Die Band Malus existiert mittlerweile seit dem November 2001. Trotz einer langen Pause kam dieser Tage bereits die fünfte Scheibe, "The Beauty of Doom" in die Läden. Um einige Fragen los zu werden habe ich Wargrath, kontaktiert...

Die Band Malus existiert mittlerweile seit dem November 2001. Trotz einer langen Pause kam dieser Tage bereits die fünfte Scheibe, "The Beauty of Doom" in die Läden. Um einige Fragen los zu werden habe ich den Alleinherrscher der Band, Wargrath, kontaktiert.

In den Anfangstagen deiner Band hast du zwei Scheiben pro Jahr aufgenommen, wobei sich die Qualität der Songs immer weiter gesteigert hat. Warum hast du diesen Zyklus unterbrochen und jetzt erst nach mehreren Jahren wieder ein Album nach gelegt?

Wargrath: Die Unterbrechung des gewohnten Zyklus hat mehrere Gründe. Zum einen muss erwähnt werden, dass ich die ersten Alben quasi während der Komposition aufgenommen habe. Ich habe einfach mit der Gitarre dagesessen und gespielt. Dabei kamen meines Erachtens auch ganz brauchbare Ergebnisse zustande und dieses Verfahren hat sich langfristig sogar als sehr praktikabel erwiesen.
Mittlerweile haben sich meine Anforderungen an den Sound jedoch ein wenig verändert und so gehe ich heutzutage mit mehr Gespür für Perfektion an die Sache. Die Drums aller Songs werden jetzt beispielsweise ganz zu Anfang aufgenommen. Darauf folgen Gitarren, Bass, Keyboard und Gesang. Die Aufnahmetechnik und Mikrofonierung ist eine nicht ganz überschaubare Angelegenheit und auch das Abmischen und Mastern, sowie die gesamte Planung nimmt einen grösseren Teil der Zeit in Anspruch, wenn man aus dem Sound mehr machen will.
Während ich die alten Alben in einer Art Marathon produziert habe, verwende ich heute fast schon zu viel Zeit für den gesamten Entwicklungsprozess einer CD, was ich in Zukunft auch verbessern, bzw. routinierter angehen möchte.

Der zweite Grund für eine derartige Verzögerung ist, dass ich in den letzten vier Jahren sehr viel Energie in meine anderen Bands wie z.B. Somnium Mortuum, Poisoned Gift und diverse andere Projekte gesteckt habe. Zur Zeit konzentriere ich mich hauptsächlich sogar auf die Komposition/Produktion von orchestralen Soundtracks. Da bleibt insgesamt nicht viel Zeit und man muss sehen, wie man seine Prioritäten legt.

Der dritte und letzte Grund für das längere Ausbleiben einer neuen Malus Scheibe ist der, dass ich in den letzten Jahren aus gesundheitlichen Einschränkungen nicht in der Lage war mich mit dem Vollbesitz meiner geistigen Kräfte auf die Musik zu konzentrieren. Auch die obligatorische Integration in die Gesellschaft und der Kontakt mit der Aussenwelt mit all ihren quälenden Strahlen und negativer Energie hat ihre Spuren hinterlassen und so versuche ich heute noch verschärfter diesen Kontakt zu vermeiden.

Ich finde eigentlich, dass deine früheren Scheiben auch schon einen recht ordentlichen Sound hatten. Zumindest "Creation of Death" war ganz gut produziert. Wie hast du das denn damals gemacht? Hast du Lied für Lied aufgenommen? Das Schlagzeug musst du ja trotzdem schon mit Mikrofonen zugepflastert haben. Oder hast du damals weniger benutzt? Besser differenzieren kann man bei "The Beauty of Doom" schon alles.

Wargrath: Leider gab es bei meinen bisherigen Veröffentlichungen immer etwas, was mich gestört hatte. Und ich habe dazu noch die blöde Angewohnheit, mich in Sachen rein zu steigern. So bin ich mittlerweile soweit, dass ich mir die Creation of Death eigentlich gar nicht mehr anhören kann, da die Becken schlichtweg zu laut sind. Nun gut, ich sehe das jetzt vielleicht ein wenig zu extrem, aber es stört mich einfach. Da ich für den Sound selbst verantwortlich bin, versuche ich immer beim darauf folgenden Release Fehler zu vermeiden, bzw. Schwachstellen zu verbessern.

Die Anzahl der Mikrofone des Drumsets ist bei den letzten beiden Malus-Veröffentlichungen identisch, aber es kommt ja nicht bloss auf die Menge an. Die genaue Ausrichtung der Mikros und spätere Verwendung der Filter spielt beispielsweise eine nicht unentscheidende Rolle. Die Gitarren und der Gesang wurden diesmal ebenfalls professionell aufgenommen und beim Mixen und Mastern habe ich mir ausnahmsweise mal genug Zeit gegönnt. Letztendlich entscheidet auch die Erfahrung über gute bzw. schlechte Soundqualität.

Ich bin mit der Qualität der neuen Scheibe auch recht zufrieden. Zwar habe ich mir bereits von dem ein oder anderen die Kritik eingefangen, der Gesang sei zu undynamisch und unspektakulär, doch ist dies teilweise auch Ansichtssache. Ich persönlich finde, dass der Gesang eher Hintergrundcharakter hat, bzw. nicht zu aufdringlich sein sollte. Vielleicht fehlt ihm einfach ein bisschen mehr Hall, aber das kümmert mich jetzt auch nicht sonderlich.

Nichts desto trotz spielt die Musik immer noch die wichtigste Rolle und auch eine schlecht produzierte CD kann stundenlang im CD-Player routieren, wenn die Lieder zu überzeugen wissen.

Klar, das Wichtigste ist sicher die Musik, aber ein mieser Klang kann vieles zerstören. Wie hast du dich denn in Sachen Recording fortgebildet? Durch blosses ausprobieren? Oder hast du dir Bücher und dergleichen zugelegt oder gar Kurse besucht?

Wargrath: Ich habe mir einige Tipps rund um die Studioarbeit aus dem Internet geholt, einiges darüber gelesen, andere Leute um Rat gefragt und natürlich sehr viel ausprobiert.

Wie lange hast du denn an den Aufnahmen und dem Mastern gearbeitet?

Wargrath: Bei der Arbeit im Studio gibt es einiges zu beachten und Mixen/Mastern ist sowieso eine Art Kunst für sich. Da die Aufnahmen an verschiedenen Orten stattgefunden haben und ich beispielsweise für die Gitarrenaufnahmen eine Box mit Topteil leihen musste, hat sich das ziemlich in die Länge gezogen. Ausserdem bin ich mitsamt des Studios zwischendurch umgezogen. Von der ersten Drumspur bis zur letzten Gesangssilbe hat es also fast ein Jahr gedauert.

Nach den Aufnahmen habe ich das ganze dann in ca. einem Monat gemixt und gemastert. Bei zwei Ohren ist es schwer zu entscheiden, was gut und was schlecht ist, besonders wenn man sich längere Zeit mit dem ganzen Kram befasst. Deswegen hole ich gerne den Rat von Aussenstehenden ein, die das ganze objektiv bewerten können.
In Zukunft möchte ich die Aufnahmen aber innerhalb eines viel kürzeren Zeitabschnittes fertig stellen, auch wenn man bei einem Homestudio natürlich mehr Freiheiten besitzt.

Legst du mittlerweile auch mehr Wert auf das Songwriting, bzw. nimmst dir dabei mehr Zeit als früher? Feilst du vielleicht ewig herum, bis jedes Instrument perfekt ist, oder lässt du es im Grossen und Ganzen so, wie es dir am Anfang in den Sinn kam?

Wargrath: Dadurch dass es beim gesamten Werk aus oben genannten Gründen zu Verzögerungen kam, habe ich mich diesmal auch viel länger mit dem Songwriting befasst als sonst. Ich würde jedoch nicht sagen, dass ich generell länger an einem Song gesessen habe, um ihn fertig zu stellen. Sicherlich haben gerade die Verfeinerungen bei den Keyboards ein bisschen mehr Zeit gefressen, als es sonst üblich ist, aber einen nennenswerten Unterschied zum damaligen Kompositionsprozess könnte ich nicht nennen.

Vielmehr hat es zwischen den einzelnen Songs grössere Pausen gegeben. So sind die meisten Stücke um 2004/2005 herum entstanden, die rein orchestralen Passagen jedoch um 2007. Auch das möchte ich in Zukunft vermeiden und Lieder schreiben, die in einem gewissen zeitlichen Verhältnis zueinander stehen. Jeder Zeitabschnitt besitzt seinen eigenen Charakter und birgt einzigartige Gefühle.

Willst du dir für die Zukunft vielleicht ein paar Mitstreiter suchen um diene Lieder auch live umzusetzen, oder genügt es dir mit deinen anderen Bands live zu spielen?

Wargrath: Es wird der selten bleiben, dass man mich auf der Bühne zu sehen bekommt. Mit Malus und Somnium Mortuum kann ich mir die Idee zwar vorstellen, werde sie aber aufgrund von mangelndem Interesse vorerst nicht aufgreifen.

Wie ist das eigentlich mit Somnium Mortuum und Poisoned Gift? Betreibst du Somnium Mortuum immer noch alleine und bist du auch bei Poisoned Gift ein alleiniger Streiter? Zu dieser Band konnte ich gar keine Internetpräsenz finden. Ausser es handelt sich dabei um die Partykapelle mit weiblicher Sängerin.

Wargrath: Somnium Mortuum betreibe ich selbstverständlich immer noch alleine, Poisoned Gift ist eine köllner Prog Rock/Metal Band mit Jazz-Einflüssen, in der ich jetzt schon seit sieben Jahren als Drummer tätig bin. Es gab zwar auch dort eine etwas längere Pause, jedoch proben wir jetzt wieder regelmässig.
Und nein, wir haben keine weibliche Sängerin, suchen derzeit aber nach einem Sänger.

Was läuft bei Somnium Mortuum? Im Jahr 2004 hattest du nach dem Release von "Eternal Sleep" noch alle Hände voll zu tun und von da an scheint es still zu sein.

Wargrath: Mit Somnium Mortuum plane ich derzeit tatsächlich wieder ein neues Release. Das Interesse der Hörer ist wirklich sehr gross und das Feedback überraschend positiv. Ich werde vermutlich noch diesen Sommer mit der Komposition beginnen.
Da ich mich in letzter Zeit mehr und mehr mit Orchestration und Musiktheorie befasst habe und Somnium Mortuum ja so gesehen ein sehr streicherlastiger Doom Metal ist, werde ich wohl diesmal richtige Samples mit einfliessen lassen und versuchen, dies so professionell wie möglich klingen zu lassen, bzw. ganz auf Keyboards zu verzichten.
Ich denke Symphonie und traurig düsterer, langsamer Doom Metal werden ganz gut zusammenpassen. Wir werden sehen...

Also schielst du in Richtung My Dying Briide.
Du hast Anfangs erwähnt, dass du auch orchestrale Soundtracks komponierst und produzierst. Machst du das für die selbst, um sie vielleicht irgendwann einmal für eine deiner Bands zu verwenden, oder hast du da andere Abnehmer bzw. Auftraggeber dafür?

Wargrath: Da ich mich erst seit Januar mit Orchestration/Komposition von Soundtracks befasse, kann man nicht sagen, dass ich schon viel Erfahrung habe. Ich nutze das alles zurzeit als eine Art Spielwiese und versuche mich ganz in die symphonische Welt der funktionalen Musik hinein zu denken. Dies ist sicherlich nicht ganz intuitiv. Wenn ich damals etwas auf dem Keyboard geschrieben und gespielt habe, so erfordert es jetzt doch ein wenig Verständnis, wie man das ganze entwirft, umsetzt und ins Gesamtbild einzufügen hat.
So spielen beispielsweise die Spielweise der einzelnen Instrumente, Harmonielehre und Arrangement eine sehr entscheidende Rolle bei der Orchestration.
Ich plane aber tatsächlich, damit einen etwas grösseren Kreis anzusprechen und Auftraggeber für Computerspiele oder Filme zu finden. Interessenten können ab Mai die zugehörige Homepage betreten und den ersten Samples lauschen.

Wie kann man die Homepage mit den orchestralen Samples dann finden, wenn sie online ist?

Wargrath: Ich denke, ich werde die Homepage auf Immense Storms verlinken, wenn sie online ist.

Spielst du auch selbst noch Instrumente wie Streicher oder dergleichen, oder machst du alle Arrangements am Computer? Könntest du dir vorstellen einmal mit einem richtigen Orchester zusammen zu arbeiten, oder würdest du lieber die Instrumente alle selbst erlernen?

Wargrath: Nein, ich spiele leider kein klassisches Instrument, wäre aber bereit eins zu erlernen.
Haha, aber alle Instrumente zu erlernen? Nein, so besessen bin ich dann auch nicht. Das würde ich dann doch lieber den Musikern eines solchen Orchesters überlassen. Mit Hilfe der heutigen Technik ist es ausserdem möglich ein komplettes symphonisches Orchester (fast) naturgetreu zu simulieren. Das reicht mir erstmal, aber es ist schon reizvoll, dass die Stücke von richtigen Musikern und Chören ausgeübt werden könnten.

Um wieder auf dein neues Malus Album zurück zu kommen. Deine Texte handeln ja meistens von der Natur und ihrer Rache an der Menschheit bzw. der Zerstörung der Natur. Ist das auch auf "The Beauty of Doom" so? Wie kamst du eigentlich auf die Idee für den Albumnamen? Mit Doom hat ja die Scheibe eher weniger zu tun, immerhin knüppelst du die Halbe Zeit ganz schön dahin.

Wargrath: "The Beauty of Doom" präsentiert einen weiteren möglichen Untergang und Fall der Menschheit. Es handelt von einer Bestie, welche tief im Inneren der Erde schlummert. Als zentraler Beobachter erwacht sie angeekelt und empört über des Menschen Schaffen. Ihr Ziel ist es auf ihre Art und Weise den Untergang zu besiegeln. Sie erinnert sich an fröhliche, längst vergangene friedliche Zeiten und erfreut sich an Träumen der grausamen Zerstörung. Sie liebt es zu erschaffen und sie liebt es zu töten. Auf diesem Album wird das Schreckliche mit dem Schönen vereint.
Der Untergang wird als Paradies und erstrebenswert angesehen und darin liegt die Schönheit und eben das Paradoxon. "Doom" steht hier also nicht für eine Musikrichtung sondern eben für die englische Bezeichnung von Untergang.

Kann man es dann als Konzeptalbum ansehen, mit einer durchgehenden Geschichte, oder mehr als Lieder mit verschiedenen Texten, die einen roten Faden haben?

Wargrath: Ich denke, es liegt irgendwo dazwischen. Ich versuche generell die Texte eines Albums so zu verfassen, dass sie sich gut ins Gesamtbild eingliedern und sich innerhalb des Konzeptes befinden. Jedoch erzählen sie meist auch eine eigene Geschichte. Parallel dazu lassen sich oft auch andere Zusammenhänge daraus erschliessen, doch bleibt vieles letztendlich dem Leser/Hörer selbst überlassen.

In deinen Texten geht es sehr oft um die Apokalypse bzw. das Aussterben der Menschheit oder den Tod von vielen. Was stört dich denn am meisten an dem ganzen Scheiss der so passiert? Was würdest du denn ändern, wenn du könntest?

Wargrath: Nunja, wie soll man etwas "ändern"? Den Knopf drücken, der die komplette Rasse Mensch für immer vom Erdboden verbannt? Klingt interessant...

Ich denke, ich kann behaupten eine gewisse "Schönheit" im apokalyptischen Fall der Menschheit zu sehen. Der natürliche Prozess des Lebens, vermutlich der Ausklang einer jeden Evolution wird eine solche Rasse zum Ende führen. Ich gehe stark davon aus, dass wir die letzte "intelligente" Spezies auf diesem Planet sein werden und entweder durch einen atomaren Krieg, eine Seuche oder eben einer der vielen herrlichen Naturkatastrophen zum Opfer fallen. Wobei letzteres natürlich am interessantesten wäre.
Wir leben in der Zeit der gewaltigsten Fortschritte als Schweif dieser Evolution und dieses Vorgehen fordert seinen Tribut. Die Überlegungen, wie, wann, warum und wie oft alles begann und woher die Kraft dazu kommt, können einen schon wahnsinnig machen. Wahrscheinlich ist nichts davon wahr.
Muss ja so sein.
Plop.

An dem Wesen Mensch und unserer heutigen Gesellschaft stören mich sicherlich so einige Dinge und ich muss das hier echt mal stark zusammenfassen, damit die Beschreibung "Interview" weiterhin erhalten bleibt. Am meisten stört mich mit sicherlich die menschliche Mentalität, die vorgegebenen Denkmuster und der Verlust der eigenen Individualität. Wir leben wie in einer Art Ameisenhaufen, bloss schlechter organisiert und bereit uns selbst zu quälen und zu zerstören. Alles scheint sich mit Geld ausdrücken zu lassen und so messen wir diesem "Tauschersatz" die grösstmögliche Bedeutung bei. Die daraus resultierende Skrupellosigkeit, Unehrlichkeit und Bereitschaft zur Ausbeutung sind kein Zufall und führen zu einem krankhaften Besitzdenken, der heute als normal angesehen wird.
Wir nehmen uns das Recht, Tiere zu foltern. Wir vergrössern die Kluft zwischen Arm und Reich stetig. Wir legen uns selbst in Ketten, um dem Gesamtbild zu entsprechen. Dies alles ist Perversion, vor der jeder die Augen verschliesst und mit Heuchelei versucht, sich unschuldig zu machen.
Tagtäglich werden wir kontrolliert und manipuliert, indem jeder einen schmerzende Strahlen aussendenden Gegenstand verpasst bekommt, der bis hin zur Fernsteuerung des Besitzers führt. Medikamente sollen helfen, noch besser diese vordefinierten Denkstrukturen anzunehmen. Unbewusst werden wir im Alltag zu einem willenlosen Sklaven gemacht, der seine eigentlichen Ziele und Wünsche längst vergessen hat.

Man sieht schon, du beschäftigst dich sehr damit. Dem Ganzen ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen.
Zu dir passt ja der Spruch "selbst ist der Mann" wie die Faust aufs Auge, immerhin hast du ja für deine Ein-Mann Bands sogar selbst ein Label gegründet. Kommst du eigentlich nebenbei auch noch zu etwas anderem? Beruf und Privatleben müssen da ja schon ganz schön darunter zu leiden haben. Wie läuft es denn mit der Promotion und den Verkäufen? Ich habe gesehen, dass eines deiner neuen Lieder auf dem Legacy Sampler vertreten ist. Gibst du viel Geld für die Promotion aus?

Wargrath: Nunja, ich habe eigentlich immer das Bestreben, alles selbst zu machen, denn wenn man mit mehreren Leuten etwas plant, bzw. Anderen das Recht der Mitbestimmung einräumt, endet es meistens im Chaos, bzw. verliert sich in eine völlig falsche Richtung.
Mit Immense Storms habe ich sicherlich einiges an Arbeit, wenn es gut läuft, allerdings habe ich für das Label auch wenig getan in letzter Zeit. Ich bin ziemlich faul was so Sachen wie Werbung/Promotion und Internetgestaltung anbelangt, aber es muss nun mal gemacht werden, sonst läuft es nicht und man braucht erst gar nicht über eine Veröffentlichung nachzudenken.
Aber es stimmt schon, dass ich oft an sehr vielen Projekten beteiligt bin. Ein Tag der zu Ende geht, ohne dass ich auch nur eine Zeile geschrieben oder einen Teil komponiert habe, ist für mich ein verschwendeter Tag. Es gibt sicherlich Ausnahmen und ich werde es auch wieder in diesem Sommer geniessen mit ein paar Bier im Grünen zu liegen, aber abgesehen davon nimmt das kreative Schaffen schon einen Grossteil meiner Zeit in Anspruch. Zur Zeit befasse ich mich sogar hauptsächlich mit der Entwicklung eines Onlinegames, welches ich mit meiner Freundin und einem guten Freund ins Leben gerufen habe. Zum Glück arbeite ich daheim auf Teilzeitbasis, da bleibt schon viel Zeit für die eigene Kreativität.
Das Problem ist, dass es auch bei einer solchen Form der Eigenregie immer wieder Schnittstellen nach aussen gibt wie eben bei der Werbung. Und so trifft man auf sehr viele Leute, die nun mal nur auf Geld aus sind und auf Kosten der Bands/Labels ihre falschen Spiele treiben. So habe ich mittlerweile auch schon viel Geld in Promotion investiert, das gewünschte Resultat jedoch meistens ausblieb. Mein grosses Problem ist, dass ich den meisten Leuten auf Anhieb traue. Auf Ehrlichkeit stosse ich selbst im Metal Bereich jedoch sehr selten. Auch mit dem Beitrag in der Legacy lief es nicht wie vereinbart, aber dazu möchte ich jetzt nichts weiter sagen.
Es ist traurig aber wahr, ich denke sogar darüber nach, Immense Storms zu schliessen. Ich möchte mit dem Label und dem Metal kein Geld verdienen, mich jedoch auch nicht in Unkosten stürzen. Für mich bedeutet eine Produktion immer eine grosse Investition und wenn das nicht im Verhältnis zu den Verkäufen steht hat es keinen Sinn.
Heutzutage laden sich Interessenten die Musik auf schäbigen Internetseiten herunter oder hören es direkt im Stream auf irgendwelchen heuchlerischen profilneurotischen Myspace Seiten. In der Zukunft wird die CD so gehandelt werden, wie heutzutage die Schallplatte. Das ist wirklich schade.
Nunja, ich will mal nicht den Teufel an die Wand malen, aber die Realität sieht nun mal nicht rosig aus. Allerdings habe ich mich mittlerweile um einen Vertrieb bemüht und es scheint auch relativ gut zu laufen. Hoffe ich mal, dass ich damit nicht die falsche Entscheidung getroffen habe...

Also ist deiner Meinung nach die Metalszene auch nicht wie eine grosse Bruderschaft wie man sie gerne sieht, bzw. sie früher gesehen hat?

Wargrath: Nicht wirklich. Sicherlich gibt es gerade in dieser Szene sehr viele anständige, aber leider auch ziemlich viele falsche Leute. Die gibt es überall und jeder sollte zusehen, mit wem er verkehrt und auf was er sich einlässt.

Du scheinst von Seiten wie der myspace nicht viel zu halten und es ist auch klar, dass das Internet viel kaputt gemacht hat. Aber alleine mit deiner Homepage machst du ja auch schon Werbung übers Netz. Dazu kommen die ganzen Webzines, welche in der heutigen Zeit fast nicht mehr wegzudenken sind. Wie schätzt du denn die ganze Situation allgemein ein? Kann man das Ganze mit dem Internet auch noch zum Guten wenden?

Wargrath: Ich halte myspace für einen nicht enden wollenden Aprilscherz. Da gibt es eine Menge Personen, von denen ich echt nicht gedacht hätte, dass sie sich auf so ein Speichelleckergequatsche einlassen würden.
Nun gut, um sich schnell mal einen Song von einer Band anzuhören ist es gerade mal gut genug. Aber dies ist auch auf einer gut gestalteten, benutzerfreundlichen Website möglich. Ich möchte das Internet allgemein nicht verurteilen, ausserdem befasse ich mich beruflich und mit meinen Projekten damit. Schund hat es dort aber immer schon gegeben, das ist nichts Neues. Und das dieser Mist exponentiell zunimmt ist nun mal nicht zu verhindern...

Wenn wir schon dabei sind, ich hab gestern probiert mir die zwei Samples von deiner "Somnium Mortuum" runterzuladen und anzuhören. Da schien aber der Server ziemlich down gewesen zu sein weil gar nichts ging. Da wäre eine myspace Seite schon nicht schlecht. Heute lief es allerdings astrein. Leider nehmen sich heutzutage wenige die Zeit etwas öfter zu probieren.

Wargrath: Mhh, das ist sehr seltsam bis ärgerlich. Vielleicht aber auch ein Zufall, da ich mit dem Anbieter eigentlich noch nie wirklich ein Problem gehabt hatte. Ich denke, die wirklichen Interessenten werden es bei Serverproblemen noch einmal versuchen.

Also wenn du daran denkst dein Label, Immense Storms, zu schliessen, dann ist dir noch nie in den Sinn gekommen auch andere Bands zu signen. Ausser bei "Odium Immortalis", aber da warst du meines Wissens nach ja auch beteiligt. Läuft mit dieser Bands eigentlich noch etwas?

Wargrath: Ich bekomme natürlich immer massig Anfragen und muss die Leute damit vertrösten, dass ich selber meistens im Minus bin und wenn ich im Plus bin schon wieder eine eigene Band auf eine Veröffentlichung wartet. Das ist immer das gleiche Spiel. Prinzipiell hätte ich aber nichts dagegen, die Ein- oder Andere aussenstehende Band mit Immense Storms zu unterstützen. Es gibt schliesslich viele talentierte Musiker, deren CDs ich sehr gerne einem etwas grösseren Publikum bereitstellen würde.

Odium Immortalis sind ein paar nette Jungs aus dem Rheinland, mit denen die Zusammenarbeit sehr angenehm gewesen ist. Der Kontakt war jedoch eher sporadisch angesiedelt, und durch die ganzen Umzüge scheint er nun ganz verloren. Ich denke aber deren Interessen scheinen nun anderen Bands/Projekten gewidmet und sobald wird man leider nichts Neues von Odium Immortalis hören. Es würde mich auf jedoch sehr freuen, von ihnen eines besseren belehrt zu werden.

Bist du privat viel in der Natur unterwegs? Wandern, Radfahren? Oder düst du lieber mit dem Motorrad durch die Gegend?

Wargrath: Ach ich hab ja bloss einen Motorroller. Für weitere Strecken im Winter ist dieser ganz praktisch, im Sommer fahre ich jedoch lieber Fahrrad. Zelten und Trekking zählt ebenso zu einem meiner grossen Hobbies.

Mit dem Roller durch den Winter. Da friert man sich aber ganz schön den Arsch ab.
Ich denke es ist am besten, wenn wir jetzt zu einem Ende kommen. Die meisten sind doch eh so lesefaul, dass sie es erst gar nicht bis hier her schaffen :)
Möchtest du zum Abschluss noch ein paar Worte los werden?

Wargrath: Ja dann danke ich dir für deine Mühe und wünsche alles Gute!

Auch dir alles Gute. Auf dass dir die neue Scheibe genügend einbringt um Immense Storms am leben zu erhalten.