Danke an dieser Stelle an Lanvall, der eine falsche
Telefonnummer bekommen hatte und erst mal mit Hilfe der Auskunft herausfinden
musste, welche denn die inkorrekte Ziffer in der erhaltenen Zahlenreihenfolge
war. Danke deshalb auch an den Auskunftsdienst, welcher hier tätig war, denn ihr
habt sicherlich einen harten Job. Danke auch an die Swisscom und die
österreichische Telekom, danke an den schnurlosen Telefonhörer und den Erfinder
des Telefons, danke an "Hagenuk" für die schönsten Telefonapparate dieser Welt
und danke an alle, vor allem an den Abschreiber dieses Tondokuments, da dieser
jetzt endlich die Klappe hält, um Euch in den Genuss dieses Interviews kommen zu
lassen. Danke.
Die doofste Frage zu Beginn. Ihr kommt ja aus Linz. Stammt die köstliche
Linzertorte auch von dort?
Lanvall: Ja, die Linzertorte kommt aus Linz, aber die genaue Geschichte dieser
Torte kann ich eigentlich auch nicht richtig nachvollziehen.
Du bist ja auch Gitarrist und nicht Konditor.
Lanvall: Genau, haha.
Du bist ja das, was man im allgemeinen einen "Gitarrenvirtuosen" nennt und
hast auch schon drei Soloalben unter Deinem Namen veröffentlicht. Du schreibst
gleichzeitig die gesamte Musik für Edenbridge. Passiert es Dir da nicht
manchmal, dass Du Dich mit der Gitarre ein wenig zurückhalten musst, weil Du
früher rein instrumentale Musik gemacht hast und die anderen Bandmitglieder
jetzt ja auch voll mit einbezogen werden sollen?
Lanvall: Das ist eigentlich kein Problem. Ich habe auch damals auf meinen
Soloalben schon versucht, das Ganze nicht in endlosen Dudelorgien enden zu
lassen, sondern einfach nur mit der Gitarre den Sänger zu ersetzen. Edenbridge
dagegen ist ja eine total gesangsorientierte Band. Die Stimme von Sabine steht
im zentralen Mittelpunkt. Von daher sind die "Soloausbrüche" meinerseits
lediglich nur noch das i-Tüpfelchen auf den einzelnen Songs. Mir geht es in
erster Linie um die Kompositionen und nicht darum, wie ich mich als Gitarrist in
den Mittelpunkt stelle.
Auch live nicht, nehme ich mal an. Oder müssen die restlichen Bandmitglieder
Dich manchmal nach hinten zurückzerren und sagen: "Hör jetzt mal auf."?
Lanvall: Nein, haha. Auch da gibt's keine Probleme.
Inwiefern gestaltet denn Sabine ihre Melodien selbst mit? Oder schreibst Du
ihr alles vor?
Lanvall: Ich schreibe zwar schon Gesangslinien, aber Sabine hat dennoch sehr
viel Spielraum für ihre eigenen Interpretationen. Ich singe ihr die Melodien
"pilotmässig" auf Tape, und sie entwickelt sie anschliessend durch ihren eigenen
Stil weiter. Da wir schon fünf Jahre miteinander arbeiten, kenne ich Sabine's
Gesang sehr gut und weiss daher auch genau, was ich machen kann und was nicht
respektive was zu Ihr passt und was nicht.
Im Jahre 2000 habt Ihr das Debut Sunrise In Eden herausgebracht. War Dir
damals schon klar, dass Du eine "echte" Band als zentralen Punkt Deiner weiteren
Karriere forcieren wolltest oder war das eher nur ein Versuch?
Lanvall: Als mein alter Solovertrag auslief, machte ich mir natürlich Gedanken
darüber, wie ich meine Karriere fortsetzen sollte. Auf den drei Soloalben hatte
ich gitarrentechnisch ja auch schon sehr viel gemacht. Zudem war das damalige
Label sehr klein und der Vertrieb schlecht. Ich suchte deswegen auch nach einer
Möglichkeit, mich vom Bekanntheitsgrad her zu verbessern. Neben meinen Soloalben
hatte ich schon immer ein Nebenprojekt laufen, in welchem mit Gesang gearbeitet
wurde. Dieses wollte ich stärker vorantreiben. 1998 beziehungsweise 1999 war es
dann soweit. Wir hatten ein komplettes Line-Up, wobei Edenbridge zu dieser Zeit
noch ein reines Studioprojekt war, mit dem wir versuchen wollten, einen
Plattenvertrag zu bekommen, anstatt es über die "Live-Schiene" zu probieren. Der
Deal kam danach relativ schnell zustande. Zwei Wochen später erhielten wir von
Massacre einen Vertrag. Massacre wollten dann natürlich schon, dass wir auch
live auftreten.
Du hast gesagt, dass Ihr es nicht über die "Live-Schiene" versuchen wolltet.
Jetzt könnte man natürlich böse anmerken: "... ist ja auch mehr Arbeit."
Lanvall: Teils, teils. Es ist über die "Live-Schiene" sehr schwierig,
überregional bekannt zu werden, gerade in Österreich, wo der Markt für unsere
Musik sehr klein ist, besonders dann, wenn Du noch keinen bekannten Namen hast.
Der Weg mit der Studio-CD hat uns schlussendlich zum Ziel geführt. Anschliessend
haben wir einen zweiten Gitarristen in die Band geholt und erst mal ein halbes
Jahr richtig geprobt, bevor wir auf die Bühne gegangen sind.
Edenbridge fischt ja musikalisch ein wenig in "deutschen Gewässern". Aus
Österreich kennt man eher Death oder Black Metal Bands, weniger diese
hochmelodischen Acts. Hattest Du immer schon eine starke Beziehung zu diesen
melodischen Bands respektive hälst Du diese Art der Musik in Deinem eigenen Land
für unterbewertet?
Lanvall: Österreich ist in dieser Beziehung ganz schwach besetzt. Im Bereich
Death oder Black Metal sieht das schon ein wenig besser aus, und aus diesen
Genres gab es in der Vergangenheit auch die eine oder andere Band, die
überregional bekannt wurde. Persönlich bin ich schon immer ein riesengrosser
melodic Metal-Freak gewesen, und daher ist es auch klar, dass genau diese Art
von Musik aus mir herauskommt.
Du bist ja musikalisch ein durch und durch "harmonischer Mensch". Was geht
denn so in Dir vor, wenn Du Black oder Death Metal hörst?
Lanvall: Zu Death Metal habe ich überhaupt keine Beziehung, und das nicht, weil
es mir musikalisch zu anspruchslos wäre oder sowas, denn es gibt sehr viele
Bands, die technisch durchaus eine Menge "auf dem Kasten haben". Dimmu Borgir
höre ich ab und zu ganz gerne, weil mich die Atmosphäre in ihren Songs
beeindruckt. Ich mag auch Children Of Bodom, da die, mal abgesehen von den
Vocals, ja auch eher melodischen Metal spielen. Aber weil mich diese Black Metal
Stimmen auf die Dauer etwas nerven und ich auf "gute Sänger" stehe, höre ich mir
solche Musik nicht so oft an.
Ich bin ja kein Musikexperte, aber wenn ich mir Eure Platte so anhöre, fallen
mir gewisse Lieder auf, die eigentlich nicht zwingend metallisch klingen, obwohl
die musikalische Basis natürlich Metal ist. Bei A Moment Of Time dachte ich
beispielsweise: "Jaaa, noch eine zweite Frauenstimme dazu, noch ein bisschen
mehr Pianogeklimper, keine Gitarren und das ganze hört sich nach einem
langsameren Abba Song an."
Lanvall: Haha. Du bist schon der zweite, der zu A Moment Of Time diesen
Vergleich mit Abba bringt. Dazu muss ich sagen, dass ich ein grosser Abba-Fan
bin, da Abba für mich die genialste Popband aller Zeiten ist, weil ihre Songs so
absolut zeitlos sind. Nur würde ich jetzt nicht so weit gehen und sagen, dass
Abba zu unseren Einflüssen gehört. Aber ich kann's verstehen. A Moment Of Time
ist das kommerziellste Stück des Albums und hat einen durchaus pop-igen Refrain.
Jetzt gibt es da noch eine andere Band, mit der Ihr immer wieder verglichen
werdet, Nightwish, was ich eigentlich nicht so recht nachvollziehen kann.
Jedenfalls habt Ihr im letzten August an einem Konzert für Nightwish eröffnet.
Seid Ihr da mit einer speziellen Einstellung auf die Bühne gegangen, so quasi
nach dem Motto: "Jetzt zeigen wir Euch mal, dass wir gar nicht wie Nightwish
klingen"?
Lanvall: Es ist tatsächlich so, dass dieser Vergleich in vielen Reviews kommt,
wobei ich nicht der Meinung bin, dass wir wie Nightwish klingen. Nightwish
selbst mussten wir das sowieso nicht beweisen, da wir die Band schon ein paar
Mal in Österreich getroffen haben und seither in Kontakt zueinander stehen. Die
sind auch nicht der Meinung, dass zwischen unseren beiden Bands direkte
Parallelen gezogen werden können.
Ich habe den Albumtitel Arcana in eine Internet Suchmaschine eingegeben und
etwa fünftausendmillionen Results zurückbekommen. Sag doch mal ein paar
erklärende Worte zu diesem Begriff.
Lanvall: Arcana ist die lateinische Mehrzahl von Arcanum und bedeutet
"Geheimnisse" oder "Mysterien". Insofern ist das ein guter Titel für dieses
Album, auch wenn es sich bei Arcana nicht um ein Konzeptalbum handelt. Speziell
der Titelsong bezieht sich direkt auf das Cover der neuen CD und könnte ein Land
aus einer Traumwelt darstellen - oder ein versunkenes, wenn man sich die alten
Säulen ansieht, die aus dem Meer ragen. In den Lyrics geht es jedenfalls
hauptsächlich darum, ein positives Feeling zu vermitteln, denn das ist mir
wichtig. Ferner haben die Texte auch eine gewissen spirituellen Touch.
Ich habe von Dir gelesen, dass Du eine Vorliebe für die Serien "Star Trek -
The Next Generation" und "Deep Space Nine" hast. An diesen Serien finde ich
ehrlich gesagt den Abspann das Spannendste. Was fasziniert Dich denn so daran?
Lanvall: "Star Trek - The Next Generation" ist für mich eine der besten
Science-Fiction Serien aller Zeiten. Ich schaue sie jedes Mal voller
Begeisterung und bin kaum davon wegzukriegen, wenn sie irgendwo gerade im
Fernsehen läuft. Mich faszinieren vor allem die Charaktere, die in dieser Serie
mitspielen, aber auch die spirituellen Inhalte, welche darin vorkommen. Auch die
spezielle Darstellung des Universums, die Parallelwelten und der Umgang mit den
verschiedenen Zeitlinien sowie die Vorstellung, dass all das in vierhundert
Jahren vielleicht einmal Wirklichkeit sein könnte, finde ich ungemein aufregend.
Du bist ja ein Musiker und das sicher auch sehr gerne. Stell Dir mal vor, Du
könntest jetzt etwas aus dem Musikerleben abschaffen, etwas, was Dich vielleicht
nervt. Was wäre das? Sag jetzt bloss nicht "Interviews".
Lanvall: Das sicher nicht, denn Interviews sind total wichtig für eine Band, um
in den Medien vertreten zu sein. Ausserdem hat jedes Interview seinen eigenen,
interessanten Aspekt. Wenn Du mich jetzt so spontan fragst, dann fällt mir
eigentlich gar nichts ein. Die Musik selbst bringt so viele positive
Eigenschaften mit sich, dass ich überhaupt keine Zeit habe, darüber
nachzudenken, was ich denn am Musikerleben abschaffen würde wollen.
Diejenigen, die Euch nicht so mögen, werfen Euch ja gerne vor, "kitschig" zu
sein. Würdest Du das bejahen und sagen: "ein bisschen Kitsch ist immer gut",
oder siehst Du das ganz anders?
Lanvall: Ich würde unsere Musik nicht unbedingt als "Kitsch" bezeichnen.
Natürlich hat Sabine keine "richtige Metalstimme", aber das macht uns eigentlich
nur interessanter. Wenn jetzt irgendwelche Leute meinen, sie müssten uns als
"kitschig" bezeichnen, lässt mich das relativ kalt, weil es mir mehr um
diejenigen geht, die uns mögen. Ich selbst würde mich über Bands, die mir nicht
gefallen, nicht auf diese Weise äussern, da ich mich für sie ja eigentlich
sowieso nicht interessiere. Es kann eben nicht jedem alles gefallen.
Edenbridge - positives Feeling mit spirituellem Touch
- Details
- Geschrieben von Skoddete
- Kategorie: Interview
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Danke an dieser Stelle an Lanvall, der eine falsche Telefonnummer bekommen hatte und erst mal mit Hilfe der Auskunft herausfinden musste, welche denn die inkorrekte Ziffer in der erhaltenen Zahlenreihenfolge war...