Bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, dass es eine deutsche Band mit dem Namen Path of Golconda überhaupt gibt. Im Rahmen unseres „Death Metal im deutschen Sprachraum“-Special wurde mir die Truppe dann allerdings zugeteilt. Nach dem ich die zwei Scheiben von der Redaktion bekommen habe, war ich dann wirklich positiv überrascht. Vor allem das vorletzte Album „Destination: Downfall“ hat es mir dabei angetan. Auf dem Silberling wird wirklich ansprechender, melodiöser Death Metal geboten. Aber auch der neuere und etwas thrashigere Output, mit dem passenden Namen „The Threshold Diaries“, gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Unter diesen Umständen freute ich mich natürlich darauf Roman, dem Schlagzeuger der Band, ein paar Fragen stellen zu können.
Auf eurer Homepage steht ja nicht wirklich was über eure Zusammenkunft und die Gründe dafür. Wahrscheinlich habt ihr das nur gemacht, damit Interviewer wie ich eine Frage mehr stellen können. Also, wie, wann und warum ist eure Band entstanden?
Roman: Eigentlich haben wir das weniger gemacht, damit man danach fragen kann, sondern, weil es einfach nichts Besonderes zu erzählen gibt. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mehr genau, wie es kam… Keine besondere Story, keine Morde oder andere kriminellen Heldentaten… einfach nur 5 Typen, die entdecken, dass sie gut miteinander jammen können!
Ihr habt auf eurer Homepage euren Bandnamen ja ganz gut beschrieben, beziehungsweise erklärt, woher er stammt. Allerdings ist das etwas verwirrend für mich. Kannst du in kurzen Worten erklären was er jetzt wirklich, und speziell für euch, bedeutet?
Roman: Haha, ich dachte, es sei gut beschrieben? Nun ja, neben den Denotationen, die der Begriff an sich hat, steht der Bandname für uns einfach nur für unser Streben, weiterzukommen – musikalisch wie persönlich. Wenn man in einer Band spielt, hat man eigentlich immer das Gefühl, auf Reisen zu sein; ob nun auf dem Weg zu Konzerten oder auch auf der ungewissen Reise, die das Schreiben eines neuen Albums darstellt. Es geht uns letztlich aber weniger um die metaphorische Aussagekraft des Namens, sondern darum, dass „Path of Golconda“ schlicht für uns fünf steht!
Ok, ich meinte mit „gut beschrieben“ eigentlich ausführlich, umständlich und am Ende hat mir der Kopf gebrummt und ich wusste immer noch nicht, was der Name für euch bedeutet. Aber gehen wir lieber zur nächsten Frage, weil, aus eurer Homepage werde ich nicht schlau. Unter „Our Stuff“ ist das älteste Release die „Detroy the Mystery (Live Split)” (sollte das nicht „Destroy…“ heissen? Anm. d. Verf.) wo in Klammer daneben steht: damals noch "The Paralysing Prophecy". Ich gehe mal davon aus, dass "The Paralysing Prophecy" euer damaliger Bandname war, wer war aber die zweite Band? Und, das geht jetzt aus eurer Page hervor und soll keine Beleidigung meinerseits sein, was ist an dem „alten Scheiss“ so seltsam?
Roman: Es ist eigentlich ganz leicht: Die CD ist ja eine Live-Split, also mit einer anderen Band aufgenommen. Diese Band heisst Downstroke, damals aber (wie die Klammer sagt) noch „Paralysing Prophecy“. Wir hätten uns doch niemals so genannt, haha! Übrigens ist diese Live-Split die Aufnahme unseres aller ersten Konzerts. Du kannst Dir wohl vorstellen, dass musikalisch ausser reinster Undergroundatmosphäre nicht viel im Angebot ist, weswegen nicht mal ich mir diese Scheibe heute noch anhören kann! Das ist die Erklärung für den „alten Scheiss“; manchmal treffen wir knallharte Black Metal Freaks oder Undergroundfanatiker, die auf dubiose Weise an die limitierte Platte gekommen sind und uns strahlend erzählen, dass dies die beste unserer Veröffentlichungen ist. Nun, wir sehen das etwas anders.
Wenn ich mir das jetzt, im Nachhinein, noch einmal durchlese, verstehe ich gar nicht wie ich das falsch interpretieren konnte. Bleiben wir trotzdem noch auf eurer „Media“ Seite. Beim Demo „Astigian“ steht dabei „Enthält unsere ersten, Black Metal-lastigen Stücke“. Wie lange habt ihr dem Black Metal gefrönt, bevor ihr zu dem melodiösen Death Metal übergegangen seid, den ihr auf eurem Debut-Album „Destination: Downfall“ so genial praktiziert?
Roman: Wir haben uns 1999 gegründet; „Astigian“ wurde, glaub ich, 2001 aufgenommen und 2003 rereleased - so lange war eben auch der Anteil an Schwarzmetall bei uns höher. Mit „Destination:Downfall“ haben wir, denke ich, dann eben unseren Stil gefunden. Wir variieren allerdings immer ganz gerne; auf „The Threshold Diaries“ dominieren ja eher die rauen Thrash-Parts, aber ich könnte mir vorstellen, dass die nächste Scheibe wieder etwas epischer und vielleicht Black Metal-lastiger wird.
Und einen zu „Other Stuff“ habe ich noch. Bei eurem aktuellen Release „The Threshold Diaries“ steht dabei „Wie immer produziert und scharf gemacht von Andy Classen im Stage One Studio.“, allerdings habt ihr ausser „Destination: Downfall“ nichts im Stage One Studio aufgenommen . Stand euch Classen auch schon in den anderen Studios als Produzent bei (Tom, hast du heute einen spitzfindigen Tag erwischt? - Anm. des Chefs)?
Roman: Das bezieht sich tatsächlich nur auf die beiden Scheiben. Die ersten Demos sind in einem anderen Studio und mit anderen Leuten entstanden. Als wir dann im Stage One aufgenommen haben, hat das ganze etwas Debutalbum-Charakter für mich bekommen, so dass ich denke, man kann es guten Gewissens als neues Kapitel in unserer Karriere bezeichnen. Ich denke ausserdem, dass wir auch weiterhin mit Andy aufnehmen werden - das „wie immer“ ist also auch ein dreister Vorgriff auf die Zukunft, haha! Ausserdem sind Bandjahre schliesslich schlimmer als Hundejahre, so dass mit Andy zwei Platten aufgenommen zu haben ist, als wären wir seit 20 Jahren verheiratet, haha!
Eure neue Scheibe ist jetzt seit kurzem erhältlich. Die Kritiken waren durchwegs sehr gut und ihr gebt jetzt wahrscheinlich ein Interview nach dem anderen und habt auch noch einige Konzerte vor euch. Seht ihr das jetzt als Stress an, oder zählt ihr das immer noch zu Hobby und Spass?
Roman: Definitiv Spass! Den Begriff „Hobby“ finde ich etwas komisch, weil es so nach alten Männern klingt, die nach der Arbeit gemütlich an ihrer Eisenbahn basteln, während wir doch versuchen, hart und vernünftig an uns zu arbeiten. Natürlich ist es manchmal stressig, aber bei uns überwiegt auf jeden Fall die Freude daran, dass dieser Stress aufgrund von Interesse an Path of Golconda besteht.
Für mich gibt es nur die zwei Bezeichnungen Hobbymusiker und Profimusiker, aber wenn es dir lieber ist, dann nenne ich dich Spassmusiker, hehe.
Das Interview findet ja im Rahmen eines Death Metal Spezial im deutschsprachigen Raum statt. Auch wenn ihr noch eine recht junge Band seid, sehe ich euch schon als eine der besten Death Metal-orientierten Kapellen in ebendiesem Raum (nein, das ist kein Geschleime, sondern meine ich ernst :)). Welche Bands würdet ihr sonst noch dazuzählen?
Roman: Vielen Dank für das Lob! Um ehrlich zu sein, denke ich, dass es eine grosse Zahl sehr guter Bands gibt, obwohl ich mich überhaupt nicht für die entsprechenden Genrebezeichnungen interessiere. Ich kann daher Laid in Ashes, Downstroke oder Silent Overdrive empfehlen, ohne gross auf den Stil dieser Bands zu achten. Was deutschen Metal an sich angeht. Ich finde, Dew-Scented, Debauchery und natürlich Kreator sind da schon ganz oben dabei. Es gibt eigentlich für jeden Geschmack hier eine Reihe von Bands, die sehr gute Musik machen! Über welche Bands berichtet Ihr denn im Special?
Da wirst du dich bis Mitte September gedulden müssen, wenn das Special online geht. So genau weiss ich das auch noch nicht. Gibt es Dinge in der Szene, die dich stören? Was sticht im Gegensatz dazu positiv heraus?
Roman: Die positiven Dinge überwiegen meiner Meinung nach: es gibt einen Haufen netter Leute, kollegiales Verhalten und natürlich eine Menge fetter Mucke. Die Sachen, die stören, beziehen sich weniger auf die Death Metal-Szene, sondern sind typische Probleme des Musikerdaseins: Arrogante Bands, schlechte Veranstalter und kalter Kaffee vorm Soundcheck! Ich denke aber, dass es das überall gibt, so dass ich mich nicht beschweren möchte. Das einzige, was mich persönlich an Death Metal Bands oft nervt, ist, wenn man live Bands sieht, die sich wer weiss was darauf einbilden, technisch und möglichst schnell zu sein und dann doch nur wie die 100ste Kopie einer Kopie einer Kopie rüberkommen. Dieses ganze langweilige, uninspirierte Zeug eben. Das braucht doch kein Mensch, oder?
Da stimm ich dir voll zu. Eingebildete Arschlöcher gibt es überall, aber im grossen und Ganzen kann man doch mit 99% der Metalgemeinde problemlos einen Trinken gehen und seinen Spass haben. Darum haben Metal-Festivals immer noch ein einzigartiges Flair. Was wäre deiner Meinung nach ein "Must-have" für jeden Death Metaller? (Nicht speziell auf CDs bezogen, das darf sich auf alles Mögliche beziehen)
Roman: Ich bin eh nicht so der Verfechter von Aussagen wie „Diese CD muss jeder besitzen“, weil irgendeine Band angeblich irgendeine Musikreichtung erschaffen oder beeinflusst hat. Obwohl, na, CDs sind da schon wichtig. Ne Cannibal Corpse CD vielleicht und definitiv was von Carcass müssen sein! Ansonsten: Eine gute Nackenmuskulatur und Tinnitusresistenz können sicher nicht schaden. Und vielleicht sollte man auch mal ein Buch gelesen haben, um nicht alle Klischees zu erfüllen und das jeweilige Gegenüber mal mit geistreichen Äusserungen überraschen zu können. Im Notfall kann man das aber auch weglassen. Aber nur, wenn man sich dafür eine weitere Carcass-CD kauft!
Welche Festivals findest du im deutschsprachigen Raum, aus Sicht des Fans und aus Sicht der Band, am geilsten?
Roman: Das ist ganz ohne jeden Zweifel das „Up from the Ground“ in Gemünden! Das ist ein Festival, das von Final Breath organisiert wird und ohne Zweifel das Beste, was es zur Zeit gibt!
Ich bevorzuge eh kleinere, gemütlichere und spezielle Festivals gegenüber den Massenveranstaltungen, bei denen man sich die 250 Bands eh nicht anschaut. Und wer für 25 Euro aufs Up from the Ground geht, wird sicher nicht enttäuscht werden: Die Stimmung ist grossartig, die Organisation toll und das Billing immer liebevoll ausgewählt. Diesmal waren Suffocation, Obituary, Morbid Angel und Gorefest da. Moment mal, das klingt ziemlich nach dem Death Metal-Must Have, nicht wahr?! (Stimmt! Anm. d. Verf.)
Jedenfalls lohnt sich der Weg dahin echt, auch für Leute aus der Schweiz! Ich konnte in diesem Jahr selbst leider nicht fahren, bin aber den Tränen nahe, wenn ich höre, wie geil es für die anderen war. Erinnert mich etwas an die ersten Wacken, auf denen ich war, als familiäre Atmosphäre und ein Haufen richtig guter Musik im Vordergrund standen! Aber es gibt hier schon eine Reihe wirklich guter Festivals, je nachdem, auf welche Musik man steht, kann man so schon den Sommer rumkriegen!
Naja, der Festival-Sommer ist ja jetzt leider um, aber dafür beginnen die kleinen Herbst und Winter Konzerte, bei denen man sich wegen der Arschkälte draussen auch die Vorbands anschaut. Es scheint, als hättest du meine Neugierde voll befriedigt, mir fällt jetzt nichts mehr ein. Vielen Dank für die Antworten, auch auf die teils recht spitzfindigen Fragen von mir. Die letzten Zeilen kannst du noch an die Fans richten wenn du möchtest.
Roman: Danke erstmal an Euch von Schwermetall dafür, dass ihr uns für dieses Special befragt habt. Und was die Fans angeht: Bleibt einfach weiterhin so open-minded, wie wir es kennen, so dass die Death Metal-Szene auch in Zukunft die beste der Welt ist! Cheers!