Bayern beeindruckt nicht nur durch seine unverwechselbaren Naturlandschaften, sondern auch über eine stetig wachsende Untergrundszene in Sachen Black Metal...

Bayern beeindruckt nicht nur durch seine unverwechselbaren Naturlandschaften, sondern auch über eine stetig wachsende Untergrundszene in Sachen Black Metal. Mit "Thelema Of Destruction" legten die bajuwarischen Schwarzmetaller Thorngoth kürzlich einen extrem schwarzen Diamanten düsterer Tonkunst Made In Bavaria frei. Gitarrist Sorath stellte sich Schwermetall zum Interview.

Servus! Ich würde sagen, die leidige Frage nach der Bandgeschichte schenken wir uns mal. Zunächst einmal muss ich sagen, dass eure aktuelle CD "Thelema Of Destruction” mit zum Besten zählt, was die deutsche Black Metal Szene seit Jahren hervorgebracht hat! Erzähl doch bitte mal kurz etwas zur Entstehung des Albums.

Sorath: Servus! Die ersten Songs für "Thelema Of Destruction" (im Folgenden mit T.O.D. abgekürzt) entstanden kurz nach der Veröffentlichung des "Sigillum" Demos, also im dritten Quartal 2005. Im Prinzip standen die Songs schon im Frühling 2006 bereits alle fest. Insgesamt haben wir das "T.O.D." Album drei Mal eingespielt, da wir die ersten beiden Aufnahmen aufgrund zu schlechter Soundqualität wieder verworfen haben. Für die dritte und endgültige Aufnahme haben wir uns das entsprechende Recordingequipment besorgt, um ein zufrieden stellendes Ergebnis zu erreichen. Im August 2006 wurden die Aufnahmen dann beendet. Zwei Monate später haben wir mit Northern Silence Productions ein geeignetes Label gefunden, um unsere Musik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Richtig. "Thelema Of Destruction” ist auf Northern Silence Productions erschienen. Was gibt es über dieses ja doch eher noch unbekannte Label zu erzählen?

Sorath: So unbekannt ist N.S.P. für ein Underground Black Metal Label nicht. Das Label hat einen guten Ruf. Es werden dort zwar hauptsächlich Tonträger von eher noch unbekannten Bands veröffentlicht, die aber stets hohe musikalische Qualität aufweisen. Das hängt auch mit der Intention des Labelinhabers zusammen: Norgash von N.S.P. veröffentlicht nur das, was ihn auch wirklich überzeugt. Ausserdem ist nordisch klingender Black Metal die einzige Art von Musik, die über N.S.P. veröffentlicht wird. So steht es auch auf der Homepage von N.S.P.

Könntest du bitte das Frontcoverartwork eurer CD kommentieren?

Sorath: Als Erstes möchte ich in diesem Kontext die Bedeutung des Namens Thorngoth erklären: der Name wurde aus Fragmenten von Tolkien’s Eldar-Sprache neu zusammengesetzt und bedeutet "Der gehörnte Feind". Bei der Figur auf dem Frontcover handelt es sich also sozusagen um den Thorngoth, der durch seinen Willen zu zerstören (Thelema Of Destruction) für den desolaten Zustand der Umgebung verantwortlich ist. Das Cover spiegelt die negative Grundstimmung der CD wider. Wir sind mit der Gestaltung das Artworks sehr zufrieden.

In diesem Special geht es ja hauptsächlich um das Thema "Black Metal aus Bayern”. Wie viel hat denn die Tatsache, dass Bayern ein sehr christliches Bundesland ist, mit dem Stil/Image von Thorngoth zu tun?

Sorath: Ehrlich gesagt nicht sehr viel. Wir würden wohl genau das Selbe machen, wenn wir nicht aus Bayern kämen. Die Botschaft der Band basiert nicht nur auf Ablehnung von vorherrschenden Religionen. Wir haben uns auch sicher nicht deswegen gegründet haben, um das Christentum zu bekämpfen. Die Benutzung von antichristlichen Symbolen dient lediglich der Verdeutlichung der Ablehnung dessen. Wir sind gegen sämtliche Religionen, die ihren Anhängern Verhaltensmuster aufzwängen und selbstständiges Denken nicht zulassen. Das heisst aber nicht, dass wir den Glauben an sich verurteilen. Nur sollte man nicht alles annehmen, ohne zu hinterfragen.

Bitte stelle einmal alle Bandmitglieder vor!

Sorath: Sorath (Gitarren, Synthesizer): Ich bin mit Grond der Bandgründer, für fast ausschliesslich alle Gitarrenriffs verantwortlich sowie Kontaktperson und Organisator der Band.
Akhorahil (Vocals, Synthesizer): Akhorahil schrieb bisher so gut wie alle Texte (beim T.O.D. Album alle bis auf den Text von "Der Übergang") und steuerte einen Riff zu dem Song "Consequence of Hate". Der Keyboardausklang stammt auch von ihm. Akhorahil spielte etwas länger als ein Jahr bei Lunar Aurora Keyboard, nämlich ab der Veröffentlichung des "Mond" Albums bis zum letzten Konzert.
Corpse (Bass): Corpse stiess am Anfang des Jahres 2003 zur Band, nachdem ich und Grond die Jamsession-Phase beendet hatten und anfingen, die ersten Songs zu schreiben.
Grond (Drums): Wie vorhin schon erwähnt, ist Grond mit mir der Bandgründer. Er trägt einen grossen Teil zur Arrangierung der Songs bei. Grond ist ein technisch exzellenter Schlagzeuger, der seine Fähigkeiten immer weiter ausbaut und im Vergleich zu seinen Leistungen beim "T.O.D." Album wieder ein gutes Stück weiter ist.
Nephesus: Nephesus ist Mastermind des Soloprojekts Lost Life und Sänger der Band Amystery. Er übernimmt live den Part des zweiten Gitarristen.

Viele Norweger benutzen ja die Natur ihrer Heimat als Inspiration für ihre Texte/Musik. Bayern hat doch ebenfalls sehr schöne Naturlandschaften. Stellen diese einen Einfluss für euch dar beziehungsweise welchen Stellenwert nehmen bei euch die Texte ein?

Sorath: Die Inspiration zum Komponieren der Musik kommt mehr oder weniger von alleine, wenn ich auf der Gitarre spiele. Ein Einfluss von aussen ist nicht nötig, da durch das musikalische Wissen und unterschiedliche Gemütszustände genügend Ideen hervorgebracht werden können. Die Texte sind für uns eher zweitrangig, wir konzentrieren uns viel mehr auf die Musik. Obwohl wir uns oft in der Natur aufhalten, hatte dies bisher keinen Einfluss auf die Texte, was sich bei den kommenden Veröffentlichungen wohl teilweise ändern wird. Die Texte der letzten Veröffentlichungen hatten eher einen surrealistischen und okkulten Hintergrund. Aber es stimmt schon, wenn ich durch unsere Landschaft wandere, kommen mir Ideen, auf die ich sonst nicht gekommen wäre. Tatsache ist, dass die Natur inspiriert.
Die Schönheit unserer direkten Umgebung wird wohl aber vor allem beim Artwork der nächsten CD mit einfliessen. Zum Thema norwegische Landschaft: in unserem Landkreis befindet sich in der Nähe der Grenze zu Österreich ein See, der an einen Fjord erinnert.

Wie steht es denn aus deiner Sicht um die bayrische Black Metal Szene? Also, wenn es zum Beispiel um das Organisieren von Konzerten oder ähnliche Dinge geht. Wie gross ist der Zusammenhalt unter den Bands in eurer Region?

Sorath: Das Organisieren von Konzerten überlassen wir vorrangig den Konzertveranstaltern aus München oder Innsbruck. Wir kümmern uns eher selten selber um die Organisation von Konzerten.
Um den Zusammenhalt der lokalen Szene steht es ziemlich gut. Erst letztens fand wieder eine Proberaumfeier beim Proberaum der Band Amystery statt, bei der ausser den lokalen Bands (Amystery, Thorngoth, Lost Life) und deren Anhängsel auch noch ein paar Franken und Tiroler anwesend waren.
Sonst hilft man sich auch gegenseitig, z.B. durch Ausleihen von Recordingequipment usw.! Ich habe mir bereits einen ersten Eindruck von den neuen Songs der Bands, die mit Thorngoth in engerem Kontakt stehen (Amystery, Lost Life und Infestus), machen können und bin überzeugt, dass alle genannten Bands mit ihrem erstklassigen Songmaterial weiter auf sich aufmerksam machen werden.

Thorngoth bestehen seit Mai 2003. Welche Bands haben euch auf Black Metal aufmerksam werden lassen?

Sorath: Für mich und Akhorahil nahm Dimmu Borgir’s Spiritual Black Dimensions zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Albums (1999-2000) einen grossen Stellenwert ein. Ansonsten wären noch Marduk, Satyricon und Emperor zu nennen.

Ihr benutzt, wie viele andere Szenevertreter auch, Corpsepaint beziehungsweise Warpaint. Die Musiker, die Schminke für Fotos und Liveauftritte verwenden, tun dies jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen. Welche Bedeutung hat das Corpsepaint/Warpaint für Thorngoth?

Sorath: Die Dunkelheit, die die Musik verkörpert, soll auch visuell dargestellt werden. Ein offizieller Gig ohne Corpsepaint kommt nicht in Frage. Man könnte fast von einem Ritual sprechen, das vor jedem Auftritt stattfindet, wenn man sich das Corpsepaint auflegt. Man stellt damit sozusagen den inneren Dämon nach aussen dar.

Thorngoth haben mit Nephesus live einen zweiten Gitarristen am Start. Wieso ist er denn nicht auch im Studio mit dabei?

Sorath: Ich habe eine genaue Vorstellung, wie die Gitarren auf der CD eingespielt werden müssen. Die Spielweise von Nephesus unterscheidet sich etwas von der meinigen. Das mag bei Auftritten in Ordnung gehen. Bei den Aufnahmen bestehe ich jedoch darauf, dass die Gitarrenspuren so eingespielt werden, wie ich sie mir vorstelle. Kompromisse will ich dabei keine eingehen.

Nun wird die Black Metal Szene seit einigen Jahren von politischen Extremisten unterwandert. Interessiert euch das überhaupt und wenn ja, wie steht ihr dazu? Sollte Black Metal nicht generell unpolitisch sein?

Sorath: Das interessiert uns sehr wohl. Wir sind absolut gegen diese Entwicklung. NSBM bringt die ganze Black Metal Szene in Verruf. Mittlerweile ist es schon so weit, dass Personen, die nicht involviert sind, Black Metal generell für tendenziell rechtsorientiert halten. "Seid ihr auch rechts?" wurde ein Bekannter gefragt, als er jemandem von seiner BM-Band erzählte. Dieser Bekannte hat nicht im Geringsten eine rechte Einstellung...
Dazu kommt noch die realitätsfremde Antifa, die hinter so vielen BM-Bands oder Festivals unbegründet rechte Propaganda vermutet, weil sie alle BM-Bands über einen Kamm schert und nicht zwischen wirklichen NSBM-Bands und unpolitischen BM-Bands unterscheidet.
Als Beispiele sind hier das Misanthropic Violence Festival und die Veranstaltungen von Brutal Arts Tyrol generell zu nennen. Obwohl sich der Veranstalter von politischen Inhalten distanziert, politisch unkorrektes Verhalten unter den Besuchern unterbindet und allem voran keine fragwürdigen Bands auftreten lässt, versucht die Antifa die Konzerte von B.A.T zu verhindern.
Wenn dem nicht so wäre, hätten Lunar Aurora auf dem M.V. 2006 sicher nicht gespielt, da die Band sogar vertraglich abgesichert war, um nicht mit rechten Bands auftreten zu müssen.

Noch einmal zurück zu Thorngoth selbst. Wie gross würdest du die Chance einschätzen, dass eure Band eine gute Tour für 2007 an Land ziehen kann?

Sorath: An eine Tour ist momentan nicht zu denken. Es liegen weder Angebote vor, noch haben wir selber die Möglichkeit aufgrund beruflicher Verpflichtungen an einer Tour teilzunehmen. Es wird fürs Erste bei einzelnen Konzertterminen bleiben. Sicher ist bis jetzt die Teilnahme am Fireblade Force Festival, das dieses Jahr zum ersten Mal in Sachsen stattfinden wird: fireblade-force.de.vu!
Eventuell wird es noch einen Gig in der Schweiz geben, genaueres steht aber noch nicht fest. Ansonsten heisst es abwarten und Bier trinken.

Die letzten Worte seien deine!

Sorath: Support True Bavarian Black Metal!