Mit Fairytales From A New Breed befinden sich Lunacy bei
the renewal etwas alleine auf weiter Flur, da sich das Material der Schweizer
eher im progressiven Rockbereich bewegt, welcher bei the renewal bisher nahezu
unbeachtet blieb. Nichts desto trotz reichte es für eine supergute Beurteilung
der neuen Mini CD in der Review Abteilung. Grund genug, die Lunatics zum
Gespräch zu bitten. Einer Aufforderung, der René (g) stellvertretend für seine
Kollegen Nasty (v), Dirk (b), Tom (k) und Nick (d) dann auch gerne nachkam. Wie
Ihr bemerken werdet, haben sich bei diesem Interview zwei echte Roswell und Akte
X Fans getroffen, was teilweise zu leichten Abschweifungen innerhalb des
Gespräches führte. Lest und erfahrt alles über Schweizer, die sich musikalisch
nicht limitieren lassen wollen, wie man am auf dem schnellsten Wege nach Roswell
kommt, warum sich kein Mensch mehr für die Aliens interessiert, wenn Special
Agent Dana Scully die Bildfläche betritt und wie es mit Lunacy in Zukunft
weitergehen wird.
Eure Bandbiografie, die der CD beigelegt war, beginnt im Jahre 1998. Lunacy gibt
es aber schon einiges länger. War 1998 eine Art Neuanfang für die Band? Ihr
hattet einige Besetzungsprobleme, wie ich gelesen habe.
René: Ja. Die Band gibt es eigentlich schon seit 1987, wuchs also so richtig dem
80'er Trash auf. 1998 hatten wir einen grossen Besetzungswechsel. Der Drummer
und der zweite Gitarrist gingen.
Also ich hatte echt Mühe, Eure neue Mini CD Fairytales From A New Breed
musikalisch irgendwo einzuordnen. Einerseits bedient Ihr Euch moderner Hardcore
und Crossover Riffs resp. Songstrukturen. Andererseits erinnern Songs wie
beispielsweise Once an progressive Rockmusik der 80'er. Das Zwischenstück von
Once hat sogar gewisse Aehnlichkeiten mit dem Titel Changes von Yes. Wie
definiert Ihr Eure Musik selbst und wo liegen Eure Einflüsse?
René: Tja, mal wieder eine Superfrage. Jetzt sucht man Schubladen hehehe. Ok.
Unsere Einflüsse sind sehr vielfältig, was natürlich auch am Alter der einzelnen
Mitglieder liegt. Ausserdem öffnet man sein musikalisches Gehör, wenn man schon
länger Musik macht und lässt auch mal anderes einfliessen. Wir mögen eigentlich
alles, was gute Musik ist. Das fängt bei Die Fantastischen Vier an und hört bei
Fear Factory auf.
Ja, was würden wir Schreiberlinge ohne Schubladen machen? Da wären wir ja
total verloren. Du erwähntest Trash und Fear Factory. Diese beiden
Stilrichtungen konnte ich eigentlich weniger heraushören.
René: Schon klar, ich meinte damit ja nur, dass wir sehr vielseitig sein können,
ohne uns irgendwie einzugrenzen, was einen Stil betrifft. Es ist so, dass wir
Songs schreiben, ohne zu sagen 'Das muss jetzt ein Crossover- oder brutaler
Deathsong sein'. Wir jammen sehr viel aus dem Bauch heraus, und jeder gibt
seinen Anteil dazu. Daraus entsteht dann diese eigenwillige Mischung. Der Song
muss einfach in den Magen gehen.
Mal eine ganz andere Frage. Euer Sänger nennt sich Nasty. Ehm ... irgendwie
schräg, der Name haha. Wie kommt der gute Mann auf sowas?
René: Hehehe ... seine Ex-Band, EXXOR, eine Zürcher Hardcore Band der 90'er,
gaben ihm damals den Namen. Er heisst eigentlich Roger, aber nicht weitersagen.
So haben wir ihn dann eben übernommen.
Ihr nennt Euch selbst Lunacy, was soviel wie Irrsinn oder Wahnsinn bedeutet.
Seit wann seid Ihr verrückt und wie ist es dazu gekommen?
René: Wie gesagt, die Band entstand 1987 und wurde durch mich, Dirk und unseren
damaligen Sänger Daniel gegründet. Diese 2 Knilche gingen noch zur Schule und
kreierten den Namen im Mathe-Unterricht. Wir machten dann einen Song, welcher
von einem Typ handelte, der 'The Lunacy' hiess. Der Song ging gegen
Rechtsradikalismus, Zensur und Spiessertum.
Na, soll einer noch mal sagen, Schule würde nichts bringen. Zu Eurem Booklet
noch eine Frage. Man sieht überall Figuren und Fotos von Monstern,
wahrscheinlich ausserirdischer Art. Seid Ihr Science-Fiction Fans?
René: Absolut. Horrorfilme, Science-Fiction Filme, all das Zeugs. Darauf stehen
wir. Wir haben bei dem Booklet so eine Art Collage gemacht, um einen Bezug zu
den Texten herzustellen.
Super, dann ist die nächste Frage wohl nicht umsonst. Fairytales From A New
Breed handelt textlich vom UFO Absturz in Roswell im Juli 1947. Der Text
vertritt die Theorie, dass es sich bei dem angeblichen UFO Absturz lediglich um
Regierungsexperimente mit geheimen Flugobjekten gehandelt hat. Das Alien soll in
Wirklichkeit ein Kind gewesen sein, dessen Körper durch eine seltene Krankheit
verunstaltet war. Stellen diese Lyrics Eure persönliche Meinung über die
damaligen Vorkommnisse dar oder ist das einfach nur ein Text?
René: Wir stellen die ganze Sache in Frage. Wir sind der Ueberzeugung, dass dort
wirklich was gelandet ist und die Bevölkerung verarscht wird, also die
Verschwörungstheorie. Aber wir überlassen es jedem selber, der sich damit
beschäftigt, es zu glauben oder nicht. Ich habe mich mit der Materie schon sehr
intensiv beschäftigt.
Cool. Sag bloss, Du warst auch schon mal in Roswell, New Mexico? Ist eine
nette kleine Stadt, nicht wahr? Hat richtig viel Charme!
René: Leider eben nicht. Ich muss da unbedingt mal hin. Aber aufpassen musst Du
da. Nicht zu weit reinfahren, hab ich gelesen.
Nein, kein Problem. Am ersten Abend war ich etwas verladen und bin aus
Versehen beim Rückweg ins Motel in die falsche Richtung gelaufen, bis zum City
Limit Schild, kein Witz. Ich bin dabei nicht entführt worden oder sowas, hoffe
ich wenigstens hehe. Dann magst Du sicher auch Akte X!!
René: Hehehe.. super, Du warst da? Nein, ich meine nicht entführen. Diese Guards
von der Regierung schnappen dich, falls du zu nah an Area 51 rankommst. Ja, Akte
X mag ich. Leider gefällt mir jetzt die letzte Staffel noch nicht so gut.
Ja sicher war ich da. Ich war gerade in Texas, da dachte ich mir, da musste
mal vorbeigehen. Die Area 51 ist ja nicht gleich nebenan, da musste noch ein
Stückchen weiterlaufen hehe. Oh, unser Gespräch driftet ganz schön ab. Mal
wieder eine Frage zu Eurer Band. Ihr bietet Eure drei alten CD's zusammen für
CHF 30.-- als Paket an. Hört sich der Sound wie derjenige auf Fairytales From A
New Breed an oder habt Ihr Euch in der Zwischenzeit musikalisch so stark
weiterentwickelt, dass die alten Alben nicht mehr repräsentativ für das neue
Lunacy Material sind? Ehm, bevor ich es vergesse, New Mexico ist gleich links
von Texas, einfach mal abbiegen, wenn Du in der Nähe bist (links?? wohl eher
rechts, mein Guter, wenn man davon ausgeht, dass Du ein Flugzeug nach Dallas
genommen hast und nicht von der anderen Seite her über den Ozean geschwommen
bist - Anm. d. Red.).
René: Die alten CDs sind nicht mehr repräsentativ. Die Soundqualität ist mit der
neuen nicht vergleichbar und das Material ist doch schon etwas älter, will aber
nicht sagen schlechter.
Ihr konntet einen Song auf der neusten Rock Hard Unerhört CD unterbringen.
Ein toller Erfolg! Gab's schon Reaktionen?
René: Ja, aber mässig. Ich habe schon einiges an Bestellungen rausgeschickt.
Aber wie Frank vom Rock Hard schon sagte, ist es nicht einfach, uns
einzugliedern. Vielleicht müssen wir etwas Geduld haben. Sonst sind die
Resonanzen auf das neue Teil sehr gut. Die CD wird hier in der Schweiz über
Disctrade an die Plattenläden vertrieben.
Ja, ich denke, dass Euer grösster Vorteil auch Euer grösster Nachteil ist.
Ihr spielt sehr variantenreiche Musik, wofür Euch Lob als Künstler gebührt. Aber
die Leute haben halt Probleme, Euch einzuordnen, was eben immer gerne getan
wird. Was sind Eure nächsten Pläne? Liveauftritte?
René: Momentan schreiben wir neue Songs, die in die gleiche Richtung gehen.
Auftritte suchen wir wie wild. Momentan steht mal der erste Gig in Lausanne. Wir
werden wahrscheinlich die nächste Woche einige schweizer Clubs anschreiben.
Ausserdem planen wir für das Frühjahr eine CD-Taufe hier in Zürich mit einer
anderen Band zusammen. Mal sehen ...
Hört sich doch schon mal ganz gut an. Gebt die Termine dann durch, wenn sie
klar sind, dann werden sie hier veröffentlicht, ok? Uebrigens mag ich die neue
Staffel von Akte X auch noch nicht so. Wie findest Du eigentlich Scully? Ist
schon eine tolle Frau, was?
René: Ja Ja Ja Ja!! Traumfrau hoch 10!!!
Haha. Oh je, ein ziemlich wirres Interview, aber es hat mir sehr viel Spass
gemacht. Ich hoffe, Dir auch! Gibt es noch etwas, was Du loswerden willst?
René: Ja, hier kommt's. Hey Leute da draussen. Unterstützt Eure eigene Metal und
Rock Szene und gebt den einheimischen Bands eine Chance. Egal, was für ein Stil
sie spielen. Das war's.
Lunacy - Wo bitte geht's nach Roswell?
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
- Zugriffe: 7207
Mit Fairytales From A New Breed befinden sich Lunacy bei the renewal etwas alleine auf weiter Flur, da sich das Material der Schweizer eher im progressiven Rockbereich bewegt, welcher bei the renewal bisher nahezu unbeachtet blieb...