Die Excrementory Grindfuckers scheinen in den letzten Jahren so bekannt geworden zu sein wie ein bunter Hund, der Ski fährt. Auch diejenigen, die die Band noch nicht kennen sollten, werde ich jetzt wahrscheinlich des Namens wegen nicht extra erklären müssen, welche Art Musik die Jungs machen. Interessant wäre aber auf jeden Fall wie die Band zustande kam.
Also, wie kam eure Band zustande?
Rob: Ich war im Sommer 2001 auf der Suche nach Mitmusikern für mein Counterforce-Projekt und war überall in Hannover und Umgebung auf der Suche. Natürlich ohne Erfolg, aber immerhin habe ich ein paar Leute kennengelernt und so haben wir mal zu zweit aus Jux was "abgedrehtes" ausprobiert und so war die Band entstanden, ohne dass wir das gross geplant haben.
Warum habt ihr gerade diese Art von Musik gewählt?
Rob: Darüber haben wir uns im Vorfeld nie viel Gedanken gemacht. Aber im Hinterkopf stand halt der Spass und der ist bei Kombination "Grind plus X" eigentlich schon vorprogrammiert.
Wie geht ihr eigentlich bei der Auswahl eurer Covers vor? Hört ihr die zufällig im Radio und denkt, das könnten wir verwursten, oder sucht ihr ganz bewusst nach den richtigen Songs?
Rob: Das läuft mal so, mal so. Aber je länger wir dieses Projekt betrieben, umso mehr horcht man genauer hin und spielt im Kopf durch wie ein Song in unserem Sound und Stil klingen würde. Ich erwische mich selbst dabei, dass ich ungewollt eine Grind-Analyse durchführe und was als "tauglich" eingestuft wird, landet nicht selten tatsächlich auf der Scheibe.
Hört ihr bei Saufgelagen im fortgeschrittenen Stadium auch gerne mal die Originale der Schnulzen?
Rob: Nein, im Gegenteil. Bin ich in Feierlaune gebe ich mir vernünftige Musik oder besser gesagt das, was ich für vernünftig halte, das ist selbst im angetrunkenen Zustand nicht anders. Einzig bei langweiligen Autofahrten kann man hin und wieder zum Schmunzeln einen Schlagersender mal zur Abwechslung einschieben.
Ich hätte eigentlich schon gedacht, dass ihr euch den ganzen Tag Schnulzen rein zieht, was euch extrem aggressiv macht und am Abend spielt ihr diese dann, gepaart mit euren Aggressionen nach. Was ist denn für dich vernünftige Musik, bzw. was hört ihr denn so?
Rob: Jeder von uns hört was anderes, Christus hört am liebsten technischen Knüppel-Death, Pempas mehr so melodischen Kram, Rufus alles was abgedreht ist und ich steh auf atmosphärische Sachen à la Devin Townsend. Aber der grösste gemeinsame Nenner ist vielleicht Iron Maiden, aber da sieht man: was wir musikalisch machen, muss nicht zwingend das sein, was wir uns selbst "privat" reinziehen.
Wie viel Wert legt ihr eigentlich auf eure eigenen Songs, die ja meist viel zu wenig gewürdigt werden, weil die Schnulzencovers einfach zu starke Mitgröhl- und Ohrwurm-Effekte haben. Sind das eher Songs, die ihr nebenbei macht, oder arbeitet ihr richtig daran wie andere Bands auch?
Rob: Wir schreiben Songs wie jede andere Band auch. Klar, ein paar Sachen haben wir auch schon mal bewusst einfach und banal gehalten, aber meistens investieren wir genauso viel Arbeit in das eigene Material wie vermutlich 90% der anderen Bands. Der Unterschied zwischen uns und den anderen ist, dass viele versuchen ihr Material möglichst hart, komplex und düster klingen zu lassen, wir hingegen bringen es mit einer Lockerheit und einem Lächeln rüber. Aber das wird scheinbar als Gedankenlosigkeit oder Unfähigkeit missverstanden.
Viele Bands versuchen, wenn sie „erwachsener“ werden, direktere Musik zu kreieren, was ihr ja somit von Anfang an schon macht. Die Frage sollte ja auch keineswegs den Eindruck erwecken, die Stücke wären schlecht, sie gehen nur, wie gesagt, neben den altbekannten Liedern etwas unter.
Rob: Den Eindruck, dass die eigenen Songs neben den Covern nicht bestehen, habe ich gar nicht. Es ist natürlich beim ersten Hören einfacher einen Song zu mögen, den man schon kennt. Das eigene Songmaterial muss hingegen 2-3-mal gehört werden, damit man überhaupt einen Eindruck hat. Aber das Feedback zeigt, dass sich das eher die Waage hält. Bei unserem Voting "welcher ist euer Fave?" auf unser Homepage sind sogar ganz vorne ausgerechnet eigene Songs wie "Halb & Halb", "Malen nach Zahlen" und "Staatsgrind Nr.1" mit dabei.
Es bleiben einem einfach die Coversongs weit besser in den Ohren liegen. Wenn man sich eure eigenen Lieder extra rauspickt und anhört, merkt man eigentlich erst, dass da richtig geile Sachen dabei sind. Oder geht das nur mir so? Habt ihr schon einmal daran gedacht ein Album mit lauter eigenen Liedern zu machen?
Rob: Haben wir doch schon mit dem neuem Album getan: die Hälfte auf dem "Bitte nicht vor den Gästen"-Scheibe ist eigenes Material. Wir hätten ja auch die ganzen Coversongs einfach weglassen können. Dann hätte das Album eben nur 40 Minuten Spielzeit und nur 18 Songs. Es wäre also immer noch ein komplettes Album, das sich qualitativ nicht verstecken muss.
Die Gründungsmitglieder der Band, beziehungsweise die Mitglieder der Band, waren doch sicher vorher schon in anderen Bands tätig, oder sind das vielleicht auch immer noch, oder?
Rob: Klar, jeder von uns hat schon vorher seine Erfahrungen bei anderen Bands gesammelt. Beispielsweise war Him zuvor bei Raw Like Fish, Rufus bei Wrong ID und Pempas bei Detest tätig. Aber wenn man bei den Grindfuckers aktiv dabei ist, wird es schon schwierig noch was anderes nebenher zu machen. Wie anfangs erwähnt wollte ich schon immer mal ein Bandprojekt namens Counterforce hochziehen und hab es bislang nicht geschafft, weil die Freizeit knapp ist und mir das Excrementory-Projekt irgendwie ans Herz gewachsen ist.
Wenn ich mich recht entsinne, steht beim neuen Album, „Bitte nicht vor den Gästen“ immer noch drinnen, dass ihr die Stücke alle selbst aufnehmt. Wer ist bei euch für den verdammt guten Sound zuständig und wo macht ihr das? Habt ihr ein eigenes Studio, oder Zugang zu einem Studio in dem ihr euch verschanzen könnt?
Rob: Ich habe mir in unserem Proberaum in Hannover ein kleines "Homerecording-Studio" eingerichtet. Das ist zwar nicht so spektakulär ausgestattet, aber da steht halt alles drin, was man braucht um so eine Platte wie die "Bitte nicht vor den Gästen" aufzunehmen. Und soviel braucht man heute gar nicht: es zählt die Idee, ein Paar Ohren und Geduld.
Da können sich viele der „wir hatten nicht viel Geld zur Verfügung“-Fraktion wirklich eine Scheibe abschneiden.
Dass du, H!M, auf meine E-Mail geantwortet hast hat mich etwas überrascht. Hast du nicht letztes Jahr die Band verlassen?
h!m: „Verlassen“ nicht wirklich, da ich noch oft mit den Jungs rumhänge und viel im Hintergrund für die Band arbeite. „Ausgestiegen“ trifft es etwas besser: Aus dem Live- und Probengeschehen bin ich raus. Jetzt bin ich noch Versandmann, Web- und Promomann und Gast. Ausserdem nach wie vor gut befreundet mit den Jungs – und das ist mir auch wichtig – und da bleibt die Beteiligung am Bandgeschehen inkl. einiger Aufnahmen irgendwie gar nicht aus.
Die Aufmachung eurer neuen Scheibe sieht echt gut aus. Was mir aber etwas fehlt ist das booklet. Musste das aus finanziellen Gründen wegfallen? Immerhin habt ihr ja kein Label im Rücken.
Rob: Nö, das nicht. Es gab nur 2 Möglichkeiten ein Booklet ins Digipak zu integrieren: Aufkleben oder einen Schlitz einschneiden und dort das Booklet einschieben. Aber beides würde das Artwork wie es ist beschädigen, schliesslich soll es ja im aufgeklappten Zustand möglichst geil aussehen. Wer die Texte haben will kann sich die auf unserer Internetseite www.excrementory.de runterladen.
Wenn wir schon beim Label sind. Hat bei euch wirklich noch keiner mit einem Deal an die Türe geklopft?
Rob: Nein, das ist nicht passiert. Wir haben uns auch nirgends beworben. Bislang macht das für uns auch nicht viel Sinn. Die Frage ist halt: was wäre denn besser als jetzt, wenn ein Label unsere Scheibe im Programm hätte?
Naja, vielleicht würdet ihr besser vermarktet werden. Aber bekannt seid ihr ja mittlerweile. Für euch würde auf jeden Fall ein Haufen Arbeit wegfallen.
Musstet ihr eigentlich immer noch private Kohle in einen Topf schmeissen, um alles für „Bitte nicht vor den Gästen“ finanzieren zu können, oder konntet ihr das schon mit den Gewinnen aus den vorangegangenen Alben und den Auftritten bezahlen?
Rob: Wir mussten natürlich alle die eigenen Ersparnisse in die Produktion reinstecken. Aber jeder von uns hat einen Job und so konnten wir die Kohle nach und nach fürs Album zusammenkratzen.
Wie seid ihr eigentlich auf das EAV-Lied „Fata Morgana“ gekommen? Immerhin sind EAV aus Österreich. Sind die in euren Kreisen so bekannt? (Auf diesem Wege kann ich euch auch gleich zur besten EAV Coverversion gratulieren. Das Stück ist auf CD sowie auch live einfach ein Kracher.)
Rob: EAV sind auch in Deutschland nach wie vor sehr populär und das ist eine der wenigen Poptruppen, die künstlerisch auch gerne unterschätzt werden. Unser Coverversion ist daher auch gar nicht als Verarsche zu verstehen, sondern als Huldigung. "Fata Morgana" ist unabhängig von der Version einfach ein verdammt guter Song, der auch ohne Metalgitarren gut funktioniert.
Was haltet ihr eigentlich von dem derzeitigem Porno- und Elektrogrind-Trend?
Rob: Es ist zwar wegen des Trash-Faktors ganz witzig, aber auch nur weil es halt dem "bad taste" entspricht. Das Problem ist, dass die meisten einfach nur schlecht sind und dahinter Null Augenzwickern steckt. 90% sexistischer Müll, der musikalisch über nicht mehr verfügt als ein bisschen Lärm in Kombination mit Porno-Samples, die eigentlich niemanden schocken sollten, der schon mal realen Sex hatte.
Wann werden euch die Veranstalter endlich einmal abendfüllende Shows spielen lassen? Die Frage ist eher an die Veranstalter gerichtet. Vielleicht liest das einer davon. Oder habt ihr schon eine Show im Plan, bei der ihr euer ganzes Potenzial auf die Meute loslassen könnt?
Rob: Für eine Undergroundband wie uns, sind solche Headliner-Engagements echt ein bisschen übertrieben. Wir haben ja auch Shows gespielt, die über eine Stunde lang waren. Aber für weit mehr als 60 Minuten ist unser Zeug selten geeignet. Schliesslich wird es irgendwann verdammt anstrengend für uns und das Publikum zugleich. Aber bei Gigs unter einer Stunde sind wir so verträglich wie Calciumtabletten. Selber testen wird empfohlen!
Der Auftritt am Summer-Nights war mir und vielen anderen auf jeden Fall zu kurz. Das war allerdings bis jetzt auch das einzige mal, dass ich euch live gesehen habe. Wie hat euch das Summer-Nights Festival gefallen? Entsprach es euren Vorstellungen?
Rob: Auf so Festivals zählen wir eher zu den kleineren Bands, da kann man nicht erwarten, dass wir eine Stunde lang spielen können, sowas bleibt natürlich richtigen Headliner vorbehalten. Das Festival war ganz unterhaltsam und ein paar Bands haben wir uns am Abend auch gegeben z. B. Behemoth, die ja wirklich live sehr beeindruckend sind. Allerdings gab es auch ein paar organisatorische Mängel, aber man kann nicht erwarten, dass alles perfekt ist, gerade wenn so ein Festival erstmal ausgerichtet wird.
Nächstes Jahr wollen sie ja den kultigen Schuppen gegen zwei Bühnen auf der Burg Frauenstein in Mining am Inn eintauschen. Hältst du den Schritt für zu gewagt, gleich mit zwei Bühnen anzufahren?
Rob: Allerdings, aber das hängt auch davon ab, welches Billing geboten wird. Bands wie Caliban und Behemoth sind schon amtlich und ziehen sicherlich ihr Publikum. Aber wenn das ganze im grösseren Rahmen aufgezogen werden soll, brauchen die mehr von solchen Kalibern. Klar ist aber auch, dass die Location zuletzt einfach zu klein für die Besucheranzahl ausgelegt war.
Wer zieht bei euch die ganzen Auftritte an Land? Macht das h!m, oder lässt ihr die Anfragen einfach auf euch zukommen?
Rob: Ums Booking kümmert sich unser Drummer Christus. Der geht meistens die ganzen Anfragen durch. Wir fragen auch mal hier und da an, aber in den letzten Monaten ist die Nachfrage sehr ordentlich, so dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wir könnten einrosten.
So, im Moment fällt mir nichts mehr ein. Möchtest du noch ein paar Worte an eure Fans richten?
Rob: Auf Wiedergrinden.