Fenriz ist eine der schillerndsten Figuren des Schwarzmetalls. Dass gerade er es ist, der nun eine Kompilation zusammengestellt hat, die den old school Black Metal gerade zu definiert, ist also nicht verwunderlich. Dieser Sampler und auch die neue Darkthrone Scheibe gaben Anlass zu Diskussionen über Black Metal und die alten Zeiten…
Hallo Fenriz. Lasst uns zunächst zwei, drei Worte über euer kommendes Album verlieren. Könntest du uns sagen, worin sich „Sardonic Wrath“ verglichen mit den letzten und den frühen Alben unterscheidet?
Fenriz: “Sardonic Wrath” ist wie “Panzerfaust” (1995) etwas langsamer. Ich ziehe Midtempo und Langsames für Darkthrone vor. Ich mag beispielsweise auch den Stil neuer Electric Wizard und Abscess, weisst du. Der Klang wird auf der neuen Scheibe wie immer harsch und grimmig sein. Ich werde richtig feindselig, wenn ich die CD höre und zeige der Welt den Finger. Dies ist das Gefühl, das mir „Sardonic Wrath“ verleiht.
Hört sich ordentlich an! Lass uns nun zu einem anderen Thema kommen. Du hast vor kurzem das Beste des Black Metals der alten Schule für eine Kompilation selektiert. War es deine Idee, eine solche Scheibe zu veröffentlichen? Was ist die Rechtfertigung eines solchen Samplers? Wer sollte sich „the best of old-school black metal“ kaufen?
Fenriz:
Ich hatte die Idee bereits in den Jahren 1993-1995, als ich eine Liste von Songs
zusammenstellte, die bei meiner Beerdigung gespielt werden sollten. Ich wollte
zuerst eine Thrash Metal Kompilation machen. Aber ich wollte zunächst mehr
Gewicht auf Black Metal legen. Da ich verschiedenste Musikstile mag, bin ich
ziemlich scharf auf Sampler. Dem Rest der Musikwelt können Sampler ziemlich
nützlich sein. Stell dir vor, du willst dir ein Bild von früher Bollywood
Muisk, oder be-bop machen und hast keine Ahnung von diesen Stilen. Ich will
mir da nicht 10 Alben auf einmal kaufen, sondern will jemanden, der etwas von
dieser Musik versteht und eine Kompilation zusammengestellt hat. Mein Sampler
geht in diese Richtung – ein Reiseführer für Anfänger,
für neue Generationen, die sich fragen, was all die 90er Jahre Black Metaller
in den Achzigern gehört haben oder auch für Leute die einfach interessiert
sind.
Des Weitern ist der Sampler eine Lektion, dass Black Metal um Gefühle geht
und nicht um den jahrelangen Kampf, um ein Joe Satriani zu werden.
Du hast einmal in einem Interview gesagt, dass die Entwicklung des Black Metal im Jahre 1994 aufgehört hat. Ich denke, dass damals tatsächlich der richtige Black Metal aufgehört hat, sich weiterzuentwickeln. Aber warum hast du für den Sampler dennoch neuere Black Metal Bands wie Nattefrost und Aura Noir ausgewählt, wenn doch alles im Black Metal bis 1994 schon da gewesen ist?
Fenriz: Die Entwicklung des Black Metal hat eben nicht aufgehört – sie sollte aufgehört haben! (Kommt nun darauf an, ob man das neuere Zeugs noch Black Metal nennen will, Anm. d. Verf.) Die meisten Black Metal Bands, die ich mir seit 1994 gehört habe, spielen Stile, die es schon vor 1994 gab. Aura Noir und Nattefrost tun dies auch.
Verstehe. Aber was bedeutet „old-school black metal“ denn für dich? Die Antwort sollte beleuchten, ob old school Black Metal mehr ein Stil oder mehr ein Weg, sein Leben zu leben ist.
Fenriz: Ich denke, das habe ich schon beantwortet. Es gibt wohl nur ungefähr 1500 Leute, die das Black Metal-Gefühl haben und verstehen. Viele andere scheinen zumindest die Musik zu geniessen. Dann wäre es besser, sie würden richtige Scheisse zum Hören wählen, anstatt etwas, das für sie belanglos ist. Ich werde keine Energie für Leute verschwenden, die die Kraft des Black Metals nicht verstehen.
Warum auch...? Mit Celtic Frost, Hellhammer und Samael gibt es auch drei Schweizer Bands auf der Scheibe. Was findest du faszinierend an diesen Bands? Hast du je die Möglichkeit gehabt, die Mitglieder dieser Bands kennenzulernen?
Fenriz: Lasst uns sagen zweieinhalb Bands oder betrachtest du Hellhammer und Celtic Frost als zwei komplett verschiedene Bands? Hehe. Ich hatte nie dieses Idol-Gen, dass viele zu haben scheinen. Darum habe ich mich natürlich auch nie darum bemüht, Quorthon oder Tom g warrior mit meinen Arbeiten zu belästigen. Sie würden natürlich auch nicht interessiert sein, sich etwas anzuhören, was durch ihre Musik beeinflusst wurde. Viele Leute schicken mir Musik, die von Darkthrone inspiriert ist. Aber ich habe selbstverständlich kaum Interesse, deren Riffs zu hören, ich muss ja meine eigenen Riffs machen. Ansonsten würde ich durch etwas inspiriert werden, das von mir selbst inspiriert ist. Das ist natürlich stupid, hahaha. Mir ist nie zu Ohren gekommen, dass Quorthon und Tom g warrior überhaupt einmal von Darkthrone gehört haben. Ich würde es nicht einmal wollen. Jeder sollte sich mit seinen eigenen Projekten beschäftigen.
Wenn ich richtig liege, sind ausser Sacrofago nur europäische Bands auf der Scheibe. Denkst du, dass es wichtig ist, woher die Bands kommen oder ist old-school Black Metal ein weltweites Ding? Wenn du eine weitere Südamerikanische Band und eine asiatische Band wählen müsstest für einen Sampler, welche wären es dann?
Fenriz: Blasphemy sind von Kanada, aber ansonsten waren die Amerikaner eher mit Thrash und Death Metal beschäftigt. Dennoch sind auf dem ersten Morbid Angel Album für mich persönlich recht viele Black Metal Vibes drauf. Ich könnte genau so gut auch Necrovore oder Von berücksichtigt haben. Aber ich hatte andere Prioritäten, auch weil es bei diesen Bands schwer ist, eine Lizenz zu kriegen. Über Japan weiss ich recht wenig, nur ein paar Songs von Sigh, Casbah und natürlich Sabbat kenne ich. Aber sie wurden nicht berücksichtigt. Ich denke von Südamerika würde ich noch Pentagram aus Chile berücksichtigen, wenn ich diese Region noch mehr vertreten haben wollte.
Darkthrone waren schon immer eine etwas anti-progressive Band. Im Gegensatz dazu haben Bathory, Celtic Frost und so weiter immer wieder versucht, ihre Musik technisch zu verbessern und Fortschritte zu machen. Hast du nie daran Gedacht, dich mit Darkthrone weiterzuentwickeln? Was bleibt für dich nach so vielen Jahren die Herausforderung mit Darkthrone?
Fenriz: Falsch. Darkthrone hat 1987 mit Scheissmusik angefangen und wir nutzten die Jahre 1988 bis 1990, um technisch sehr gut zu warden. Aber dann entsprach das uns nicht mehr, wir fanden es dämlich. Also haben wir entschieden damit aufzuhören und begonnen primitiven Metal zu spielen. Es ist eine viel grössere Herausforderung als sich in irgendwelchen Freejazz Stoff weiterzuentwickeln, glaub mir! Aber Hass ist mein Treibstoff und dies hat sich nie geändert.
Vorhin haben wir Bathory erwähnt. Sag mir ein paar Worte über Quorthon. Hast du ihn persönlich gekannt? Wie war er? Glaubst du, dass er nun in Walhalla ist oder glaubst du überhaupt nicht an das Leben nach dem Tod?
Fenriz: Mich kümmert es einen Scheiss, was nach dem Tod ist. Ich kann nur sagen, dass Quorthon eine der einflussreichsten Künstler für die Black Metal Szene war und auch noch ist. Darum: Heil Quorthon! Was mich hingegen kümmert, sind die Gefühle, die ich empfinde, wenn ich seine Musik höre. Mindestens sechs seiner Scheiben bedeuten viel für mich.
Zu Beginn waren Black, Death und Thrash Metal wohl noch näher beieinander als heute. Hast du darum auch Sodom und Destruction für die Kompilation ausgewählt? Hörst du dir auch neuere Death und Thrash Metal Bands an?
Fenriz: Ja klar. Ich mag auch neuen Death Metal, aber nicht diesen dämlichen New Thrash. Ich denke, dass Sodom mehr Black als Thrash sind. Destruction etwas fünzig/fünfzig (blödes Thema, blöde Zahlen) und Kreator sind wohl mehr Thrash als Black. Wenn du aber beispielsweise Testament anhörst und du dir überlegst, wie viel Black Metal da drin steckt… überhaupt keiner. Aber dennoch haben sie gute Thrash Metal Alben.
Schliesslich: Hast du den Schweizer Metalheads noch irgendetwas über die Kompilation oder irgendetwas anderes zu sagen?
Fenriz: Redet niemals mit Fremden! Hahaha. Nein, versucht Müll als solchen zu durchschauen und keep on banging!