Bandszene kennen lernte, war die "Prelude" gerade rausgekommen und sie befanden sich in der Phase, in der er und Wolfgang sich nach einem komplett neuen Line Up umsehen mussten. Nachdem er mich live mit Chaosphere sah, hat er mich angehauen, ihr 2005er Promo einzuspielen, so fing's an...
Welche der beiden Bands stellt für dich die grösste Herausforderung als Musiker dar?
Jacob: Das ist nicht so leicht zu beantworten. Bei CT liegt die Schwierigkeit in den schnellen Wechseln und Wendungen. Dazu kommt das Verwenden vieler Spieltechniken. DS hat das zwar auch, sind für mich aber manchmal eher wie Ausdauersport. Weniger Breaks und mehr straighte 16tel. Die können dich am Bass töten!
Die letzten beiden Defeated Sanity Alben "Prelude To The Tragedy" und "Psalms Of The Moribund" wurden auf dem britischen Indielabel Grindethic Records veröffentlicht. Ist der Kontrakt mit denen ausgelaufen oder was war der Grund, drei Songs für eine Promo-CD aufzunehmen?
Jacob: Der Vertrag ist ausgelaufen. Wir haben die Promo CD aber vor allem aufgenommen, um schnell zu zeigen, worum es nach der Psalms geht... Die neuen Songs gehen mehr geradeaus und bilden eine noch bessere Brücke zwischen brutal und filigran. Das wird auch vom nächsten Album zu erwarten sein.
Ist der Fakt, dass du sowohl bei Defeated Sanity als auch bei Cerebric Turmoil aktiv bist, eigentlich der einzige Grund für die Split-CD?
Jacob: Sicherlich ist es kein Zufall... es spielte aber auch der Fakt hinein, dass beide Bands ohnehin fast zeitgleich ein Promo aufgenommen haben und wir darum die Split für eine gute Idee hielten.
Bei Defeated Sanity herrscht ja derzeit ein Sängerproblem. Konntet ihr das zwischenzeitlich beheben?
Jacob: Wir hatten auf dem Ludwigshafen Deathfest Unterstützung von Konni (Despondency), der auch im Dezember in Groningen die Bühne mit uns betreten wird. Die weitere Zukunft ist noch ungewiss, da wir dann erst im April wieder Konzerte anstehen haben. Ich könnte mir vieles vorstellen. Es besteht natürlich die Hoffnung, bald noch weitere gute Sänger ausprobieren zu können. Die meisten Anfragen kommen aber aus dem fernen Ausland und sind daher selten ernst zu nehmen. Vielleicht klappt es mit Konni aber auch so gut, dass beide Seiten für eine feste Kooperation plädieren. Die Umstände halten uns jedenfalls keineswegs auf. Das nächste Album wird dadurch nicht verzögert werden.
Und nicht nur das. Auch Gitarrist Wolfgang Teske hat die Band verlassen. Kannst du etwas über die Gründe verraten?
Jacob: Wolfgang hat sich dazu entschieden, die Band zu verlassen, als wir die US-Tour bestätigt hatten. Natürlich hatte er das schon länger geplant, hielt dieses Ereignis aber für den richtigen Zeitpunkt um danach die Segel zu streichen. Wir werden mit einer Gitarre weiter machen. Wir suchen also nicht nach einem Ersatz für ihn, obwohl dies häufig suggeriert wird.
Und auch bei Cerebric Turmoil ist der Sängerposten verkannt? Was ist denn da passiert?
Jacob: Bei CT gestaltet sich die Situation deutlich schwieriger, da wir beinahe von einem Moment auf den nächsten ohne Sänger und Drummer dastanden. Wir haben seitdem nicht viel proben können und sind auch zwischendurch ziemlich demotiviert gewesen. Wir probieren nun aber weiterhin Schlagzeuger aus und vielleicht ist ja bald der richtige dabei. Es wird auf jeden Fall weitergehen!
Die Musik von Cerebric Turmoil lässt sich ja nun recht schwer beschreiben. Ich würde sie als Brutal Death Metal bezeichnen, gemischt mit diversen Jazzeinflüssen. Würdest du mir diesbezüglich zustimmen?
Jacob: Also eine treffende Bezeichnung gibt es dafür jedenfalls noch nicht. Man muss schon ein paar Sätze erklären, um jemandem ein Bild davon zu machen. Ich persönlich würde es einfach als wirre Gedanken in Musik bezeichnen.
Viele Leute, denen ich Cerebric Turmoil vorgespielt habe, haben nur verständnislos den Kopf geschüttelt und mich für verrückt erklärt, dass ich der Musik etwas abgewinnen kann. Denkst du nicht, dass ihr dem herkömmlichen Death Metal etwas zuviel musikalisches Verständnis abverlangt?
Jacob: Die Musik ist in der Tat nicht für jeden Ottonormaldeathmetaller gut zu verdauen, aber das muss sie auch gar nicht. Wir machen einfach, was uns Spass macht und setzen uns keinerlei Grenzen. Jede coole Idee kann prinzipiell in einem Song vorkommen. So etwas wie: "das passt nicht in unsere Musik" gibt es da selten...
Wie wird es denn in Zukunft mit Defeated Sanity und Cerebric Turmoil weitergehen? Gibt es schon von beiden Bands neue Songs?
Jacob: Bei CT, wie bereits erwähnt, so bald wie möglich wieder eine vollständige Band werden und den nächsten Schlag auf die Menschheit planen. Wir haben sowohl ganze Songs als auch ein grosses Reportoire an Rohmasse die nur noch die die Cerebric-Form gebacken werden müssen. Bei DS sieht die Sache klar aus: Wir machen Songs und nehmen das nächste Album auf. Wir haben schon gut zwei Drittel fertig. Ich rechne mal hoch, dass wir frühen Sommer 2009 ins Studio gehen könnten um das Album noch im gleichen Jahr rauszubringen. Ein Labelwechsel ist wahrscheinlich. Genaueres wird zu entsprechender Zeit veröffentlicht.
Vielen Dank für deine Zeit und viel Glück mit beiden Bands!
Jacob: Danke auch!