Die Österreicher Vanitas existieren nun schon seit 1996 und hatten nach der ersten Promo auch gleich einen Deal mit CCP-Records in der Tasche. Das Debut Album „Das Leben ein Traum“ bekam recht gute Resonanzen und mit der zweiten Scheibe „Der Schatten einer Existenz“ konnten sie die Fanbasis noch weiter ausbauen und noch bessere Kritiken einheimsen. Aber trotzdem sind sie immer noch relativ unbekannt. Teilweise liegt das vielleicht auch an der trockenen Produktion vom zweiten Album. Die Lieder sind zwar grösstenteils verdammt geil, aber sie zünden einfach nicht so richtig.
Dieser Fehler wurde zum Glück bei dem neuen Album „Lichtgestalten“ nicht wiederholt. Die Songs sind etwas schneller, die Produktion ist natürlicher bzw. rauer und ein paar der Lieder gehen einem dermassen ins Ohr, dass man sie zehn mal hintereinander hören könnte, ohne dass einem dabei langweilig wird. Da frag ich mich, woher Vanitas die Ideen für ihre Songs nehmen.
Von der textlichen Seite her, lass ich mich durch alles Mögliche beeinflussen. Ich lese sehr viel und sehr gerne und auch im realen Leben kommt einem immer wieder eine Idee für einen Songtext. Von der musikalischen Seite her, entstehen die Lieder meist so, dass ich mich vor den PC setze und meine Ideen aufnehme. Mit dem Material konfrontiere ich dann die Kollegen und wir arbeiten die Stücke fertig aus.
Die Aufnahmequalität ist bei „Lichtgestalten“ ja deutlich besser als bei „Der Schatten…“. Wurde er absichtlich etwas rauer, nicht so steril als damals gehalten?
Ja, irgendwie schon. Wir haben vor allem beim Gitarrensound und bei den Drums dieses Mal viel mehr Wert darauf gelegt, dass das Ganze auch druckvoll aus den Boxen kommt. Wir sind persönlich alle sehr zufrieden mit dem Sound, weil er – wie du ja schreibst – weniger steril klingt, als beim letzten Mal.
Ich denke mal, dass ihr im CCP eigenen Studio wart. Wie war es denn mit Claus im Studio? Ist er einer der einen ständig fordert?
In jedem Fall. Er ist so wie man sich einen typischen Produzenten vorstellt. Sitzt in seinem Ledersessel und tritt uns immer wieder in den Hintern, damit wir einen Part noch besser spielen, einen Refrain besser rausarbeiten usw. Die Zusammenarbeit mit ihm ist wirklich produktiv. Er mischt sich aktiv nicht ins Songwriting ein, aber gibt wertvolle Tipps von „aussen“.
Hört sich alles recht Zeitaufwendig an. Wie lange wart ihr denn für das neue Album im Studio?
Wir waren ein paar Wochenenden hintereinander im Studio und haben nach der Reihe die Teile eingespielt. Am Ende kam dann wie immer der Feinschliff dazu, also Streicher, Chöre usw. Zwischen den Wochenenden sind wir unserer normalen Arbeit nachgegangen, was dann mit der Zeit schon recht stressig war. Den Mix hat Claus von CCP Records dieses Mal ohne uns gemacht, was uns am Anfang ein wenig gestört hat, weil wir bzw. vor allem ich, immer einen leichten Kontrollwahn haben. Aber mit dem Ergebnis waren wir dann richtig zufrieden.
Wie sieht es denn bei euch mit den Konzerten aus? Mir kommt es so vor, als würdet ihr mittlerweile viel öfter live spielen als früher, hattet ihr damals weniger Möglichkeiten oder einfach weniger Zeit?
Wir haben heuer ganz bewusst versucht, so oft wie möglich zu spielen, um „Lichtgestalten“ zu promoten. Recht viel mehr als heuer ist kaum möglich, wenn man normal arbeiten gehen muss. War echt ein relativ stressiges Jahr dadurch. Wir wollen aber auch in Zukunft live präsent sein und vor allem die Festivals im Sommer ein wenig abklappern. Wäre toll, z.B. mal am Summerbreeze zu spielen. Daher gleich mein Aufruf hier. Wählt für uns auf den diversen Festival-Seiten, damit uns die Veranstalter auch wollen :o)!
Wenn wir schon dabei sind, wie war es am Metal Camp? Ich hörte, dass alles ziemlich drunter und drüber ging, hat das die Bands auch irgendwie betroffen oder nur die Zuschauer?
Es war ziemlich chaotisch, vor allem auch deshalb, weil das Wetter einfach ein Hammer war. Es hat geregnet wie aus Kübeln. Unser Auftritt hat überhaupt nur 17 Minuten gedauert, dann wurden wir abgedreht. Haben also genau drei Stücke spielen können. Nicht gerade ideal. Na ja. Schwamm drüber.
Wie waren denn die Resonanzen vom Publikum speziell auf euren Auftritt?
Die waren eigentlich recht toll. Die Stimmung war wirklich super und es gab auch lautstark Zugabeforderungen, die wir allerdings nicht erfüllen durften, weil eben der Zeitplan ein wenig durcheinander gekommen war.
Das hört sich alles ziemlich übel an. So weit ich weiss müssen die meisten österreichischen Bands auch noch einen Haufen Karten für Veranstaltungen von „Rock the Nation“ verkaufen und bekommen dann nicht mal Spritgeld geschweige denn eine anständige Gage. War das bei euch auch so, oder konntet ihr, dadurch dass ihr ja doch bei einem guten Label seid, verlustfrei aussteigen?
Es stimmt, man muss Karten verkaufen. Wir sind allerdings in der glücklichen Lage, dass wir einen grossen Bekanntenkreis haben, die bei uns die Karten beziehen. Ein paar dieser Bekannten haben uns wirklich sehr geholfen, so hat etwa ein Bekannter von uns Karten in Südtirol verkauft für uns. Das hilft einem natürlich weiter. Pro verkaufter Karte hat man von Rock the Nation sehr wohl einen Anteil bekommen (wenn man sich als Band an den vorgeschriebenen Preis gehalten hat), sodass wir zumindest keinen Verlust hatten.
Dann machen die scheinbar nicht mal bei bekannteren Bands eine Ausnahme. Aber dass denen die Österreicher scheissegal sind konnte man ja auch schon sehen als Thirdmoon vor Samhain spielen mussten nur weil Samhain mehr Karten verkauft haben. Würdest du sagen der Gig dort hat sich gelohnt oder war es eher „einmal und nie wieder“?
Ich finde, dass sich jeder Gig lohnt, auch wenn noch so viel schief läuft. Im schlechtesten Fall kann man es immer noch als kleine „Probe“ verstehen. Live-Erfahrung ist immer gut, egal unter welchen Umständen. Ich denke also schon, dass wir - wenn gewisse Dinge im Vorfeld besser geklärt werden - wieder spielen würden.
Da kann ich dir nur bedingt recht geben, bei Rock the Nation würde ich nur nach einer persönlichen Einladung spielen und da müsste ich noch überlegen… Aber reden wir lieber wieder über deine Band, Maria verlässt euch ja jetzt. Konntet ihr schon einen Ersatz finden, oder überlegt ihr, ob ihr in Zukunft ohne Frauengesang weiter machen sollt?
Bisher haben wir noch keinen Ersatz gefunden, aber es haben sich schon ein paar Sängerinnen gemeldet. Wir werden jetzt mal in Ruhe suchen und erst dann entscheiden, wie es weitergeht. Falls eine Sängerin sowohl musikalisch top ist und menschlich gut zu uns passt, werden wir mit ihr weitermachen. Falls dies nicht zutrifft, werden wir wohl am ehesten ohne Frauengesang weitermachen.
Da bin ich ja mal gespannt. Habt ihr schon wieder neue Songs in Planung und wenn ja, was darf man denn erwarten?
Bisher haben wir noch nichts begonnen. Ich hab allerdings schon wieder ein paar Ideen und freue mich schon, wenn wir mit der Umsetzung loslegen. Stilistisch wird’s eh so bleiben wie im Moment, nehme ich mal an. Hängt natürlich auch alles davon ab, wie es mit dem Sängerinnen-Problem weitergeht. Mal abwarten :o)!
Ich bedank mich auf jeden Fall dafür, dass du dir Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten. Möchtest du selbst noch etwas hinzufügen?
Danke ebenfalls für das Interview. Grüsse an alle Leute da draussen, die unsere CD’s gekauft haben oder noch kaufen werden. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal bei einem Gig.
Das werden wir sicher am 30. Oktober am Halloween Fest in Salzburg. Ich möchte ja nicht einen der letzten Gigs mit Maria versäumen…