Das Leben ist einfach hart: Meine Sekretärin hat Ferien,
James ist in der Butlertagung und Mirielle (Muriel, Mirabeille, Mireille,
Marseille? - Red.), meine Köchin, liegt mit Salmonellen-Vergiftung im Spital.
Suuuper. Doch da ich flexibel bin, habe ich mir eine Packung Schinkengipfeli in
den Ofen geschoben und werde das Intie nun abtögelen!
Am 19. Juli 2001 traf ich Philipp Gnos, den gespenstischen (=eery) Masterhead,
in einem gutbürgerlichen Restaurant in Weiningen. Da wir beide hungrig waren,
beschlossen wir, das Intie "auf den Dessert" im "eerinessischen" Proberaum zu
vertagen.
Gesättigt und nach einer Keyboard-Verkaufs-Demonstration von Philipp (er spielt
eigentlich Gitarre), fanden wir heraus, wer Eeriness überhaupt sind und wohin
die Zukunft sie hoffentlich bringen wird.
Wer seid Ihr?
Philipp: Wir? Wir sind 5 Männer und eine Frau, die Spass an der Musik und somit
ein gemeinsames Hobby gefunden haben. Der Spass und die Freundschaft stehen bei
Eeriness an erster Stelle, die Musik an zweiter Stelle. Dies bedeutet aber
nicht, dass uns die Musik nichts bedeutet. Sie bedeutet uns sehr viel.
Wo steht Ihr jetzt?
Philipp: Wir stehen sicherlich nicht mehr ganz am Anfang, da wir ja schon seit
1996, in dieser Besetzung seit 1997, musizieren. Aber wir sind auch noch nicht
stark gewachsen, da wir dies aus Berufs- und Altersgründen zurückgehalten haben.
Mittlerweile haben wir ein gutes Feedback auf unsere Promo Endless... erhalten,
was uns auf eine recht positive Zukunft schauen lässt.
Wohin wollt Ihr?
Philipp: Nun, das ist immer die Frage, denn jeder will schlussendlich
"megagross" und "megabekannt" werden. Lass es mich so formulieren: Jedes
Konzert, das wir spielen können und jede CD, die wir aufnehmen, ist ein Schritt
in die Zukunft. Wenn die Leute Dich akzeptieren und sich für Dich interessieren,
stehen jeder Band, nicht nur der unseren, die Türen offen, so dass man grösser
und bekannter werden kann. Uns ist jedoch bewusst, dass die Chancen, eine
Europatournee machen zu können, sehr klein sind. Wichtig ist, dass wir in der
Zukunft gleich leben wie jetzt und dass der Faktor Spass im Vordergrund steht
und nicht, dass wir verbissenermassen bekannt werden wollen. Selbstverständlich
gehört ein gewisses Selbstvertrauen dazu. Das haben wir auch. Das müssen wir
haben. Was kommen muss, wird kommen.
Wie kommt Ihr dorthin?
Philipp: Mit Fleiss, Fleiss und nochmals Fleiss. Es gibt keinen aufgezeigten
Weg, wie man dorthin kommt. Wäre dieser beschrieben, würde ihn jeder benutzen.
Ich denke, dass wir innerhalb unseres Stils etwas Eigenes kreiert haben, und das
mit einer Portion Eigenständigkeit. Vielleicht gehört auch noch eine Portion
Glück und Mut dazu. Es sind viele Faktoren, die die Herbeiführung des
Bekanntwerdens bewirken. Es gibt kein Rezept dafür.
In der Bandbio sowie in Deinen Aussagen betont Ihr immer, dass der Spass das
Wichtigste sei. Meine Frage: Koste es, was es wolle? In der Metalszene Schweiz
ist das Unternehmen Band eigentlich ein Fass ohne Boden.
Philipp: Nun, ich denke, dass dieses Problem eher noch vor uns liegt. Irgendwann
wird sich jeder von uns zwischen Beruf und Musik entscheiden müssen. Bis jetzt
haben wir aber ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Bis
heute konnten wir immer mit Freude auf die Bühne gehen.
Wie erlebt Ihr den Underground? Wo befindet sich der Gothic Metal in diesem
Underground?
Philipp: Also der Underground ist in der Schweiz ganz gross und wird immer
grösser, da die Schweizer langsam an sich zu glauben beginnen und aus Ihren
Bunkern herauskommen. Ich erlebe den Underground sehr positiv, weiss aber auch
um den negativen Beigeschmack - die vielen sich untereinander konkurrenzierenden
Bands - was ich sehr schade finde. Wir sollten miteinander und nicht
gegeneinander etwas unternehmen, denn zusammen erreichen wir mehr als
gegeneinander. Der Gothic Metal ist ein Produkt der vergangenen Jahre. Früher
konnte man sich nicht vorstellen, mit Keyborads im Metalbereich zu arbeiten.
Irgendwann hat man es versucht und dabei Geschmack daran gefunden. Theater of
Tragedy waren für uns sicherlich einer der frühsten Einflüsse. Mit ihnen hat
sich der Gothic Metal im Underground gefestigt. Ich denke, der Gothic Metal
steht zwischen dem Gothic und dem Death Metal. Dass bei uns viel mit Keyboards
gearbeitet wird, gefällt den Anhängern des Gothic, und handkehrum gefallen die
härteren Riffs und die Gitarren den Leuten aus der Metalszene. Das ergibt eine
gute Mischung, auch wenn diese einigen Leuten, wie beispielsweise den
Brutal-Death-Anhängern, eher weniger zusagt. Das verstehe ich natürlich
vollkommen.
Ok. Fokusieren wir uns auf Deine Band. Immerhin geht es heute um Euch.
Welcher politischen Struktur würdest Du Deine Band zuordnen?
Philipp: Das ist einfach: Wir stellen eine Demokratie dar. Wir sind sechs
gleichberechtigte Leute, die schlussendlich ihre eigene Meinung haben. Natürlich
gibt es überall eine Person, die den Führungszepter in der Hand hält, aber
Entscheidungen werden immer miteinander und im Einverständnis aller getroffen,
denn nur so kann auch der Spassfaktor aufrecht erhalten werden. Wir waren immer
eine demokratische Band und werden dies in Zukunft hoffentlich auch bleiben.
Wie entstehen Eure Songs? Ist dies die Arbeit Einzelner oder die der
Gemeinschaft?
Philipp: Wie Du am Booklet von Endless... erkennen kannst, haben wir bei den
Writing-Credits immer nur die Band, niemals einzelne Personen, erwähnt. Wir sind
alle beteiligt, egal ob jemand nur einen Ton oder die gesamte Struktur
geschrieben hat. Schlussendlich sind wir sechs Leute, und es braucht den Einsatz
aller sechs, um einen Song fertigzustellen. Sicherlich gibt es Personen, welche
stärker am Songwriting beteiligt sind als andere. Doch das Endprodukt ist ein
Produkt einer Gruppe, nicht das einer Einzelperson.
Ich würde gerne noch auf Endless... eingehen. Ich habe im Review Tilias
Gesang als eher unpassend qualifiziert. Bei einem Telefongespräch erklärtest Du
mir, das Tilia erst kurz vor den Aufnahmen zu Euch gestossen ist, worunter die
Homogenität der Aufnahme ein wenig gelitten hat, da sie Euch noch fremd war.
Philipp: Tilia stiess letzten Sommer zu uns. Die Songs der CD waren bereits 1999
geschrieben. Steht ein Song, ist es sehr schwer, diesen völlig zu ändern.
Trotzdem fanden wir, dass Tilias Stimme einen Farbtupfer in unsere Songs bringen
wird. Deshalb nahmen wir das Risiko auf uns und gingen mit ihr ins Dreamsound
Studio Einsideln, um die CD aufzunehmen. Wir haben dort gearbeitet und auch
selbst festgestellt, dass die Homogenität noch nicht vorhanden war, jedenfalls
nicht so, wie sie jetzt vorhanden ist. Mittlerweile schreibt Tilia an den Songs
mit. Dementsprechend ist sie nun von Anfang an ein Bestandteil davon. Im Studio
selbst haben wir durchzogene Erfahrungen gemacht. Wir haben das Dreamsound
Studio ausgewählt, da wir dachten, dass dies ein gutes Studio sei. Es liegt in
einer wunderbaren Gegend, geniesst einen guten Ruf, und die Leute dort machten
einen guten Eindruck. Wir hatten aber das Handicap, dass wir die Ersten waren,
die auf dem neuen Digitalmischpult im Wert von einer halben Million Franken
aufgenommen haben! Erfahrungsgemäss funktionieren diese EDV-Geräte anfänglich
nicht optimal (immer diese Enduserpolemik, tsts - Red.). Wir mussten die
bitterere Erfahrung machen, dass die Aufnahme nicht so optimal erfolgt war, wie
wir es uns gewünscht hatten. Der Mitschnitt tönte einigermassen ok, jedoch war
der Mix nicht das Wahre. Wir hatten ihn auch anders in Erinnerung. Die Gitarren
und vor allem der Gesang waren deutlich höher gewesen. Nach dem gemeinsamen Mix
waren wir einverstanden, die CD so zu brennen. Aus technischen Gründen ging dies
aber nicht. Nach zwei nachrichtenlosen Wochen haben wir nachgefasst und gefragt,
wieso es denn so schwierig sei, unsere CD zu brennen. Eine Woche später erhalte
ich eine CD, höre rein und habe das Gefühl, dass das Resultat nicht dem
entspricht, was wir wirklich zusammen gemastert hatten. Ich habe mit
verschiedenen Leuten aus der Branche gesprochen, und die Vermutung kam auf, dass
irgendetwas nicht geklappt hat. Natürlich habe ich im Studio angerufen und
gesagt, dass ich mit der CD nicht zufrieden sei und dass jeder, der im Studio
war, bezeugen könne, dass sich das Endprodukt damals noch anders angehört hatte.
Der zuständige Mann wollte aber nicht einsichtig werden. Er behauptete, keine
Veränderungen daran vorgenommen zu haben. Für uns war das sehr enttäuschend. Wir
haben Geld investiert und mussten, weil man im Studio die technischen Probleme
nicht zugeben wollte, ein schlechtes Produkt annehmen. Ich gehe noch weiter und
nehme Bezug auf Deine Bemerkung zum Booklet "Commodore 500" im Review. Wir
wollten eigentlich ein hochstehendes Booklet verwirklichen. Doch da die CD
schlussendlich nicht unseren Vorstellungen entsprach, machten wir das Booklet
selbst. Da wir keine Supertechnologie besitzen, konnten wir nur ein
unbefriedigendes Booklet erstellen. Nun, wir haben dieses Kapitel abgehakt, und
da wir der Meinung sind, dass das CD-Booklet nicht den Sound wiederspiegelt,
dachten wir, wir sammeln mal Reaktionen zu Endless... . Natürlich haben wir uns
für die Zukunft mehr vorgenommen. Immerhin kann man ja aus Fehlern lernen.
Nächstes Jahr werdet Ihr eine neue CD aufnehmen. Was versprecht Ihr Euch
davon?
Philipp: Wir gehen anfangs 2002/Sommer 2002 ins Studio. Wir stellen uns eine
Produktion mit Tommy Vetterli vor. Nach einer kurzen Vorbesprechung hat er
Interesse gezeigt und möchte nun eigentlich gerne etwas mit uns machen. Dieses
Mal muss das Produkt uns völlig zufriedenstellen, damit wir aus den Fehlern der
letzten Produktion lernen und diese auch aus dem Weg räumen können. Die neuen
Songs sind um eine Klasse besser. Ich stehe vollkommen hinter den alten Songs -
es sind gute Songs. Dennoch - mit jeder Weiterentwicklung entwickeln sich auch
die neuen Songs weiter. Der Stil bleibt natürlich gleich, doch die Strukturen
sind anders, facettenreicher, gehen in eine professionellere Richtung. Die CD
soll in erster Linie uns, aber auch den Leuten gefallen. Wir gehen nicht hin und
machen eine Promo-Produktion, sondern wollen einen richtigen Longplayer
aufnehmen. Es interessiert uns, wie die Leute auf das Produkt reagieren. Endless...
wird von uns aus genannten Gründen nicht gepusht, was wir aber mit der neuen CD
machen wollen.
Ich würde gerne zum Schluss kommen. Meine vorletzte Frage betrifft die Szene
Schweiz: Welche drei anderen Schweizer Bands würdest Du in diesem Intie nennen
und wieso?
Philipp: Samael: Diese Band hat mich und andere sehr, sehr beeinflusst. Für mich
eine Band, die ihren eigenen Stil hat. Sie haben nicht umsonst internationalen
Erfolg. Celtic Frost: Jeder kennt sie. Sicherlich eine Band, die viele Musiker
beeinflusst und es zudem geschafft hat, sich auch international durchzusetzen.
Alastis: Sehr interessanter Dark-Doom-Metal. Es müssten allgemein viele
Schweizer Bands erwähnt werden. Viele verdienen es.
Schlusswort?
Philipp: Ich denke, das Meiste ist gesagt worden. Es ist immer eine tolle
Erfahrung, live zu spielen, auch für den Zuschauer. Kommt zu den Konzerten der
Schweizer Bands. Sie verdienen es. Unterstützt die Schweizer Musik. Wir
Schweizer können viel und müssen uns mich hinter grossen Acts verstecken. Glaub
an Euch / an uns. Wir können etwas erreichen.
Eeriness - Fleiss, Fleiss und nochmal Fleiss
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Das Leben ist einfach hart: Meine Sekretärin hat Ferien, James ist in der Butlertagung und Mirielle, meine Köchin, liegt mit Salmonellen-Vergiftung im Spital. Suuuper.