"Eden's Fire" heisst das aktuelle Meisterwerk von Polen's Hermh. Die fünf blutsaugenden Flattermänner treten damit den Marsch aus dem Untergrund in die Spitzenregionen des Black Metal an, was dank der Unterstützung des ebenfalls in Polen beheimateten Pagan Records Label allmählich Formen anzunehmen scheint. Netterweise nahm sich Frontmann und Vampirhäuptling Bart einige Minuten Zeit, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band etwas näher zu beleuchten und sich einige aufschlussreiche Antworten auf meine Fragen einfallen zu lassen.
Welches waren im Jahre 1993 die Beweggründe, die Band Hermh aus der Taufe zu heben?
Bart: Eigentlich gab es dafür keine tiefergehenden Gründe. Ich formierte die Band damals aus purer Liebe zur Musik - so, wie es viele andere vor und nach mir auch getan haben. Die treibende Kraft dafür war das Bedürfnis, das Extreme zu kreieren. Anfangs war ich nur ein Fan des Black Metal - durch die Gründung von Hermh wurde ich ein Teil davon.
Warum erhielt die Band den Namen Hermh und welche Bedeutung hat dieser Name?
Bart: Warum Hermh? Um ehrlich zu sein weiss ich das selbst nicht so genau... he he. Der Name sollte düster und originell ausfallen. Ein alter Freund von mir brachte mich schliesslich auf diesen Namen - eine Kombination aus Buchstaben ohne jede Bedeutung. Da dieser Name mit nichts in Verbindung zu bringen war und alle möglichen Konzepte unter diesem Namen zu verwirklichen waren, gefiel mir dieser Vorschlag sehr. Die meisten Metalbands verwenden die Namen von Dämonen oder entleihen sich Begriffe aus der Mythologie. Ich wollte etwas anderes - so kam es zu dem Namen Hermh.
Hermh wechselte in den Anfangsjahren einige Male die Labelheimat. Unter anderem arbeitete man mit Entropy Records und Last Episode Records zusammen. Warum wurden diese Labelwechsel nötig oder wünschenswert?
Bart: Nun, damals war es für eine Band recht einfach, einen Plattenvertrag zu ergattern, da sich im Vergleich zur heutigen Zeit nur wenige Formationen im Black Metal-Bereich tummelten und von den Plattenfirmen schneller entdeckt und für eine Zusammenarbeit auserwählt wurden. Mit den Labeln wechselten wir stets auch die Produzenten und so konnten wir unsere Veröffentlichungen möglichst verschieden gestalten und realisieren. Ich betrieb zu dieser Zeit ausserdem mein eigenes Label Witching Hour Productions und hatte durch die hieraus resultierenden Kontakte keine Probleme, Hermh mit anderen Plattenfirmen zusammenzubringen.
Trotz des wachsenden Erfolges trennte sich die Band im Jahre 1997 - sechs Jahre später geschah die überraschende Reformation. Erkläre uns bitte die Auslöser für Trennung und Neugründung.
Bart: Im Jahre 1997 bot sich uns eine grosse Chance, zu einer professionellen Band zu avancieren und dem Untergrund zu entsteigen. Da sich unter meinen Mitmusikern jedoch Inkonsequenz und Motivationslosigkeit breitmachte, kam es zu heftigen Unruhen innerhalb der Truppe und ich entschied mich dazu, die Band zu verlassen - und da ich als Kopf und Rückgrat von Hermh zu bezeichnen war, brach die Gruppe nach meinem Ausstieg zwangsläufig auseinander. Vielleicht habe nur ich die damalige Gelegenheit als solche wahrgenommen und das Ende von Hermh schmerzte mich sehr. Weiterhin blieb ich Feuer und Flamme für extreme Musik und dachte oftmals über ein Comeback nach - nicht zwangsläufig aber unter dem Namen Hermh -, musste aber bis 2003 warten, ehe ich mit jungen aber erfahrenen Musikern einen Neuanfang starten konnte. Heute ist es für mich ein anderes Gefühl, Mitglied von Hermh zu sein - für mich bedeutet Hermh Spass, Hobby und Genugtuung.
Zurück zu den Veränderungen innerhalb der Band: Was unterscheidet die heutigen Mitglieder von den ehemaligen? Und in welcher Form unterscheidet sich das Material vom "Eden's Fire"-Album von den Platten "Echo", "Taran" und "Angeldemon"?
Bart: Wie bereits erwähnt, entpuppte sich das damalige Line-Up als abweisend, uninteressiert und schwer zu motivieren - ich befand mich daher in ständigem Konflikt mit dem Rest der Band. Sowohl als Musiker als auch als Bandmanager versuchte ich, Hermh nach vorne zu bringen und die gesetzten Ziele erreichen zu können. Da mich meine Mitmusiker aber zumeist im Stich liessen wenn es darum ging, mir Unterstützung zuteil werden zu lassen, war es unmöglich, auf lange Sicht zusammenzuarbeiten. Als ich Hermh ins Leben zurückrief, war ich daher absolut nicht mehr an den früheren Musikern interessiert. Ich entschied mich dafür, neue Mitstreiter - allesamt mit einem exzellenten Zugang zum Black Metal ausgestattet - zu rekrutieren, denen es weder an Motivation noch an Erfahrung fehlen durfte. So konnte ich den Bassisten und den Drummer von Abused Majesty für mich gewinnen, ebenso den Keyboarder von Asgaard. Lediglich unser Gitarrist ist ausschliesslich bei Hermh aktiv.
Das hört sich alles recht vielversprechend an und hat auch ein bereits beachtliches Resultat erzielen können - und zwar das Album "Eden's Fire". Möchtest Du zum Inhalt der neuen Platte etwas sagen?
Bart: Aber sicher. "Eden's Fire" enthält eine über 40 Minuten lange Mischung aus brutalen Death Metal-Riffs und symphonischen und theatralischen Black Metal-Parts nach unserem ganz eigenen Rezept. Es ist unser bisher brutalstes als auch ausgereiftestes Material geworden. Ausserdem haben wir einen Videoclip zu "Prepare To Revolt" angefertigt, den wir der Digipack-Version des Albums als Bonuszugabe beigefügt haben.
Mich würde interessieren, ob Hermh dem musikalischen Trend innerhalb des Black Metal folgen möchte oder welchen anderen Grund es für den stilistischen Wechsel hin zum symphonischen Schwarzmetall gibt.
Bart: Ich kann Dir versichern, dass ich noch niemals irgendeinem Trend gefolgt bin oder dies in der Zukunft tun werde - meine Musik ist keine Popmusik oder sonstiger kommerzieller Bullshit. Ich hätte das Schwimmen mit dem Strom auch nicht nötig, da ich nicht des Geldes oder der Popularität wegen musiziere, sondern aus Spass und Selbstverwirklichung - daher schere ich mich nicht um Trends. Wir tun, was wir wollen - manche mögen es Death Metal, andere Black oder auch Symphonic Black Metal nennen - für mich bleibt es stets die besondere Art extremer Musik, die ich liebe.
Ist es aber nicht vielleicht doch möglich, dass Hermh viele Einflüsse z.B. von den Metal-Vampiren Cradle Of Filth adaptiert hat - oder ist eine solche Beeinflussung auch von der Hand zu weisen?
Bart: Diese Frage höre ich öfter. Nun, ich denke, dass wir, wenn überhaupt, in Sachen Lyrics mit Cradle Of Filth vergleichbar sind, da wir ein ähnliches Themenspektrum behandeln. In musikalischer Hinsicht unterscheiden wir uns meiner Meinung nach sehr stark von den Briten. Sie verkörpern mehr die Lack und Leder-Form vampirischen Black Metals, während wir eine viel brutalere und theatralischere Schiene befahren. Das ist der Unterschied zwischen Hermh und Cradle Of Filth.
Sicherlich hat der Eurerseits oftmals erwähnte "Clan Of Mradu" ebenfalls eine vampirische Bedeutung?
Bart: Wir schufen diesen Begriff nach der Neugründung der Band. Er bedeutet soviel wie "Clan der Krieger-Vampire".
Wie eng sind die Kontakte zu anderen Bands der polnischen Metal-Szene wie z.B. Behemoth?
Bart: Wirklichen Kontakt haben wir eigentlich nur zu den wenigen Vampiric Metal-Bands aus Polen, wie z.B. Vesania, Sammath-Naur, Crionics und einige andere.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals zum Thema Plattenfirma zurückkehren und gerne wissen, wie der Kontakt zu Pagan Records zustande kam und inwieweit Du mit der Betreuung durch Tomek und Pagan Records zufrieden bist?
Bart: Wir sind sehr zufrieden - es macht grossen Spass, mit Pagan Records zusammenzuarbeiten! Tomek und ich sind seit vielen Jahren gute Freunde und die Zusammenarbeit bewegt sich daher durchweg auf sehr freundschaftlicher Ebene. Übrigens wird auch unser nächstes Album durch Pagan Records veröffentlicht werden und ich hoffe auf eine darüberhinausgehend lange und erfolgreiche Kooperation.
Dank Pagan Records konnten in diesem Jahr bereits Touren durch Weissrussland und Polen möglich gemacht werden. Besteht die Chance, Hermh auch auf mancher Bühne in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erleben?
Bart: Da wir in diesem Jahr noch eine weitere Headliner-Tour zu bestreiten haben, wird dies wohl erst im nächsten Jahr machbar sein. 2007 werden wir aber alles daran setzen, weiter in den europäischen Westen zu touren. Ich hoffe, wir sehen uns dort!
Ich denke schon! Nun hätte ich gerne noch einen etwas genaueren Ausblick auf die Zukunft von Hermh.
Bart: Im Moment stellen wir unsere nächste MCD "After The Fire - Ashes", den letzten Teil der Eden-Trilogie, fertig. Es wird zwei neue Stücke, zwei neueingespielte ältere Stücke, ein Venom-Cover und vier Live-Stücke enthalten. Wie gesagt werden wir ausserdem bald wieder auf Tour gehen und zwar von Ende November bis Mitte Dezember - diese Tour wird den polnischen Staat in Schutt und Asche legen. Im Anschluss daran werden wir die Arbeit für unser nächstes Album aufnehmen und, wer weiss, vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr während unserer Tour auch vor Eurer Haustüre!
Abschliessend würde ich Dich um einen kurzen, persönlichen Kommentar zu den folgenden Personen bitten:
Nergal.
Bart: Ein Individualist, der immer wusste was er wollte und weiss, was er will. Ich bewundere ihn für das, was er erreicht hat und frage mich manchmal, woher er die Kraft und die Ausdauer nahm, dies alles zu meistern. Seit 1993 sind wir sehr gute Freunde.
David Vincent.
Bart: Einer der besten Shouter überhaupt und ein persönlicher Favorit von mir. Ich freute mich sehr, als er zu Morbid Angel zurückkehrte und kann die Veröffentlichung des neuen Albums kaum erwarten.
Anton LaVey.
Bart: Ich habe mir über ihn nie eine klare Meinung bilden können. Einerseits war er wohl ein Vordenker und ein sehr liberaler Mensch, andererseits wohl etwas zu kitschig.
Vlad Tepes.
Bart: Ein Killer! He he!!
Papst Benedikt XVI.
Bart: Die gesamte Kirche ist eine einzige, gewaltige Heuchelei!
Bart, ich danke Dir für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche Dir und Hermh alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft! Die letzten Worte gehören Dir.
Bart: Vielen Dank für die Unterstützung!! Wir sehen uns bei einer unserer Shows!