Nachdem ich bereits zwei Reviews der Israelischen Band Salem geschrieben habe, wollte ich nun mehr über die Situation in Israel und die Band an sich aus erster Hand erfahren... Nachdem ich bereits zwei Reviews der Israelischen Band Salem geschrieben habe, wollte ich nun mehr über die Situation in Israel und die Band an sich aus erster Hand erfahren. Ze'ev, seines Zeichens Sänger der Band, stand mir in einem interessanten Dialog via Mail Red und Antwort: Salem wurden schon Mitte der 80er Jahre gegründet. Wie war es für euch, eine Metalband in Israel, einem doch recht konservativen Land zu gründen? Erzähl mir von den ersten Jahren bis zum Vertrag mit Morbid Records.
Vor 16 Jahren war es in Israel noch schwierig als Metalband zu spielen, weil Metal etwas Neues, das von niemandem sonst gespielt wurde. Grosse Clubs gaben uns keine Chance, um dort zu spielen, weil wir tatsächlich die erste Band in Israel waren, die diese Art von Musik spielten. Aber nach einigen Shows in kleineren Clubs mit viel Publikum, das Salem sehen wollte, erkannten die grösseren Clubs das Potential von Salem. Schliesslich konnten wir seit da in vielen grösseren Clubs spielen, welche für unsere vielen Fans platz finden und wo wir unsere Leidenschaft Metal zu spielen ausleben können. Ohne Zweifel wurden Leute auch auf Salem aufmerksam, weil wir eine Band aus dem Mittleren Osten sind und damals erwartete niemand, dass eine Band wie wir im Mittleren Osten gegründet wird. Der Vertrag mit Morbid Records kam schliesslich 1992 zu Stande und bedeutete für uns viel, vor allem weil wir spürten, dass sie an uns glaubten.
Euer Song "Ha'ayara Bo'eret", welcher mit dem Holocaust assoziiert wurde, verursachte eine nationale Kontroverse. Diese Diskussion fand ihren Weg zum Israelischen Parlament und führte zu einer Debatte, ob es angemessen sei für eine Band, solche Songs zu spielen. Um was geht es im Song genau und welche Konsequenzen waren auf Grund dieses Songs zu spüren?
"Ha'yxara boe'eret" ist ein Cover eines Songs, der nach der Kristallnacht (am 9. und 10 November 1938, als die Nazis hunderte von Synagogen und jüdische Geschäfte demoliert und zerstört haben) geschrieben wurde. Wir gingen mit unserer Musik und unserem Stil nie Kompromisse ein, auch wenn wir Probleme mit dem Klerus oder mit der Regierung bekamen. Wir hatten auch Probleme, als wir "Kaddish" geschrieben haben. Wir hatten eine Auseinandersetzung, weil die Regierung dachte, dass es nicht angebracht sei, Ha'ayara Boe'eret mit Metal zu spielen, weil dies ein sehr heikles Thema ist und einige Leute dachten, dass unsere Musik zu aggressiv dafür ist. Aber schliesslich entschieden wir uns, dass es sogar sehr angebracht ist, solche Coversongs zu schreiben und darum machten wir es ganz einfach, denn wir haben schliesslich Redens- und Kreativitätsfreiheiten.
Euer erstes Release "Salem" geht ins Jahr 1986 zurück, was doch schon eine recht lange Zeit her ist. Euer letzter Output "Collective demise" wurde im Jahre 2002 veröffentlicht. In welcher Art und Weise hat sich die Israelische Metalszene seit dann verändert?
Die Israelische Metalszene hatte ihre Hochs und Tiefs, neue Bands kamen und gingen. Heutzutage strebt Metal wieder auf und viele Kids hören Metal, unterstützen ihn und kommen zu Konzerten. Einige gute Bands sind "Arallu", "Nail-Within", "Lehavoth", "Untropia", "Meleches", "Orphaned Land", and more. Ich versuche die Bands zu unterstützen und produzierte vierschiedene Bands wie "Arallu", "Azazel", "Aztec", "Betrayer" und kam vor sechs Monaten zurück von Deutschland, wo ich "Nail within" zusammen mit John Harris produzierte. Es gibt sogar ein gutes Label hier in Israel: "Raven music" unterstützt vor allem Metalbands.
Die meisten extremen Metalbands werden im Verlaufe der Bandgeschichte meist immer softer und softer. Bei euch ist eher das Gegenteil der Fall. Euer aktuelles Album ist zugleich euer härtestes. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Jede CD wiederspiegelt eine gewisse Zeitperiode in unseren Leben. "Collective Demise" ist tatsächlich sehr aggressive, hat aber trotzdem viele Melodien und Harmonien. Ich denke, dass "Collective demise" ein erwachsenes Salem zeigt, was mit unter der Grund für die gegenüber den Vorgängeralben gesteigerte Aggressivität und Geschwindigkeit ist.
Was bedeutet Death Metal für dich?
Death Metal ist die Musik, die ich liebe. Ich fühle, dass ich durch diese Musik etwas erschaffen kann und ich liebe es, andere Bands Death Metal spielen zu hören. Death Metal ist aber auch eine Lebensweise!
"Collective Demise" ist ein recht politisches Album. Ihr klagt die Selbstmordattentäter in Songs wie "act of war" an. Worin denkst du liegt der Unterschied, wenn man wie wir Westeuropäer täglich in den News von den Anschlägen hört oder wenn man die wirklichen Schauplätze dieser Mordanschläge Tag für Tag wie ihr zu sehen kriegt?
Wir versuchen nicht politisch zu sein, wir wollen nur unsere Situation zeigen, in der wir zur Zeit leben. In Israel ist es unmöglich, die News zu ignorieren, seitdem es einen direkten Einfluss auf unser tägliches Leben hat. Ein Resultat davon sind unsere Songs. Es ist schwer, mit der Angst umzugehen, in einer Menschenmenge wie in Bussen, Restaurants oder sogar live Shows zu sein, ohne genau zu wissen, wie es ausgehen wird. Die Tatsache, dass unschuldige Zivilisten sterben, gibt dir ein hilfloses Gefühl. Es ist schwer jetzt im Moment eine Lösung zu finden, aber wir wissen nicht was uns die Zukunft bringen wird, darum hören wir nicht auf zu hoffen.
"Collective Demise" technisch gesehen eines der best produzierten Alben, die ich dieses Jahr zu Ohren bekommen habe. Wo habt ihr es eingespielt und wie war es bei den Aufnahmen?
Vielen Dank! Alle Salem Mitglieder haben technisches Wissen und wir kennen unsere Vorgehensweisen im Studio, darum ist es einfach für uns als Musiker gut zu produzieren und ein Qualitätsprodukt zu veröffentlichen. Die Proben, um unser Material einzuspielen und die Aufnahmen dauerten insgesamt 18 Monate. Wir arbeiteten dabei in zwei verschiedenen Studios, weil jedes Studio gewisse technische Fertigkeiten mitbrachte. Die Drums, Bass und Gitarren wurden in den D.B. Studios eingespielt, währenddem der Mix und die Vocals in den Noise Studios aufgenommen wurden.
Würdet ihr etwas an der Produktion der CD ändern, wenn ihr nochmals ins Studio könntet?
Nein. Wenn ein Song fertig ist, ändern wir ihn so lange, bis er wirklich fertig ist, um aufgenommen zu werden. Wenn wir ihn aufnehmen, haben wir schliesslich ein gutes Gefühl mit dem Song.
Siehst du eine Lösung im Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt, so lange beide Seiten denken, dass sie für Gott kämpfen (Übersetzung des Wortes Israel: Gotteskämpfer!)
Wie schon erwähnt ist es kaum möglich, momentan eine Lösung zu sehen. Es ist aber wichtig festzuhalten, dass wir nicht für Gott kämpfen, sondern um unseren Lebensraum!
Vor kurzem habt ihr eine Multimedia CD veröffentlicht, die drei Videoclips und eine Bildergalerie enthält. Für mich ist es erwähnenswert, dass ihr oft mit einer Israelischen Flagge im Rücken spielt. Seid ihr Patrioten?
Salem hat drei neue Videoclips von "Collective Demise" veröffnetlicht, der erste "Al Taster" handelt vom Schmerz der Leute, die ihre geliebten verloren haben, der zweite "Act of war" zeigt die Absurdität von Selbstmordattentaten auf Busse in Israel. Der dritte "Broken Yet United" ist ein Dankeschön an die Israelische Metalszene, an unsere Hörer und zeigt die Beziehung zwischen Salem und deren Fans. Ich denke wir sind Patrioten, denn wir lieben unser Land und wollen hier leben. Wir wollen Frieden. Die Flagge ist ein Symbol dafür, daher ist es wichtig für uns, sie im Viedoclip gezeigt zu haben. Um auf unsere Situation aufmerksam zu machen, haben wir bei "Al Taster" die Zahl der durch Terroristen getöteten Zivilisten eingeblendet.
Eine Assoziation mit dem Israelischen Volk ist der starke Glaube an Gott. Für extreme Metalbands hier in Europa ist es üblich, antichristliche oder wenigstens unreligiöse Songinhalte zu präsentieren. Bist du religiös?
Ich bin nicht religiös. Ich denke jeder kann an das glauben, was er will, so lange keine anderen dabei verletzt werden und so lange sie andere nicht dazu zwingen, so wie sie zu denken.
Und zuletzt ist ein kreative Antwort gefragt: Wen du dir den schönsten Tag im leben zusammenstellen könntest, wie würde dieser aussehen?
Ich habe kein Design meines schönsten Tages, denn ich habe ihn bereits erlebt. Der schönste Tag in meinem Leben war der Tag, an dem meine Tochter geboren wurde. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, man muss es selber erleben, um zu wissen, was ich meine.
Salem - von Selbstmordattentätern und Kindergeburten
- Details
- Kategorie: Interview
- Zugriffe: 7328